Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie haben Sie Emmanuèle Bernheim kennengelernt?
Ich habe Emmanuèle im Jahr 2000 über meinen damaligen Agenten Dominique Besnehard. kennengelernt. Unser Film Unter dem Sand lag auf Eis. Niemand mochte das Drehbuch, keinem gefiel das erste Filmmaterial. So schlug mir mein Agent vor, mich mit Emmanuèle Bernheim zu treffen, um das Drehbuch umzuschreiben. Er hatte das Gefühl, dass wir gut zusammenpassen würden und er hatte Recht: Wir verstanden uns sofort und wurden schnell Freunde. Wir hatten einen ähnlichen Geschmack, was Filme, Schauspieler und ihre Körperlichkeit betrafen. Und mir gefiel ihr Schreibstil sehr gut, den sie gerne als „bis auf die Knochen“ bezeichnete.
Mit welchen Gefühlen lasen Sie den Roman „Alles ist gutgegangen“?
Emmanuèle schickte mir die Korrekturfahne ihres Buches und ich war sehr bewegt von den Erzählungen über ihren Vater. Mir gefielen der Rhythmus und die Spannung der Geschichte, die sich fast wie ein Krimi anfühlte. Emmanuèle fragte mich, ob ich Interesse hätte, das Buch für das Kino zu adaptieren. Ich war mir sicher, dass daraus ein schöner Film werden würde. Allerdings war es ihre sehr persönliche Geschichte und ich war mir zu diesem Zeitpunkt unsicher, wie ich sie zu meiner eigenen Erzählung machen sollte. Andere Filmemacher zeigten Interesse, es gab eine Reihe von mehreren Geboten für die Rechte. Schließlich bekam Alain Cavalier den Zuschlag, der das Projekt jedoch nicht realisieren konnte, weil Emmanuèle an Krebs erkrankte. Cavalier hat dann einen sehr schönen Dokumentarfilm daraus gemacht.
Was hat Sie dazu bewogen, den Stoff jetzt zu adaptieren?
Nach dem Tod von Emmanuèle hat ihre Abwesenheit in mir den Wunsch geweckt, wieder bei ihr zu sein. Vielleicht fühlte ich mich auch auf einer persönlichen Ebene mehr bereit, in ihre Geschichte einzutauchen. Ich brauche oft Zeit mit den Büchern, die ich adaptiert habe, um sie reifen zu lassen, um herauszufinden wie ich sie mir zu eigen machen kann. Und ich wollte unbedingt mit Sophie Marceau arbeiten. Wir sind uns oft begegnet, aber es hat sich nie etwas ergeben. Ich habe intuitiv gefühlt, dass dies endlich der richtige Moment, das richtige Projekt war. Ich schickte ich ihr das Buch von Emmanuèle, welches sie liebte. Danach begann ich mit dem Drehbuch.
Sie beschäftigen sich mit einem gesellschaftlichen Thema wie zuletzt in „Gelobt sei Gott“. Wo sehen Sie die Unterschiede im Zugang?
„Gelobt sei Gott“ beginnt mit persönlichen Erfahrungen, aber bald weitet sich der Film aus und schildert die politischen Aspekte. Im Unterschied dazu konzentriere ich mich dieses Mal auf die persönlichen Erfahrungen von Emmanuèle. Der Film wird nie zu einer Debatte über Euthanasie. Natürlich bleibt es nicht aus, dass wir über unsere eigenen Gefühle und Fragen zum Tod nachdenken. Aber vor allem interessierte mich die Beziehung zwischen dem Vater und seinen Töchtern.
Wie sind Sie bei der Verfilmung des Buches vorgegangen?
Der Roman ist voll von Dialogen, die Adaption war also ziemlich einfach, flüssig und chronologisch. Aber es gab Lücken in der Geschichte, ich ahnte irgendwie, worum es sich handelte, ohne ganz sicher zu sein. Also habe ich, wie bei „Gelobt sei Gott“, eigene Nachforschungen angestellt, vor allem bei Emmanuèles Partner Serge Toubiana sowie ihre Schwester Pascale Bernheim. Eine Person fehlte in dem Buch offensichtlich: Claude de Soria, Emmanuèles Mutter, die sie mir gegenüber kaum je erwähnt hatte. Sie war der blinde Fleck des Buches. Ich wusste nur, dass sie sehr krank und chronisch depressiv war.
Im Film erfahren wir, dass die Mutter eine Künstlerin war.
Ich selbst habe das erst recht spät erfahren, nachdem Emmanuèle gestorben war. Claude de Soria war eine bedeutende Bildhauerin, anerkannt in der Kunstwelt. Ich war überrascht zu erfahren, dass es noch eine Künstlerin in der Familie gab, neben Emmanuèle, der Schriftstellerin. Pascale Bernheim schenkte mir ein Buch über ihre Mutter und zeigte mir ihr Werk und einen Dokumentarfilm, in dem wir sie bei der Arbeit mit Zement sehen. Wobei Emmanuèle keines der Werke ihrer Mutter in ihrem Haus aufgestellt hatte.
Ein weiterer Handlungsstrang gilt dem rätselhaften G.M., der im Film Gérard heißt.
Im Buch werden alle Personen klar benannt, bis auf jenen geheimnisvollen G.M., der Andrés Geliebter war. Die Schwestern mochten ihn nie, ihr Codename für ihn lautete: G.M. für Große Merde (Scheißkerl)! Emmanuèle war besorgt, wie er reagieren würde, deshalb nannte sie ihn nicht in dem Buch. Ich habe seinen Namen ebenfalls geändert. Emmanuèle und ihre Schwester waren überzeugt, dass er derjenige war, der sie bei der Polizei verpfiffen hatte. Seinetwegen war es für sie noch unmöglicher, ihren Vater in die Schweiz zu begleiten. Ich war fasziniert und amüsiert über diese Figur, die ich nicht kennen gelernt habe. Ich stellte mir vor, dass Gérard André wirklich liebte und ihn retten wollte. Im Film verteidigt Emmanuèle Gérard am Ende, indem sie sagt, dass er aus Liebe zu den Bullen gegangen sei.
Wie viele Freiheiten haben Sie sich bei Ihrer Erzählung im Film genommen?
Natürlich hatte ich keine Lust, Emmanuèle zu verraten. Aber ich musste die Geschichte zu meiner eigenen machen. Ich kannte Emmanuèle gut genug, um zu wissen, dass sie nicht beleidigt gewesen wäre und mich nicht zensiert hätte. Vielleicht hätte es ihr sogar gefallen, dass die Figur des G.M. doch nicht so schlecht war.
Emmanuèle und ihre Schwester Pascale sind sich sehr nahe, gleichzeitig gibt es auch eine gewisse Rivalität.
André hat Emmanuèle und nicht Pascale gebeten, ihm beim Sterben zu helfen. Damit werden Dinge über die Familie deutlich, die im Buch nicht explizit erwähnt werden. Das hat meine Fantasie angeregt. In Wahrheit war Emmanuèle allein, als sie den letzten Anruf von der Schweizerin erhielt. Aber ich wollte die beiden Schwestern zusammenbringen, obwohl Emmanuèle den Anruf für sich behält.
Was André von seiner Tochter verlangt, mag unannehmbar erscheinen, aber seine Bosheit führt zum Ziel.
Manche Menschen besitzen so viel Charisma, dass man nicht anders kann als sie zu lieben. Sie sind unausstehlich und zynisch, aber gleichzeitig so intelligent, charmant und witzig. André ist ein zutiefst egoistischer Mensch, aber er ist auch voller Leben. Er heiratete Claude de Soria aus bürgerlicher Konvention heraus, aber er lebte sein Leben so, wie er es wollte. Ohne Zwänge lebte er seine Homosexualität aus. Er tat, was er wollte. Er kannte keine Rücksicht auf andere, abgesehen von seinem Enkelsohn. Emmanuèle hat oft von ihrem Vater gesprochen. Sie liebte und bewunderte ihn. Ich weiß, dass sie viel gelacht haben. Das spürt man im Buch und es war mir wichtig, das auch im Film auszudrücken.
Sie wollten schon lange mit Sophie Marceau arbeiten. Weshalb kam es erst jetzt dazu?
Sophie Marceau ist eine Schauspielerin aus meiner Generation. Ich bin mit ihr aufgewachsen und sie hat mich immer interessiert. Es hat mir gefallen, sie jetzt, mit Anfang fünfzig, zu besetzen. Dieser Film ist eine Art Dokumentarfilm über sie, so wie es Unter dem Sand über Charlotte Rampling war. Sophie erfindet nichts. Sie ist da, präsent, fühlt und drückt ihre Sensibilität aus. Am Ende, in der Küche mit Serge, bricht sie zusammen und klettert in seine Arme. Ich habe diese Szene so nicht geschrieben. Ich wollte nicht, dass sie weint, ich wollte ihre Emotionen für das Telefonat mit der Schweizerin aufsparen. Aber Sophie hat das anders gesehen, und sie hatte Recht.
Und Hanna Schygulla in der Rolle der Schweizerin?
Ich hatte sie vor Jahren auf dem Hamburger Filmfestival kennengelernt, wo sie mir den Douglas-Sirk-Preis überreichte! Ich bewundere sie als Schauspielerin. Ich mochte ihre Arbeit mit Fassbinder. Zuerst habe ich sie gefragt, ob sie einen schweizerdeutschen Akzent machen kann, aber es klang nicht sehr harmonisch. Da ich den weichen deutschen Akzent liebte, wenn sie Französisch spricht, habe ich gesagt: „Vergiss das mit dem Schweizerdeutsch. Du wirst eine deutsche Frau, die in der Schweiz arbeitet.“ Im Buch umarmt Emmanuèle die Polizistin. Aber ich wollte, dass sie die Schweizerin umarmt, eine schöne Figur, die vor rätselhafter Menschlichkeit nur so strotzt.
Welche Herausforderung stellt es dar, in einem Krankenhaus zu drehen?
Szenen in einem Krankenhausbett erfordern eine feste Kamera mit wiederkehrenden Gegenaufnahmen. Glücklicherweise gab es mehrere Ortswechsel. Wir beginnen in Lariboisière, einem öffentlichen Krankenhaus, wechselten dann in ein schöneres Krankenhaus und landeten schließlich in einer Privatklinik. Diese Ortswechsel ermöglichten uns eine Vielfalt der Bilder. Der Film hätte komplett in einem Krankenhauszimmer spielen können, aber ich wollte keinen morbiden, medizinischen Klinikfilm machen.
Welche Rolle spielen die eingeblendeten Daten, die wie ein Tagebuch wirken.
Diese Geschichte ist ein Countdown, deshalb sind die Daten so wichtig. André ist derjenige, der seinen Tod verschieben will, nachdem er den ersten Termin abgesagt hat. Seine größte Angst ist, dass er den Verstand verliert und nicht mehr über den freien Willen verfügt, um seinen Tod selbst zu bestimmen. Seine Töchter werden nicht mehr in der Lage sein, die Reise zu organisieren, wenn er die Fähigkeit verliert, die Entscheidung bewusst zu treffen. Während wir dem schicksalhaften Tag näherkommen, steigt die Spannung: Wird er seinen Plan durchziehen? Ändert er seine Meinung?
Welche Funktion übernehmen die Rückblenden?
Die Rückblenden waren im Roman recht überraschend, weit entfernt von dem üblichen Schreibstil. Ich habe mich gefragt, ob ich sie beibehalten sollte, und wenn ja, wie ich sie filmen sollte. Ich wollte, dass sie eher beschwörend als erklärend sind. Erinnerungen an die Grausamkeit ihres Vaters.
Was würde Emmanuèle über Ihren Film sagen?
Ich wünschte, Emmanuèle wäre noch hier. Ich hätte ihr gerne den Film gezeigt. Sie war so offen, so ehrlich und hat immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie hätte mir ihre Meinung gesagt, was mir bei meiner Arbeit immer wichtig war. Was mich heute glücklich macht, ist der Gedanke, dass der Film vielleicht Menschen dazu anregt, das Werk von Claude de Soria zu entdecken und vor allem dazu, die Bücher von Emmanuèle zu lesen oder sie wieder zu lesen.
Foto:
©Verleih
Info:
STAB
Regie & Drehbuch François Ozon
Produktion. Éric und Nicolas Altmayer
Kamera Hichame Alaouie
BESETZUNG
Emmanuèle Sophie Marceau
André. André Dussollier
Pascale Géraldine Pailhas
Claude Charlotte Rampling
Serge Éric Caravaca
Schweizer Dame Hanna Schygulla
Gérard Grégory Gadebois
Robert Jacques Nolot
Simone Judith Magre
Abdruck aus dem Presseheft
Captain Petersen Natalie Richard
Wie sind Sie bei der Verfilmung des Buches vorgegangen?
Der Roman ist voll von Dialogen, die Adaption war also ziemlich einfach, flüssig und chronologisch. Aber es gab Lücken in der Geschichte, ich ahnte irgendwie, worum es sich handelte, ohne ganz sicher zu sein. Also habe ich, wie bei „Gelobt sei Gott“, eigene Nachforschungen angestellt, vor allem bei Emmanuèles Partner Serge Toubiana sowie ihre Schwester Pascale Bernheim. Eine Person fehlte in dem Buch offensichtlich: Claude de Soria, Emmanuèles Mutter, die sie mir gegenüber kaum je erwähnt hatte. Sie war der blinde Fleck des Buches. Ich wusste nur, dass sie sehr krank und chronisch depressiv war.
Im Film erfahren wir, dass die Mutter eine Künstlerin war.
Ich selbst habe das erst recht spät erfahren, nachdem Emmanuèle gestorben war. Claude de Soria war eine bedeutende Bildhauerin, anerkannt in der Kunstwelt. Ich war überrascht zu erfahren, dass es noch eine Künstlerin in der Familie gab, neben Emmanuèle, der Schriftstellerin. Pascale Bernheim schenkte mir ein Buch über ihre Mutter und zeigte mir ihr Werk und einen Dokumentarfilm, in dem wir sie bei der Arbeit mit Zement sehen. Wobei Emmanuèle keines der Werke ihrer Mutter in ihrem Haus aufgestellt hatte.
Ein weiterer Handlungsstrang gilt dem rätselhaften G.M., der im Film Gérard heißt.
Im Buch werden alle Personen klar benannt, bis auf jenen geheimnisvollen G.M., der Andrés Geliebter war. Die Schwestern mochten ihn nie, ihr Codename für ihn lautete: G.M. für Große Merde (Scheißkerl)! Emmanuèle war besorgt, wie er reagieren würde, deshalb nannte sie ihn nicht in dem Buch. Ich habe seinen Namen ebenfalls geändert. Emmanuèle und ihre Schwester waren überzeugt, dass er derjenige war, der sie bei der Polizei verpfiffen hatte. Seinetwegen war es für sie noch unmöglicher, ihren Vater in die Schweiz zu begleiten. Ich war fasziniert und amüsiert über diese Figur, die ich nicht kennen gelernt habe. Ich stellte mir vor, dass Gérard André wirklich liebte und ihn retten wollte. Im Film verteidigt Emmanuèle Gérard am Ende, indem sie sagt, dass er aus Liebe zu den Bullen gegangen sei.
Wie viele Freiheiten haben Sie sich bei Ihrer Erzählung im Film genommen?
Natürlich hatte ich keine Lust, Emmanuèle zu verraten. Aber ich musste die Geschichte zu meiner eigenen machen. Ich kannte Emmanuèle gut genug, um zu wissen, dass sie nicht beleidigt gewesen wäre und mich nicht zensiert hätte. Vielleicht hätte es ihr sogar gefallen, dass die Figur des G.M. doch nicht so schlecht war.
Emmanuèle und ihre Schwester Pascale sind sich sehr nahe, gleichzeitig gibt es auch eine gewisse Rivalität.
André hat Emmanuèle und nicht Pascale gebeten, ihm beim Sterben zu helfen. Damit werden Dinge über die Familie deutlich, die im Buch nicht explizit erwähnt werden. Das hat meine Fantasie angeregt. In Wahrheit war Emmanuèle allein, als sie den letzten Anruf von der Schweizerin erhielt. Aber ich wollte die beiden Schwestern zusammenbringen, obwohl Emmanuèle den Anruf für sich behält.
Was André von seiner Tochter verlangt, mag unannehmbar erscheinen, aber seine Bosheit führt zum Ziel.
Manche Menschen besitzen so viel Charisma, dass man nicht anders kann als sie zu lieben. Sie sind unausstehlich und zynisch, aber gleichzeitig so intelligent, charmant und witzig. André ist ein zutiefst egoistischer Mensch, aber er ist auch voller Leben. Er heiratete Claude de Soria aus bürgerlicher Konvention heraus, aber er lebte sein Leben so, wie er es wollte. Ohne Zwänge lebte er seine Homosexualität aus. Er tat, was er wollte. Er kannte keine Rücksicht auf andere, abgesehen von seinem Enkelsohn. Emmanuèle hat oft von ihrem Vater gesprochen. Sie liebte und bewunderte ihn. Ich weiß, dass sie viel gelacht haben. Das spürt man im Buch und es war mir wichtig, das auch im Film auszudrücken.
Sie wollten schon lange mit Sophie Marceau arbeiten. Weshalb kam es erst jetzt dazu?
Sophie Marceau ist eine Schauspielerin aus meiner Generation. Ich bin mit ihr aufgewachsen und sie hat mich immer interessiert. Es hat mir gefallen, sie jetzt, mit Anfang fünfzig, zu besetzen. Dieser Film ist eine Art Dokumentarfilm über sie, so wie es Unter dem Sand über Charlotte Rampling war. Sophie erfindet nichts. Sie ist da, präsent, fühlt und drückt ihre Sensibilität aus. Am Ende, in der Küche mit Serge, bricht sie zusammen und klettert in seine Arme. Ich habe diese Szene so nicht geschrieben. Ich wollte nicht, dass sie weint, ich wollte ihre Emotionen für das Telefonat mit der Schweizerin aufsparen. Aber Sophie hat das anders gesehen, und sie hatte Recht.
Und Hanna Schygulla in der Rolle der Schweizerin?
Ich hatte sie vor Jahren auf dem Hamburger Filmfestival kennengelernt, wo sie mir den Douglas-Sirk-Preis überreichte! Ich bewundere sie als Schauspielerin. Ich mochte ihre Arbeit mit Fassbinder. Zuerst habe ich sie gefragt, ob sie einen schweizerdeutschen Akzent machen kann, aber es klang nicht sehr harmonisch. Da ich den weichen deutschen Akzent liebte, wenn sie Französisch spricht, habe ich gesagt: „Vergiss das mit dem Schweizerdeutsch. Du wirst eine deutsche Frau, die in der Schweiz arbeitet.“ Im Buch umarmt Emmanuèle die Polizistin. Aber ich wollte, dass sie die Schweizerin umarmt, eine schöne Figur, die vor rätselhafter Menschlichkeit nur so strotzt.
Welche Herausforderung stellt es dar, in einem Krankenhaus zu drehen?
Szenen in einem Krankenhausbett erfordern eine feste Kamera mit wiederkehrenden Gegenaufnahmen. Glücklicherweise gab es mehrere Ortswechsel. Wir beginnen in Lariboisière, einem öffentlichen Krankenhaus, wechselten dann in ein schöneres Krankenhaus und landeten schließlich in einer Privatklinik. Diese Ortswechsel ermöglichten uns eine Vielfalt der Bilder. Der Film hätte komplett in einem Krankenhauszimmer spielen können, aber ich wollte keinen morbiden, medizinischen Klinikfilm machen.
Welche Rolle spielen die eingeblendeten Daten, die wie ein Tagebuch wirken.
Diese Geschichte ist ein Countdown, deshalb sind die Daten so wichtig. André ist derjenige, der seinen Tod verschieben will, nachdem er den ersten Termin abgesagt hat. Seine größte Angst ist, dass er den Verstand verliert und nicht mehr über den freien Willen verfügt, um seinen Tod selbst zu bestimmen. Seine Töchter werden nicht mehr in der Lage sein, die Reise zu organisieren, wenn er die Fähigkeit verliert, die Entscheidung bewusst zu treffen. Während wir dem schicksalhaften Tag näherkommen, steigt die Spannung: Wird er seinen Plan durchziehen? Ändert er seine Meinung?
Welche Funktion übernehmen die Rückblenden?
Die Rückblenden waren im Roman recht überraschend, weit entfernt von dem üblichen Schreibstil. Ich habe mich gefragt, ob ich sie beibehalten sollte, und wenn ja, wie ich sie filmen sollte. Ich wollte, dass sie eher beschwörend als erklärend sind. Erinnerungen an die Grausamkeit ihres Vaters.
Was würde Emmanuèle über Ihren Film sagen?
Ich wünschte, Emmanuèle wäre noch hier. Ich hätte ihr gerne den Film gezeigt. Sie war so offen, so ehrlich und hat immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie hätte mir ihre Meinung gesagt, was mir bei meiner Arbeit immer wichtig war. Was mich heute glücklich macht, ist der Gedanke, dass der Film vielleicht Menschen dazu anregt, das Werk von Claude de Soria zu entdecken und vor allem dazu, die Bücher von Emmanuèle zu lesen oder sie wieder zu lesen.
Foto:
©Verleih
Info:
STAB
Regie & Drehbuch François Ozon
Produktion. Éric und Nicolas Altmayer
Kamera Hichame Alaouie
BESETZUNG
Emmanuèle Sophie Marceau
André. André Dussollier
Pascale Géraldine Pailhas
Claude Charlotte Rampling
Serge Éric Caravaca
Schweizer Dame Hanna Schygulla
Gérard Grégory Gadebois
Robert Jacques Nolot
Simone Judith Magre
Abdruck aus dem Presseheft
Captain Petersen Natalie Richard