heildichSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. April 2022, Teil 14

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es war sehr eindrucksvoll die Regisseurin Yasmin C. Rams und ihre Mannschaft, die ja doch eigentlich eine Frauschaft ist (!!), bei der Frankfurter Premiere des Films Cinema zu erleben. Schon im Film selbst fällt einem die Internationalität auf, sowohl was die Betroffenen angeht, wie auch die potentiellen Heiler und ihre Verfahren, aber eben auch die Mitarbeiter beim Filmemachen, die überwiegend Mitarbeiterinnen sind.

Erst nach meinem eigenen Eindruck las ich die Worte des Produzenten Rodney Charles, der die Namen hinzufügt: „Als Produzent von HEIL DICH DOCH SELBST bin ich besonders stolz auf die starke weibliche Beteiligung in Schlüsselrollen bei unserer Produktion. Angefangen bei unserer Regisseurin und Produzentin Yasmin C. Rams, bis hin zu unserer Kamerafrau Vita Spiess, unserer zweiten Kamerafrau, der Editorin, der Color Graderin und der Motion Graphics Designerin, sowie anderen. Darüber hinaus ist mir als Schwarzer Mann afrikanischer Herkunft der ethnisch diverse Querschnitt, den wir sowohl vor als auch hinter der Kamera erreichen konnten, sehr wichtig - auf persönlicher Ebene sowie im Rahmen meiner Vision für die Zukunft unserer Branche.“

Filme, die vom eigenen Befinden ausgehen und Krankheiten auf den Grund gehen, aber auch den Heilungsprozeß erreichen wollen, sind oft heikel, weil sie leicht larmoyant wirken oder ihre Heilmethoden sehr aufdringlich anpreisen. Davon ist in diesem Film, der Lockerheit mit Intensität verbindet, überhaupt nichts zu spüren. Dazu trägt auch die Offenheit bei, mit der die Filmemacherin über ablehnende Meinungen zu alternativen Heil- und Behandlungsmethoden in der eigenen Familie berichtet. So wird ihr Vater zum Filmbeginn geradezu zum Advocatus Diaboli, wenn er schwer an Parkinson erkrankt, mit ihr zusammen über die Anzahl der täglich einzunehmenden Tabletten lacht, beide wollen sie diese auf sechs täglich reduzieren und die Tochter auslacht, was die ihm da über in seinen Augen lachhafte und wirre Behandlungsmethoden erzählt.

Und schon hat die Filmemacherin uns mit dabei, wenn sie nun ihrer Epilepsie, mit der sie seit jeher leben muß, auf den Grund gehen will und sich in der Welt umschaut, wo anderswo damit umgegangen wird, bzw. ob und welche Heilungschancen es gibt. Auf diesem Weg findet sie Menschen, die selber chronisch krank, sich ebenfalls nicht auf andere verlassen wollen, sondern sich auf den Weg machen, mehr über den Charakter der Krankheit und mehr über Behandlungsmethoden, von Ayurveda über traditionelle chinesische Medizin, medizinischem Marihuana bis hin zu Taita Juan und Ayahuasca, einer hier eher unbekannten Heilmethode aus Kolumbien, deren Befolgung die Filmemacherin coronabedingt abbrechen mußte, wohin sie aber unbedingt zurückwill.

Wir lernen auf ihrem Erforschungs- und Erfahrungstrip eine Menge interessanter Leute kennen, die individuelle Entscheidungen zwecks Heilung treffen, wobei Zweierlei gilt: grundsätzlich sind die Erkenntnisse für Kundige nicht neu: kein Zucker, kein Fleisch, möglichst ortsübliches Obst und Gemüse essen, Entspannungsübungen lernen und einfach lustvoll leben lernen.Und diese Botschaft kann man einfach nicht oft genug hören.

Was für den Film darüberhinaus spricht, ist die Ehrlichkeit, mit der auch Mißerfolge Eingang finden, sei es das angestrebte Heilerfolge nicht eintreten oder sogar trotz der ‚richtigen‘ Therapie die doch Lebenswilligen an ihrer Krankheit sterben. Der Film gibt auch denen inneren Auftrieb, die nicht an einer chronischen Krankheit leiden, denn sich um das eigene Leben zu kümmern, um den eigenen Körper, die Seele, den Geist, tut auch den sonst Gesunden gut.

Foto:
©Verleih

Info:
Stab
Buch & Regie.  Yasmin C. Rams
Bildgestaltung   Vita Spieß

Protagonisten und Protagonistinnen
Helmut Rams Fiona Burns, Miguel Cárdenas, Junius Johnson, Rick Newton, Hilary Rubin, Howard Shifke