Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Seit meinem 8. Lebensjahr habe ich viel Zeit in Krankenhäusern verbracht. Zu Anfang schienen die Ärzte noch diese großartigen Magiker zu sein, die absolutes Wissen über meinen Körper und die meiner Familie hatten. Je älter ich jedoch wurde und je öfter ich Fehldiagnosen und ärztlichen Fehlleitungen begegnete, desto mehr verstand ich, dass auch Ärzte nur Menschen sind und dass eine gesunde Skepsis angebracht ist.
Ich merkte, dass es vor allem ich selbst bin, die Verantwortung für meinen Körper übernehmen muss und lernen muss, auf ihn zu hören. Wenn das Leben durch etwas Ungewöhnliches wie eine schwere Krankheit, die den Alltag aus den Fugen wirft, ergriffen wird, lernt man das Leben, den Körper und die eigene Wahrnehmung von einer anderen Seite kennen. Diese ist manchmal schlicht und einfach nur unangenehm.
Wenn man sich mit ihr jedoch tiefer auseinandersetzt, kann sie einem unter Umständen auch die Tür zu einer komplett neuen Welt eröffnen. Wie tiefgehend das ist und wieviel wir als Menschen uns doch oft selbst nicht über unsere eigenen Ängste und unbewussten Traumata bewusst sind, habe ich während der Produktion zu „Heil Dich Doch Selbst“ gelernt.
Als Künstlerin und Filmemacherin war es mir ein Anliegen, meine Erfahrungen, sowie die der Protagonist*innen, zu kanalisieren und auf die Leinwand zu bringen. Mit „Heil Dich Doch Selbst“ versuche ich, visuelle Ausdrucksformen zu finden, die es den Zuschauer*innen ermöglichen, sich in Menschen mit chronischen Krankheiten hineinzuversetzen – im Zustand der Krankheit, sowie im Genesungsprozess.
Wie schwierig der Genesungsprozess oft ist, war mir anfangs nicht unbedingt klar. Die Geschichten der Menschen, die bereits symptomfrei von ihren Krankheiten werden konnten, waren zu brillant und zu leuchtend. Ich war naiv. Das ist sicher. Doch im Endeffekt bin ich froh darüber, dass ich so hoffnungsvoll in meinen Versuch hineingegangen bin, denn sonst hätte ich wohl nicht so darüber erzählen können, wie ich es jetzt mit „Heil Dich Doch Selbst“ konnte. In Sachen „Alternativ-Medizin“ ist genau wie in der konventionellen westlichen Medizin immer eine gesunde Skepsis angebracht. Und auch mit den richtigen Heiler*innen und Fachleuten bedarf es, wie Hillary, Howard, Fiona und Junius erzählen, einer außerordentlichen Menge an Disziplin, Glauben, und Willensstärke, um überhaupt Schritte in Richtung Heilung machen zu können. Viele alternative Heilmethoden gehen beispielweise mit einer radikalen Umstellung der Ernährung und neuen Gewohnheiten einher. Genesung oder Besserung kommt nicht mehr in der Form einer kleinen Pille ein- bis zweimal am Tag. Der Gedanke, Verantwortung für die eigene Heilung zu übernehmen, scheint ausschlaggebend.
Wie auch immer die eigene Genesung oder Behandlung verläuft, zählt im Endeffekt doch immer die Perspektive, die man auf das eigene Leben und das eigene Schicksal einnimmt. Mit „Heil Dich Doch Selbst“ tauchen wir in die private, subjektive, innere Welt von Menschen ein, die schwere gesundheitliche Lebensschläge erfahren, und versuchen, sich diesen nicht zu ergeben, sondern gegen diese anzukämpfen – mit allen Mitteln. Diese Dichotomie von Schicksal und Kämpfergeist war und ist für mich der wahre Kern von „Heil Dich Doch Selbst“.
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Buch & Regie. Yasmin C. Rams
Bildgestaltung Vita Spieß
Protagonisten und Protagonistinnen
Helmut Rams Fiona Burns, Miguel Cárdenas, Junius Johnson, Rick Newton, Hilary Rubin, Howard Shifke
Stab
Buch & Regie. Yasmin C. Rams
Bildgestaltung Vita Spieß
Protagonisten und Protagonistinnen
Helmut Rams Fiona Burns, Miguel Cárdenas, Junius Johnson, Rick Newton, Hilary Rubin, Howard Shifke