Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Mai 2021, Teil 8
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In einer alternativen Welt wird ein junges Mädchen (Xochitl Gomez) und ein Zauberer namens Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) von einem gigantischen Ungeheuer verfolgt. Erst im allerletzten Moment kann die junge Frau in eine andere Dimension verschwinden, während der Zauberer getötet wird.
Zur gleichen Zeit besucht Dr. Stephen Strange in New York die Hochzeit seiner Ex-Freundin und ehemaligen Kollegin Christine Palmer (Rachel McAdams), nachdem er in der Nacht zuvor einen schlimmen Alptraum hatte. Doch noch während der Hochzeitsfeierlichkeiten gibt es auf der Straße einen riesigen einäugigen Octopus, der die junge Frau aus Stranges Traum verfolgt.
Als Strange mit Hilfe des herbeigeeilten Wong (Benedict Wong) das Monster endlich besiegen kann, erfahren sie, dass das Mädchen America Chavez heißt und mit Hilfe ihres Willens sternförmige Portale erschaffen kann, durch die man in den verschiedenen Multiversen herumreisen kann - America selbst war schon in 72 Welten. Sie ist auf der Flucht, da eine unbekannte Macht ihr unbedingt ihre Kräfte rauben will, mit denen sie selbst aber nicht richtig umgehen kann.
Als Strange Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) besucht, um von ihr mehr über das Multiversum zu erfahren, zeigt sich, dass sie es ist, die als Scarlet Witch hinter America her ist, denn sie hofft in irgendeinem Universum ihre von ihr selbst erschaffenen Kinder Billy (Julian Hilliard) und Tommy (Jett Klyne) zu finden. Für jemand wie Wanda, die mit Americas Kräften etwas anfangen kann, sind sie doch ausgesprochen verführerisch.
Dr. Strange und Wong nehmen die junge Frau unter ihre Fittiche und bringen sie ins Kamar-Taj, ihr Heim- und Trainingsgelände in Nepal. Allerdings zeigt sich rasch, dass sie auch mit allen "Meister der Mystischen Künste" Scarlet Witch nicht stoppen können.
Strange und America fliehen in verschiedene Universen, in der auch immer wieder nicht nur alternative Inkarnationen von Stephen Strange, sondern auch von anderen bekannten Charakteren wie z.B. Christine Palmer oder auch Karl Mordo (Chiwetel Ejiofor) auftauchen. Auf der Jagd durch die Dimensionen stellen sich diese Personen dabei mal als Helden und mal als Bösewichte heraus.
Doch wird es Strange und Chavez gelingen, Scarlet Witch und ihrem dunklen Zauberbuch zu entkommen?
"Doctor Strange in the Multiverse of Madness" ist ein Teil der Phase-Vier der MCU (Marvel Cinematic Universe). Regisseur des Action-Films ist Sam Raimi, nach einem Drehbuch von Michael Waldron. Raimi hat bereits Erfahrungen mit Superhelden-Filmen, denn er war der Regisseur der drei "Spider-Man" Filme (2002, 2004 und 2007) mit Tobey Maguire als Peter Parker.
Es ist der zweite Film nach "Doctor Strange" (2016) (bei dem noch Scott Derrickson Regie geführt hat), in dem der von Benedict Cumberbatch gespielte Dr. Stephen Strange die zentrale Rolle spielt. Strange war auch noch in weiteren Marvel-Filmen zu sehen, wie in "Thor: Tag der Entscheidung" (2017), "Avengers: Infinity War" (2017) (Strange fiel dem Fingerschnipsen von Thanos zum Opfer, worauf er in dem hier besprochenen Film auch hinweist), "Avengers: Endgame" (2019) sowie "Spider-Man: No Way Home" (2021).
Zentrale Figur des Films ist eigentlich nicht Stephen Strange, sondern Wanda Maximoff, denn sie treibt die Story voran. Elizabeth Olsen zeigt hier eine starke Performance, dabei darf sie Seiten von Wandas Persönlichkeit zeigen, die man von ihr so noch nicht zu sehen bekam und auch nicht erwartet hat. Sie spielt eine Mutter, die unter allen Umständen und ohne Rücksicht auf Verluste eine Welt finden will, in denen sie mit ihren beiden Söhnen in der Realität leben kann.
Benedict Cumberbatch spielt einen deutlich gereifteren Strange, der zwar immer noch arrogant und selbstherrlich ist, aber der auch bereit ist - wenn auch grummelnd - als Mentor für America zu agieren. Cumberbatch zeigt, dass er den Doktor inzwischen perfekt beherrscht, denn er schafft es, die verschiedenen Inkarnationen von Strange ganz individuell zu gestalten.
Die dritte Hauptrolle ist Xochitl Gomez als America Chavez, die zwar auf ihrer Reise auch eine ganz eigene Wandlung durchmacht und am Ende deutlich selbstsicherer ist, die aber als neu eingeführter Charakter leider doch etwas zu blass bleibt. America wird trotzdem eine Zukunft in der Marvel-Welt haben - als erste offen homosexuelle Superheldin.
Natürlich gibt es auch in diesem Film Cameos von Charakteren aus anderen MCU-Filmen oder Serien - auch noch in Vorbereitung befindlichen - die als Illuminati (einer fiktionalen Geheimgesellschaft von Superhelden) über Stephen Strange richten wollen. Es ist kein Geheimnis, dass dazu auch Sir Patrick Stewart als Professor X gehört, denn das hat der Schauspieler schon vor einiger Zeit verraten und seit 20th Century Fox zu Disney gehört, sind auch die X-Men in das MCU integriert.
Im Gegensatz zu vielen andern MCU-Filmen hat "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" zwar eine trotz der vielen Universen recht einfach gestrickte Story, die aber auch dank des Regisseurs Sam Raimi nicht nur spannend, tragisch, fantastisch und doch gleichzeitig witzig, sondern daneben auch noch vergleichsweise brutal und manchmal auch recht gruselig ist. Auch wenn es ein Doctor-Strange Film ist, der seinen Blick vor allem auf die drei Hauptcharaktere hat, so bleibt das Multiversum doch ein sehr wichtiger Teil der Geschichte.
Das hier angesprochene Konzept eines Multiversums, wird in diesem Film nicht zum ersten Mal in einem Marvel-Film oder einer Marvel-Serie behandelt. Bereits in dem Kinofilm "Spider-Man 3 - No Way Home" (2021) sowie in der Disney+-Streaming Serie "Loki" (2021) und auch der Animationsserie "What if..?" (2021) wurde man mit dem Konzept von verschiedenen Zeitebenen und parallelen Universen vertraut gemacht. Für den Zuschauer ist es auch noch hilfreich, etwas über die Serie "Wanda Vision" (2021) gesehen oder gelesen zu haben, in der sich Wanda eine parallele Zeitlinie erschafft, in der sie ein perfektes Familienleben führt. Denn hier liegt der Hintergrund für Wanda Maximoffs Suche nach ihren Kindern und ihre Verwandlung zur Scarlet Witch.
Dies führt allerdings dazu, dass der Zuschauer, der keinen Disney+-Streamingdienst hat, storymäßig doch etwas den Anschluss verlieren kann, selbst wenn er alle vorherigen Avengers-Filme gesehen hat. Das schließt auf die Dauer doch immer mehr Zuschauer aus. Es ist deshalb eine Frage, ob ein solches Procedere von den Verantwortlichen des MCU noch lange weitergeführt werden kann, oder ob man doch wieder - wie wohl auch im DC-Universum - Stand-Alone Filme produziert.
Trotz der genannten Kritik, vor allem am allgemeinen MCU-Konzept, ist "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" als Film nie langweilig, denn durch die verschiedenen Universen gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Dabei sind die eingestreuten Horror-Szenen (wenn auch FSK 12 tauglich) wunderbar bizarr geraten. Insgesamt ist ein unterhaltsamer und temporeicher in einigen Szenen untypischer Marvel Blockbuster entstanden, der auch durch Sam Raimis unverkennbaren Stil auf jeden Fall sehenswert ist.
Zusatz: Wie bei einem Marvel-Film üblich sollte man während des Abspanns sitzen bleiben, das es noch zwei Szenen gibt, davon ist die eine in der Mitte der Credits und zeigt eine bekannte Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin in einem bisher noch nicht aufgetretenen Charakter.
Foto 1: v.l.n.r.: Xochitl Gomez als America Chavez, Benedict Wong als Wong und Benedict Cumberbatch als Dr. Stephen Strange © Marvel Studios, The Walt Disney Company Germany
Foto 2: Elizabeth Olsen als Wanda Maximoff © Marvel Studios, The Walt Disney Company Germany
Foto 3: Chiwetel Ejiofor als Mordo © Marvel Studios The Walt Disney Company Germany
Info:
Doctor Strange in the Multiverse of Madness (USA 2022)
Originaltitel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Genre: Science-Fiction, Horror, Marvel, Action, Drama, Comic-Verfilmung, Sequel
Filmlänge: 126 Min.
Regie: Sam Raimi
Drehbuch: Michael Waldron
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Elizabeth Olsen, Benedict Wong, Chiwetel Ejiofor, Xochitl Gomez, Rachel McAdams u.a.
Verleih: The Walt Disney Company Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 04.05.2022