Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das sei ja altersdiskrimierend, wenn man einen alten Menschen auf sein Jungsein anspricht? Sei’s drum! Es ist einfach eine Freude, dem 89jährigen französisch-griechischen Regisseur zuzuhören, wenn er schwungvoll und kenntnisreich von heutigen politischen und gesellschaftlichen Problemen spricht, anläßlich der Vorführung seiner beiden 50 Jahre auseinanderliegenden Filme, die zu anderer Zeit und anderem Ort doch beide: Z von 1969 und ADULTS IN THE ROOM von 2019 das diesjährige Lichterprogramm zu etwas Besonderem machen.
Es war der Freitag, wo Costa Gavras erst im Filmmuseum seinen legendären Film Z zeigte, der für jeden, der damals schon Filme im Kino erlebte der Beginn eines neuen Genres ausmachte, nämlich den Politthriller. Heute ist das nichts Besonderes mehr. Damals war es geradezu revolutionär, daß es ein Film mit einem ganzen grausamen Militärregime aufnimmt, wie es Z mit der griechischen Militärdiktatur gelang. Deren kriminelles und das griechische Volk schädigendes Vorgehen wurde dadurch nicht nur der ganzen Welt über dokumentiert, sondern diese Schlächter wurden gleichzeitig auch als das vorgeführt, was solchen Männern das Schrecklichste ist, als lächerliche Popanz aufführende kriminelle Männerbande, über die man lachen sollte, aber lange weinen mußte.
Doch vor dem Film gab es erst einmal die aufrichtig bewundernde Begrüßung durch die Direktorin des DFF. Kein Wunder, jeder, der auch beruflich mit Film zu tun hat, für den ist Constantin Costa-Gavras eine Adresse für knallharte Filmsprache, die dazu mit dem gesegnet ist, was Regisseure brauchen, daß nämlich auch politisch-menschliche Anliegen über die Schauspieler direkt in Kopf, Herz und möglichst auch Hand der Zuschauer dringen. ’Hand’ deshalb, weil hier nicht nur etwas auf der Leinwand angeschaut und kommentiert werden sollte, sondern der Zuschauer durch Veränderung, bzw. Stärkung des politischen Bewußtseins auch nach dem Film als ein Zoon politikon selbst agieren sollte.
Natürlich sprach Costa-Gavras auch über die Ukraine, daß auf einmal Krieg herrscht in Europa, wo wir uns doch friedlich eingerichtet hatten. Er sprach auch über seine Anwesenheit auf dem 2. Kongreß ZUKUNFT DEUTSCHER FILM, über den er auch Kenntnis hat.
Bei der Vorführung des 127 minütigen Films dachte ich dann, eigentlich sollte man einst bewunderte, ja geliebte Filme nicht nach 50 Jahren noch einmal anschauen. Nicht nur man selber, auch der Film ist alt geworden, obwohl mir dann ganz junge Dinger sagten, nein, er war für sie frisch, dieser Film. Kann gut sein, wenn man die damaligen politischen Verhältnisse gut kannte, daß man von heute her das sehr holzschnittartig sieht. Um was es geht? Um die Vorführung der griechischen Militärdiktatur im Vorfeld ihrer Machtergreifung 1967 unter anderem Namen, der halt sein mußte, genauso wie der Vorspann daran erinnert: „Die Übereinstimmung mit Personen und wahren Ereignissen ist gewollt“.
Erst geht es um eine Veranstaltung, wo ein Populärer Universitätsprofessor und Abgeordneter eine Veranstaltung mit deutlicher Nato-Kritik nicht durchführen soll, es aber tut und anschließen unter Polizeiaugen ermordet wird, was dann als Unfall hingestellt wird. Ein junger Untersuchungsrichter soll das untersuchen, ein Richter waltet seines Amtes und läßt sich nicht korrumpieren. Doch immer mehr Zeugen sterben auf einmal unter merkwürdigen Umständen und bald ist es auch soweit, daß die Junta nicht mehr nur brutale Gewalt gegen einzelne ausübt, sondern sich selbst zur Staatsgewalt putscht.
Fortsetzung folgt
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