Bildschirmfoto 2022 05 31 um 01.02.43Deutsche Kinemathek zeigt ukrainisches Filmprogramm. Berlin, Leipzig und Hamburg 12. bis 30. Juni 

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg mitten in Europa. Der russische Angriff auf die Ukraine erschüttert auch die deutsche  Gesellschaft bis ins Mark. Die Solidarität mit Ukrainer*innen und der Wille zu helfen, sind bei vielen groß. Gleichzeitig ist schlagartig das Bewusstsein erwachsen, dass wir hierzulande kaum etwas über die Ukraine, ihre Geschichte und ihre Gesellschaft wissen. Es gibt so viel zu erfahren über das ukrainische Selbstverständnis, Diskurse, Perspektiven, Menschen und Orte im Land. Und wie besser die uns vielfach in Bildern erreichenden Kriegsmeldungen einordnen als im Bild selbst?

Zwischen dem 12. und 30. Juni 2022 laden die Deutsche Kinemathek und teilnehmende Kinos in Berlin (Delphi Lux,City Kino Wedding), Hamburg (Abaton Kino) und Leipzig (Schaubühne Lindenfels) zu einer facettenreichen ukrainischen Filmreihe aus sieben Lang- und zwei Kurzfilmen ein, flankiert von Einführungen und Gesprächen mit ukrainischen Kulturakteur*innen. Das Programm wird kuratiert von Victoria Leshchenko und Yuliia Kovalenko, die mit ihrer Filmkurator*inneninitiative sloїk film atelier unterrepräsentierten Stimmen Raum geben und sie international fördern.

In der russischen Kriegsrhetorik wird versucht, der Ukraine eine eigene Geschichte und Kultur abzusprechen. Dabei blickt das Land auf eine lange Kinogeschichte zurück, in der ukrainische Regisseur*innen den Film genutzt haben, um die Vergangenheit und die Gegenwart ihres Landes zu reflektieren und von der Zukunft zu träumen. In den vergangenen Jahren erlebte das ukrainische Kino einen Boom mit einer neuen Generation von Filmemacher*innen,
die in dieser Tradition stehen und von einer lebendigen unabhängigen Filmkultur in der Ukraine zeugen.

Victoria Leshchenko und Yuliia Kovalenko: „In den 1920er Jahren war die Ukraine eines der aktivsten Länder des europäischen Kinos. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieses Erbe vom totalitären Sowjetregime teils ideologisch geschwächt, teils von Moskau vereinnahmt: 1948 brachte der KGB Filme aus den Filmstudios in Kiew und Odessa nach Moskau, und seitdem versucht die Ukraine immer noch, ihr Filmerbe zurückzugewinnen, indem sie Film für Film aufkauft oder herausfischt. Heute erlebt das ukrainische Kino eine Renaissance, mit neuen Namen und einer bunten Landkarte von Genres - und dieses Programm eröffnet einen Blick auf diese Landkarte.“

»Perspectives of Ukrainian Cinema« spannt einen Bogen von Komödie über Dokumentarfilm bis hin zu Science-Fiction und Drama – vom Süden und Westen des Landes bis zum Donbass im Osten. Darunter auch der 2022 mehrfach auf internationalen Festivals gezeigte und ausgezeichnete Film ›Klondike‹ von Maryna Er Gorbach über werdende Eltern vor dem Hintergrund des Krieges im Donbass und dem Abschuss des Passagierflugzeugs MH17.

Am Eröffnungsabend, den 12. Juni, wird Oleksandr Dovzhenkos Klassiker ›Arsenal‹ (1929) mit neuer Filmmusik um 20:00 im Berliner Delphi Lux gezeigt. Gast: Anna Onufriienko (Filmwissenschaftlerin, Oleksandr Dovzhenko Centre, Kiew), Moderation: Barbara Wurm (Wiss. Mitarbeiterin, Institut für Slawistik, Humboldt-Universität, Berlin)

Der Eintritt zu allen Vorführungen ist kostenfrei


Foto:
Вулкан|. Volcano, UKR, DE 2018, Roman Bondarchuk
© Elemag Pictures

Info:
Eröffnung mit Gästen am 12. Juni 2022 um 20:00 im Delphi
Lux, Berlin