Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 27. Februar 2014, Teil 1

 

Corinne Elsesser

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nach dem 1985 zum Kultfilm avancierten Film „My beautiful Laundrette“ oder „Sammy und Rosie get laid“ und zuletzt „The Queen“ sind die Erwartungen an Regisseur Stephen Frears hochgesteckt. Sein neuester Film „Philomena“ wendet sich wieder einem Sozialdrama zu.

 

 

PHILOMENA

 

Basierend auf der Dokumentation „The Lost Child of Philomena Lee“ von Martin Sixsmith folgt der Film der Spurensuche einer Mutter nach ihrem verlorenen Sohn. Philomena war als junges Mädchen im katholischen Irland ungewollt schwanger geworden und wurde, weil dies eine Schande war, in das Kloster Roscrea gegeben. Dort brachte sie ihren Sohn Anthony zur Welt, wurde gezwungen, ihn zur Adoption freizugeben und musste mitansehen, wie ein reiches amerikanisches Paar ihn abholte und er für immer aus ihrem Leben verschwand. Aus Scham schwieg sie und vertraute sich erst nach 50 Jahren ihrer Tochter Jane an. Schockiert sucht diese einen Weg und macht sie mit Martin, einem Fernsehreporter, bekannt.

 

Dieser gibt sich zunächst reserviert, da Schicksalsgeschichten nicht eigentlich sein Metier sind. Doch die Details, die vielen Ungereimtheiten sind es, die ihn mehr und mehr interessieren. Während Martin eine journalistische Aufklärung, möglicherweise sogar die Aufdeckung eines Skandals im Sinn hat, will Philomena eigentlich nur wissen, wie es ihrem Sohn all die Jahre ergangen ist. Eine aufregende Suche beginnt, detektivisch, fast eine Kriminalrecherche, die von Irland über Washington und wieder zurück in das alte Kloster führt und dabei an Abgründe kirchlicher Praktiken ebenso rührt wie sie die unterschiedlichen Lebenshaltungen der beiden Protagonisten aufeinanderprallen lässt.

 

Steve Coogan, ein in England als Komiker bekannter Fernsehstar, tritt in der Rolle des distanzierten und zynischen Reporters einer eher naiven und gutgläubigen Philomena - grossartig dargestellt von Judi Dench - gegenüber. Da ist das Gelände von Anfang an vermint mit Humor und Situationskomik, die in wunderbar erfrischenden Dialogen zum Ausdruck kommt. Diese jedoch in eine tragische und schmerzvolle Erzählung einzuflechten ist zum einen auf das sehr pointiert ausgearbeitete Drehbuch zurückzuführen, das Steve Coogan zusammen mit dem BBC-Autor Jeff Pope entwickelt hat. Zum anderen ist es dem Regisseur zu verdanken, der diese Gratwanderung zwischen Witz und Tragik souverän zu meistern verstand. Immerhin hat der Film bereits im Herbst auf dem Filmfestival von Venedig einen Preis für das Beste Drehbuch gewonnen.

 

 

INFO:

PHILOMENA

Regie: Stephen Frears, Grossbritannien, 2013