Siebtes LICHTER Filmfest Frankfurt 25. bis 30. März 2014, Teil 3
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Man kann sagen: Komik, Körper, Krise auf jeden Fall steht das internationale Programm des LICHTER Filmfest unter dem Motto „Kunst des Lachens: Humor, Komik und Komödie“. Das ist nun wahrlich kein Hauptthema des gegenwärtigen Films, wenn wir mal von den Komödien absehen, die aber oft nicht zum Lachen sind!
Deshalb wird zum erklärten Ziel des internationalen Programms des siebten LICHTER Filmfest Frankfurt International, das Lachen im Kino ernstzunehmen, ohne dabei den Spaß zu vergessen.Rund ein Dutzend aktueller Filme aus allen Teilen der Welt, darunter sieben Deutschlandpremieren, werden ab dem 25. März das diesjährige Festival-Leitthema „Humor, Komik und Komödie“ mit Leben füllen. „Die Komödie ist seit den Kindertagen des Kinos eines der wichtigsten Filmgenres, denn sie ist nicht nur höchst unterhaltsam, sondern auch eine der genauesten Beobachterinnen des menschlichen Zusammenlebens“, sagt der Programmdirektor des Festivals, Michael Hack.
Das Programm spannt den Bogen von populären Komödien bis hin zu Dokumentarfilmen, die ihre Beobachtungen humoristisch zuspitzen. Im Kern vieler Beiträge steht die Beobachtung gesellschaftlicher Umgangsformen. So erzählt etwa Sophie Letourneurs „Les Coquillettes“ von den amourösen Verwicklungen dreier junger Filmemacherinnen beim Festival in Locarno. Eine ganze Gesellschaft scheint sich in „Death of a man in the balkans“ in einem einzigen Raum zu entfalten: Ein Mann ist gestorben, und nun defiliert die komplette Nachbarschaft vorbei und tut ihre Meinung zum Toten kund. Die Eigenartigkeiten der eigenen Heimat dagegen erhellt Moritz Sieberts Dokumentation „Erntehelfer“, die ein unterfränkisches Dorf aus der Perspektive eines indischen Priesters in den Blick nimmt.
Viele Filme nutzen Humor auch zur Auseinandersetzung mit politischen Fragen. So ist in „La fille du 14 juillet“ die französische Wirtschaftskrise der Ausgangspunkt: Vier junge Franzosen sind auf dem Weg zum Urlaub ans Meer, als die Regierung wegen der Krise die Ferien absagt und damit eine Kaskade absurder Begebenheiten in Gang setzt. Ähnlich absurd ist auch die Reise des Filmemachers Andrew Kötting: Er schippert in einem Schwanentretboot die Themse entlang und zeichnet dabei ein bissiges Porträt der politischen und kulturellen Lage Großbritanniens.
Aber auch die Seltsamkeiten menschlicher Körper, die seit den frühen Slapstickkomödien ein Grundpfeiler der Filmkomik sind, spielen im Programm eine wichtige Rolle. Zum einen richtet LICHTER mit seinem Porträt des amerikanischen Komikers W.C. Fields einen Blick zurück auf diese Ursprünge. Diese finden sich beispielsweise im Zusammenleben des Wachmanns Chalo mit einem Kampfhahn im costaricanischen Film „Por las Plumas“ wieder oder in der Hongkong-Komödie „Vulgaria“, in dem ein Produzent eine alternde Pornodiva in einem zeitgenössischen Erotikfilm unterbringen soll.
Die Filme des Programms spannen geographisch und formell einen großen Bogen: Aus Asien stammen die zwei Publikumslieblinge „Vulgaria“ und „All about my wife“, der in Südkorea der erfolgreichste einheimische Film 2012 war. Aus den USA kommt mit „In a world“ der Regie-Erstling der erfolgreichen Schauspielerin Lake Bell, der beim Sundance-Festival 2013 mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde. Die beiden französischen Beiträge „Les Coquillettes“ und „La fille du 14 Juillet“ dagegen sind ambitionierte Independentkomödien, die mit sehr kleinem Budget von Emmanuel Chaumet produziert wurden, der für seine Arbeit vom Produzentenverband Procirep als französischer Produzent des Jahres 2012 ausgezeichnet wurde. Und Bob Byingtons „Somebody up there likes me“ aus den USA ist das Ergebnis der lebendigen Independent-Filmszene in Austin, Texas.
„Wir wollen mit diesem Programm Impulse setzen, damit auch in Deutschland ein breiteres Spektrum anspruchsvoller Komödien entsteht“, so Programmleiter Michael Hack. Deshalb diskutieren die Festivalmacher am Freitag u. a. mit dem Produzenten Ralf Husmann und dem Festivalschirmherrn Leander Haußmann über die Lage der deutschen Komödie.
Hintergrund
Das LICHTER Filmfest ist die zentrale Plattform des Filmschaffens der Rhein-Main-Region und mit seiner Auswahl von Filmen aus allen Regionen der Welt das einzige wirklich internationale Festival an einem wachsenden Standort der Filmbranche. LICHTER geht vom 25. bis 30. März 2014 in seine siebte Ausgabe. 6 Tage, 8 Spielstätten, 60 Filme aus wenigstens 15 Ländern – das sind die aktuellen Grundkoordinaten für das Festival. LICHTER hat seine Wurzeln in der Film- und Kulturszene der Region: Das LICHTER Filmfest Frankfurt International begann als Werkschau des regionalen Films in einem selbstgebauten Atelierkino und hat sich in den letzten sechs Jahren zu einem mehrtägigen, internationalen Festival entwickelt. LICHTER findet seit 2008 jedes Jahr im Frühling an verschiedenen Spielstätten in Frankfurt und in anderen Städten der Rhein-Main-Region wie Offenbach, Wiesbaden, Darmstadt und Hanau statt. Ein Team aus rund 40 hauptsächlich ehrenamtlich engagierten Filmemachern, Medienexperten und Filmliebhabern richtet das Festival alljährlich aus. Die sechste Auflage des Festivals im März 2013 endete mit Rekordergebnissen: 9.500 Gäste besuchten die 50 Filme und Kurzfilmprogramme aus 12 Ländern sowie die zahlreichen Begleitveranstaltungen und -Ausstellungen.
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