Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. August 2022, Teil 2
Margarete Ohly-Wüst
Weltexpresso (Frankfurt am Main) - Nach dem Krebstod seiner Ex-Frau versucht der Arzt Dr. Nate Daniels (Idris Elba) seinen beiden Töchtern Meredith "Mare" (Iyana Halley) und Norah (Leah Jeffries) wieder näher zu kommen und kehrt mit ihnen in das Heimatland ihrer Mutter nach Südafrika zurück. Nate macht sich Vorwürfe, dass er die Krankheit seiner Frau nicht rechtzeitig erkannt hat und Meredith und Norah können ihm nicht verzeihen, dass die Ehe gescheitert ist.
Jetzt möchte Nate den Mädchen mit der südafrikanischen Savanne die Gegend zeigen, an dem sich die beiden kennengelernt haben, um ihnen die Möglichkeit zu geben, mit dem schweren Verlust fertig zu werden. Deshalb fährt er in das Naturschutzgebiet, das von seinem alten Freund, dem Biologen Martin Battles (Sharlto Copley) betrieben wird.
Am nächsten Tag will Martin ihnen einen Teil des Reservates zeigen, dass für das Publikum nicht geöffnet ist. Dort treffen sie auf ein Löwenrudel, dessen Männchen von Martin mit aufgezogen wurden und denen er sich problemlos nähern kann.
Als sie allerdings ins nächste Dorf kommen, sind dort alle Menschen tot. Martin erzählt, dass trotz des Einsatzes der Wildhüter immer wieder Wilderer im Reservat Tiere abschießen. Gerade haben sie es vor allem auf Großkatzen abgesehen.
Auch sie werden jetzt von einem Löwenmännchen angegriffen, denn er allein hat die Attacke einer Gruppe von Wilderen überlebt, die sein Rudel erschossen haben. Martin versucht die Gruppe aus dem Gebiet des Löwen herauszubringen, allerdings besteht von dort kein Funkkontakt zur Basisstation. Als Martin versucht einen Funkkontakt zu bekommen, wird er vom Löwen angegriffen und schwer verletzt.
Auch wenn das Jagdverhalten des Tieres keinem normalen Löwen mehr gleicht, muss Nate Daniels versuchen, sich, seine Töchter und seinen verletzten Freund zu retten. Während die Töchter versuchen, doch noch Funkkontakt zur Basisstation zu bekommen, nimmt Nate den Kampf nicht nur mit dem rachsüchtigen Löwen auf, sondern auch mit den Wilderern, die immer noch nach dem Löwen suchen...
Überlebensthriller im Kampf gegen Tiere gab es in den letzten Jahren im Kino immer wieder. Die bekanntesten sind sicher "Der Weiße Hai" (1975) und seine vielen Fortsetzungen, "Meg" (2018) oder "The Shallows – Gefahr aus der Tiefe" (2016). Gerade bei den Filmen mit Haien sind auch einige ganz miserable erschienen.
Daneben gibt es noch viele weitere Filme, in denen es um einen Kampf von Mensch gegen Tier geht. - beginnend mit "Moby Dick" (1956), "The Revenant - Der Rückkehrer" (2015) oder auch die sechs "Jurassic Park/World"-Filme.
Regisseur von "Beast - Jäger ohne Gnade" ist der isländische Regisseur Baltasar Kormákur, der sich in den letzten Jahren als Spezialist für Survival-Thriller herausgestellt hat. In "Everest" (2015) erzählt er die wahre Geschichte eines fatalen Aufstiegs 1996 zum gleichnamigen Berg, der mit vielen toten Bergsteigern endete und in "Die Farbe des Horizonts" (2018) über ein junges Paar, das während einer Segeltour im Pazifischen Ozean auf ihrem Weg von Tahiti nach Kalifornien in einen starken Sturm geraten ist.
In dem hier besprochenen Film ist das angreifende Tier ein Löwenmännchen. Es gab bereits 1996 mit "Der Geist und die Dunkelheit" (1996) einen amerikanischen Actionfilm über zwei Menschen fressende Löwen, der wiederum auf dem Buch Die Menschenfresser von Tsavo (1907) von John Henry Patterson beruht, der darin seine Erlebnisse während des Baus einer Brücke der Uganda Railway 1898 erzählt und der letztendlich die beiden Löwen erlegt hat.
Die Hauptrollen in "Beast" spielen Idris Elba als Dr. Nate Samuels, der bekannte südafrikanische Schauspieler Sharlto Copley als sein langjähriger Freund Martin Battles und die beiden Newcomerinnen Iyana Halley und Leah Jeffries als Samuels Töchter Meredith und Norah.
Die weiteren Rollen wurde alle mit südafrikanischen Darstellern besetzt, wie Martin Munro als Kees, der burische Chef der Wilderer. Der Regisseur ließ die Wilderer-Truppe Venda sprechen, eine der indigenen Sprachen, die in der nordöstlichen Region Südafrikas gesprochen wird, wo der Film spielt.
Kormákur hat die Überlebensgeschichte, dessen Drehbuch von Ryan Engle stammt, bewusst in Südafrika und zwar in den Provinzen Limpopo und Nordkap sowie in Kapstadt gedreht, um den Film in der Realität zu verankern und den Terror des Löwen fast real wirken zu lassen. Dabei geht es dem Regisseur aber auch darum, zu zeigen - und darin unterscheidet sich der Film von vielen anderen des gleichen Genres - dass dieser Löwe nur angreift, weil die Menschen ihn zuerst in seinem Territorium angegriffen haben und wie wichtig es ist, die wilden Kreaturen und Orte unserer Welt zu respektieren und zu schützen.
Es wird Wert darauf gelegt, dass keine Szenen, in denen Löwen mit Menschen interagieren, mit echten Löwen gedreht wurden. Alle Löwen wurden mit hoch entwickelten, innovativen, modernsten visuellen Effekten erschaffen. Allerdings hat Kameramann Philippe Rousselot wunderschöne Landschaftsaufnahmen in Südafrika aufgenommen.
Auch wenn die Natur im Reservat und die Gründe warum der Löwe angreift, ein wichtiger Teil des Films sind, geht es dem Regisseur in dem Thriller hauptsächlich um einen Vater, für den das Wichtigste auf dem Spiel steht: seine Familie, die er unter allen Umständen verteidigen will.
Doch gerade da sind dann doch einige der Szenen etwas übertrieben und das Verhalten der Charaktere nicht nachzuvollziehen - aber für die Spannung des Films notwendig. So rennt z.B. Meredith einfach los, um dem vom Löwen verletzten Martin Battles zu helfen, oder das Fenster im Auto wird nicht geschlossen, so dass der Löwe durch das geöffnete Fenster greifen kann. Auch steigt Nate in ein Gewässer, bei dem man in Szenen vorher gesehen hat, wie ein Krokodil in den See eintaucht, Nate aber nicht angegriffen wird. Besonders unrealistisch ist allerdings der Endkampf zwischen Nate und dem Löwen (der übrigens in einer Sequenz gedreht wurde), denn bei den Verletzungen von Nate hätte der Löwe eigentlich viel früher gewinnen müssen.
Auch wenn sich die menschlicher Verfolgten manchmal recht dämlich anstellen, erweist sich allerdings der Trick des Regisseurs als besonders fesselnd, dass man als Zuschauer weiß, dass der Löwe irgendwo in der Nähe ist, dass man ihn aber häufig weder hört noch sieht. Dadurch weiß der Betrachter genauso wenig wie der Verfolgte, wann und wo das Tier wieder auftaucht.
Auch wenn das zentrale Thema des Films ist, dass hier ein Vater unter allen Umständen seine Töchter vor dem Löwen beschützen will, sind gerade die Familienszenen doch immer mal wieder recht klischeehaft geraten.
Trotz der manchmal etwas aufdringlichen Familiengeschichte ist "Beast - Jäger ohne Gnade" ein spannendes Action-Drama, das neben den wunderbaren Landschaftsaufnahmen vor allem durch die natürlich aussehenden CGI-Löwen punktet und das trotz aller Kritik an der Zeichnung der Charaktere ausgesprochen spannend ist und das man sich nicht nur als Fan von Survival-Thrillern sehr gut im Kino ansehen kann.
Foto 1: v.l.n.r.: Martin Battles (Sharlto Copley), Meredith Samuels (Iyana Halley), Dr. Nate Samuels (Idris Elba) und Norah Samuels (Leah Jeffries) © Universal Pictures International Germany
Foto 2: Dr. Nate Samuels (Idris Elba) © Universal Pictures International Germany
Foto 3: v.l.n.r.: Dr. Nate Samuels (Idris Elba), Martin Battles (Sharlto Copley), Mare Samuels (Iyana Halley) und Norah Samuels (Leah Sava Jeffries) © Universal Pictures International Germany
Info:
Beast - Jäger ohne Gnade (Australien USA 2022)
Originaltitel: Beast
Genre: Drama, Survival-Film, Action, Thriller
Filmlänge: ca. 93 Min.
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: Ryan Engle
Darsteller: Idris Elba, Iyana Halley, Leah Jeffries, Sharlto Copley, Martin Munro u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 25.08.2022