Berlin (Weltexpresso) - Ungewöhnlich lange sitzen wir nach Beginn des Films im Dunklen, weil die „Känguru – Verschwörung“ in einem Dunkel-Restaurant beginnt. Das Känguru frisst die Tischdekoration, hoppelt im Düsteren herum, belästigt andere Gäste, die keifen: „Was macht der Hund hier?“
Als das Beuteltier die taghelle Notbeleuchtung auslöst, fliegt es mit Marc-Uwe Kling (Dimitrij Schaad) und dessen von ihm angebeteten, aber unnahbaren Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) aus der Kneipe.Damit ist die Liebesgeschichte eigentlich gelaufen, bevor sie überhaupt beginnt. Gerettet werden kann sie allenfalls noch durch eine absurde Wette, die nun die folgende Handlung des Films bestimmt. Sollte es Marc-Uwe gelingen, Marias Mutter Lisbeth (Petra Kleinert), einer toughen Leugnerin des Klimawandels, für sich zu gewinnen, fährt die Vergötterte mit ihm nach Paris. Sollte er Mamas Verwandlung nicht schaffen, wird die große Wohnung Marc-Uwes (und des Kängurus) mit Marias kleiner Butze getauscht.
Als das Känguru und sein Herrchen ihre Vorbereitungen beginnen, taucht Joe (Michael Ostrowski) wieder auf, dem der ganze Kreuzberger Kietz zu Füßen liegt. Er war einige Jahre in einem nordkoreanischen Knast, hat das derbe Leben dort gut überstanden und zaubert, tanzt und flirtet wie in alten Tagen – auch mit seiner alten Liebe Maria. Nun scheint die Geschichte mit Marc-Uwe doppelt gelaufen.
Denn auch Marias Mama Lisbeth entpuppt sich als harter Brocken, die abweichende Ansichten für „Meinungsfaschismus“ hält. Und natürlich geht die Begegnung in einem Köpenicker Lokal der Klimaleugner voll daneben. Doch Marc-Uwe und sein Känguru geben nicht auf, entwickeln abenteuerliche Ideen und groteske Fantasien bei der Verfolgung der Mutter durch ganz Deutschland. Zunächst in den rechten Osten, dann machen sie sich auf den Weg nach Bielefeld, wo ein großer Kongress der Querdenker stattfinden soll.
Doch bald sind die Verfolger so gut wie tot, denn der Oberleugner des Klimawandels, Adam Krieger (Benno Fürmann), entwickelt die Theorie des Komplotts einer „Känguru-Verschwörung“ gegen die freie Welt. Mit Dokumentaraufnahmen (!) beweist er, schon bei Lenin, Stalin und Che Guevara war das arglistige Beuteltier immer mit bei den Versuchen dabei, die Welt in Schutt und Asche zu legen und die Menschen zu versklaven...
Wie es weitergeht, wollen wir hier nicht verraten. Mit viel Slapstick, Situationskomik und eigensinnigen Nebengeschichten (großartig, aber von Kollegen heftig kritisiert) wird die vielschichtige cineastische Erzählung entwickelt. Die Ebenen dieser originären Geschichte, die noch nicht in den Chroniken erschien, sind komplexer als im ersten Film. Die Klimaleugner, Querdenker und Russenfreunde werden hart auseinandergenommen und (mit Verlaub) verarscht. Hier erweist sich das 1970er-Jahre-Konzept des Kunstpädagogen Hartwigs, „Das Verarschen als Erkenntnisprinzip“, durchaus hilfreich. Denn zum Thema Klimawandel braucht es im Kino wirklich keine weitere Aufklärung und Nachhilfe mehr.
Ein lohnenswerter Film, dem zum Kinostart noch das Buch „Die Känguru-Verschwörung“ des Ullstein-Verlag gefolgt ist. Das ist ein gezeichneter und manchmal collagierter „Storyboard Comic zum Film.“ Leider bringt es auf knapp 300 Seiten nicht die Atmosphäre des Films rüber, ist aber ganz nett zum Nachblättern und Erinnern. Meine dringende Empfehlung, auf jeden Fall zuerst den Film sehen!
Fotos:
X-Verleih, Ullstein-Verlag
Infos:
Die Känguru-Verschwörung, D 2022, 103 Minuten, FSK 6 Jahre, Regie Marc-Uwe Kling / Alexander Berner mit Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Michael Ostrowski und anderen
Die Känguru-Verschwörung Storyboard Comic zum Film, Ullstein-Verlag, 300 Seiten, fester Einband, 20 Euro
Als das Känguru und sein Herrchen ihre Vorbereitungen beginnen, taucht Joe (Michael Ostrowski) wieder auf, dem der ganze Kreuzberger Kietz zu Füßen liegt. Er war einige Jahre in einem nordkoreanischen Knast, hat das derbe Leben dort gut überstanden und zaubert, tanzt und flirtet wie in alten Tagen – auch mit seiner alten Liebe Maria. Nun scheint die Geschichte mit Marc-Uwe doppelt gelaufen.
Denn auch Marias Mama Lisbeth entpuppt sich als harter Brocken, die abweichende Ansichten für „Meinungsfaschismus“ hält. Und natürlich geht die Begegnung in einem Köpenicker Lokal der Klimaleugner voll daneben. Doch Marc-Uwe und sein Känguru geben nicht auf, entwickeln abenteuerliche Ideen und groteske Fantasien bei der Verfolgung der Mutter durch ganz Deutschland. Zunächst in den rechten Osten, dann machen sie sich auf den Weg nach Bielefeld, wo ein großer Kongress der Querdenker stattfinden soll.
Doch bald sind die Verfolger so gut wie tot, denn der Oberleugner des Klimawandels, Adam Krieger (Benno Fürmann), entwickelt die Theorie des Komplotts einer „Känguru-Verschwörung“ gegen die freie Welt. Mit Dokumentaraufnahmen (!) beweist er, schon bei Lenin, Stalin und Che Guevara war das arglistige Beuteltier immer mit bei den Versuchen dabei, die Welt in Schutt und Asche zu legen und die Menschen zu versklaven...
Wie es weitergeht, wollen wir hier nicht verraten. Mit viel Slapstick, Situationskomik und eigensinnigen Nebengeschichten (großartig, aber von Kollegen heftig kritisiert) wird die vielschichtige cineastische Erzählung entwickelt. Die Ebenen dieser originären Geschichte, die noch nicht in den Chroniken erschien, sind komplexer als im ersten Film. Die Klimaleugner, Querdenker und Russenfreunde werden hart auseinandergenommen und (mit Verlaub) verarscht. Hier erweist sich das 1970er-Jahre-Konzept des Kunstpädagogen Hartwigs, „Das Verarschen als Erkenntnisprinzip“, durchaus hilfreich. Denn zum Thema Klimawandel braucht es im Kino wirklich keine weitere Aufklärung und Nachhilfe mehr.
Ein lohnenswerter Film, dem zum Kinostart noch das Buch „Die Känguru-Verschwörung“ des Ullstein-Verlag gefolgt ist. Das ist ein gezeichneter und manchmal collagierter „Storyboard Comic zum Film.“ Leider bringt es auf knapp 300 Seiten nicht die Atmosphäre des Films rüber, ist aber ganz nett zum Nachblättern und Erinnern. Meine dringende Empfehlung, auf jeden Fall zuerst den Film sehen!
Fotos:
X-Verleih, Ullstein-Verlag
Infos:
Die Känguru-Verschwörung, D 2022, 103 Minuten, FSK 6 Jahre, Regie Marc-Uwe Kling / Alexander Berner mit Dimitrij Schaad, Rosalie Thomass, Michael Ostrowski und anderen
Die Känguru-Verschwörung Storyboard Comic zum Film, Ullstein-Verlag, 300 Seiten, fester Einband, 20 Euro