Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2022, Teil 8
Redaktion
Hollywood (Weltexpresso) - Alithea Binnie ist eine Narratologin. Sie studiert Geschichten durch die Zeitalter. „Wir scheinen festverdrahtet zu sein mit Geschichten“, sagt George Miller. „Warum?“ Tilda Swinton erklärt: „Alithea untersucht all die verschiedenen Geschichten, die jemals im Lauf der Zeit auf der Erde erzählt wurden. Sie will die Ähnlichkeiten verstehen, und ob es einen roten Faden gibt. Ob es für menschliche Geschichten eine essenzielle Wahrheit und
verschiedene Codes gibt. Jemand hat einmal zu mir gesagt, der Homo sapiens sollte viel besser Homo-narrans heißen. Der Geschichtenerzähler-Affe, das ist es, was wir sind, mehr als weise. Oder vielleicht rührt die Weisheit ja daher, dass wir Geschichtenerzähler sind.“
Das Widersinnige bei Alithea ist, dass sie zwar fasziniert ist von Geschichten, ihre eigenen Lebensgeschichten ihr aber nichts bedeuten. „Alithea verfügt über unfassbares Wissen, sie ist eine Spezialistin, aber eine Spezialistin darin, eine Beobachterin zu sein“, erklärt Swinton. „Sie hört zu, sie liest, sie versteht, schreibt über anderer Menschen Leben und anderer Menschen Geschichten und Fantasien. Aber sie nimmt nicht wirklich daran teil. Wir finden heraus, warum das der Fall ist und erfahren, dass sie an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben den Entschluss gefasst hat, auszusteigen. Sie sagt, dass sie keine Wünsche hat, aber sie lernt über das in ihr erweckte Begehren, lernt es, Dinge haben zu wollen, und sie lernt zu verhandeln. Das ist ihre Evolution.“
Die Besetzung von Tilda Swinton war ähnlich wie bei Idris Elba. „Natürlich kannte ich Tildas Arbeit, aber ich hatte das große Glück, sie auf einem Filmfestival
bei einem Abendessen kennenzulernen“, erinnert sich Miller, wie das schon bei Elba der Fall gewesen war. „Als wir miteinander zu reden begannen, wusste ich, dass sie Alithea spielen musste. In ihrer Arbeit kennt man Tilda als eine Art Formwandler, aber als ich sie traf, war sie außergewöhnlich. Ich war begeistert, dass sie nach der Lektüre des Drehbuchs unbedingt bei unserem Film dabei sein wollte.“
Für die rationale Alithea bedeutet die Begegnung mit dem Dschinn, ihre geistige Gesundheit zu hinterfragen. „Sie ringt damit, ob sie verrückt ist oder ob sich das wirklich abspielt, und wenn das so ist, was denn Realität wirklich ist“, merkt Miller an.
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©Verleih
Info:
Three Thousand Years Of Longing (Australien, USA 2022)
Regie: George Miller
Drehbuch: George Miller, Augusta Gore
Darsteller: Tilda Swinton, Idris Elba, Aamito Lagum, Nicolas Mouawad, Ece Yüksel, Matteo Bocelli, Lachy Hulme, Burcu Gölgedar u.a.
Verleih: LEONINE Distribution GmbH