Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 6. Februar 2014, Teil 4

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Völlig unterschiedliche wie die Filmfirmen über ihre Agenturen zu den Pressevorführungen einladen. In der Regel Wochen, ja Monate vor dem Anlaufen der Filme, ganz selten den Tag zuvor oder – auch wenig geübt – einige Tage vor dem allgemeinen Start, wie es bei dieser Fortsetzung der Perserkriege der Fall war, deren Beginn der Film 300 im Jahr 2006 war.

 

 

300: Rise of an Empire

Wir sind am Anfang des 5. Jahrhundert v. Chr. In Griechenland. Xerxes, der seinem, im Film vom griechischen Heerführer Themistokles getöteten Vater Dareios nachfolgte, wie dieser in Persien als Gottkönig verehrt, will die Schlappe der Niederlagen von Marathon 490 v. Chr. - da allerdings siegten die Griechen durch ihre Hopliten und es war keine Seeschlacht - wiedergutmachen und die Griechen endgültig vernichten. Der Athener Themistokles dagegen will durch den Widerstand gegen den persischen Eroberer die in viele Kleinstaaten aufgeteilten Griechen, an der Spitze das konkurrierende Athen und Sparta, vereinen und die Perser auf dem Wasser schlagen. XERXES heißt der Comicroman von Frank Miller, den nach dem Drehbuch von Zack Snyder und Kurt Johnstad nun Noam Murro verfilmt.

 

Grauenvoll verfilmt, finden wir. Mit einer in düsteren blaustichigen Farben und in 3 D eine neue Ästhetik gewinnend, meinten andere Kollegen. Wenige. Die spielten an darauf, daß das reichlich fließende Blut gar nicht mehr rot und damit gewalttätig wirkt und die herumfliegenden Köpfe – ein richtiges Schwert kann gut geführt vielen Feinden den Kopf abschlagen, den man dann in der Art der Judith den Holofernes am Schopf packt und als Trophäe herumschleudert – das ganze zum Ballspiel macht. Wir dagegen finden es nachgerade widerlich, wie ein Kopf, ein Bein, ein Arm, ein Unterleib, ein Torso nach dem anderen von Körpern abgetrennt wird und aus den Stümpfen die rotbraune Soße herauszischt und die Ägäis ein Blutmeer wird.

 

Wer die Geschichte aus der Geschichte nicht kennt, weiß hier überhaupt nicht, um was es geht. Der erkennt nur gewalttätige Männer und eine gewalttätig lüsterne Frau. Letzteres ist als Artemisia Eva Green, die als Mißbrauchsopfer der Griechen – man sieht dem zu, wie die sie gemein vergewaltigen und schänden – nun als persische Heerführerin sich an ihren eigenen Volksleuten rächen will. Neu ist auch die Rolle des griechischen Heerführers Themistokles besetzt mit Sullivan Stapleton, den die Lady zwecks Lagebesprechung zu sich bittet und wo es zu heißen, eigentlich jedoch eiskalten Sexszenen kommt, die aber keine Erfüllung finden, sondern den gegenseitigen Haß noch steigern. Ein ganz merkwürdiges Spektakel, dessen Sinn einem nicht einleuchtet, wie grundsätzlich der ganze Film einem sinnfrei vorkommt und nur irgendwelche, möglichst Horror erzeugenden Bilder zeigt.

 

Bei den zersplitterten Griechen gibt es bekannte Gesichter: die Spartanerkönigin Gorgo ist Lena Headey, Aeskylos wird Hans Matheson und auch Rodrigo Santoro ist wieder Perserkönig Xerxes. Wir vermuten, daß die Bilder im Film die Schlacht bei den Thermopylen zeigt und die Schlacht am Kap Artemision, was die Heerführerin Artemisia nahelegt. Aber genug des geschichtlichen Hintergrunds, der hier zur Staffage für ein gewaltiges Gemetzel wird und für den Aufmarsch von eindrucksvollen Schlachtschiffen, die auf dem dräuenden Meer die eigentlichen Helden des Films sind: beide übrigens, das Meer und die Schiffe.

 

Was an diesem Machwerk so elend ist, ist die moralische Besetzung der jeweiligen Völker. Die Griechen sind die Guten, die das Wort Demokratie ständig im Munde führen, die Perser die Schlechten, die schlachten. Das erinnert doch sehr an die heutige Aufteilung der Welt, wo im Namen der Demokratie Staaten zerschlagen werden und ihre Menschen orientierungslos werden. Artemisia ist übrigens die Allerschlechteste, so rachsüchtig wird sie gezeigt, eher als Terroristin denn freie Amazone. Da wissen wir nicht, wer heute damit gemeint sein könnte?