Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. September 2022, Teil 14
Rosa von Praunheim
Berlin (Weltexpresso) – Rex Gildo war das Idol meiner Jugend Ende der 50er Jahre. Er sah blendend aus, konnte sehr gut tanzen und singen. Er verkaufte 40 Millionen Schallplatten und wirkte in über dreißig Filmen mit. Sein größter Hit war „Fiesta Mexicana“. Es gab viele Gerüchte um die heimliche Homosexualität von Rex Gildo. Seine Karriere begann, als der § 175 Homosexuelle kriminalisierte. Erst 1969 wurde das Gesetz gegen Schwule liberalisiert, aber die Vorurteile der Gesellschaft hielten sich noch sehr lange.
Rex wurde von Fred Miekley, seinem Entdecker, Manager und heimlichen Liebhaber zu einem Frauenliebling aufgebaut und zur Heirat mit seiner Cousine gedrängt, um Pressegerüchten zuvorzukommen.
1988, nach dem Tod seines Managers, bekam Rex Gildos Karriere Risse. Er wurde tablettensüchtig und hatte Alkoholprobleme. Seine Tragik war, dass er nicht alt werden konnte und auch im Alter den jugendlichen Liebhaber spielen wollte. 1999 stürzte er aus dem Fenster seiner Münchner Wohnung. Er wurde 63 Jahre alt. Einige meinen, es sei ein Unfall gewesen. Was mich, Rosa von Praunheim, an dem Stoff reizte, war aufzuzeigen, wie schwierig es in den 50er und 60er Jahren für Schwule war, ihre Liebe auszuleben. Besonders für Menschen in der Öffentlichkeit bedeutete es ein Leben voller Heimlichkeit, Versteckspiel und Lüge. Auch als die Zeiten für Schwule liberaler waren, war es für Rex Gildo schwer, sich zu outen. Zu groß war die Angst, seine Fans und seine Karriere zu verlieren.
Ich hatte das Glück, dass ich viele Szenen in den RBB-Studios drehen konnte. Wir arbeiteten teilweise mit gemalten Kulissen. Für die Hauptrolle des jungen Rex Gildo fanden wir den sehr begabten Musicaldarsteller Kilian Berger. Für seinen Manager hatte ich das Glück, Ben Becker zu engagieren, der hier seine erste schwule Rolle spielt. Den älteren Rex konnte ich mit Kai Schumann besetzen, der sich durch seine langjährige Serie „Held“ einen Namen gemacht hatte. Kai hatte ich vor zwanzig Jahren in meinem Film „Der Einstein des Sex“ besetzt. Damals war er noch auf der Schauspielschule. Durch den Film gehen drei ältere Damen, eine Parodie auf die hartgesottenen Fans von Rex, die selbst heute noch an ihrer Illusion festhalten, Rex sei heterosexuell gewesen und hätte bis ins hohe Alter seine vollen schwarzen Haare und echte Zähne gehabt. Interviews mit Zeitzeugen in meinem Film belegen das Gegenteil. Ich bin sicher, dass einige Rex Gildo Fans gegen den Film protestieren werden, das haben sie schon angedeutet. Darauf freue ich mich.
Foto:
©Verleih
Info:
Regie: Rosa von Praunheim
Kamera: Lorenz Haarmann
Lichtberatung: Elfi Mikesch
mit:
Kilian Berger (junger Rex)
Ben Becker (Fred Miekley Manager und Liebhaber)
Kai Schumann (älterer Rex)
Sidsel Hindhede (Gitte Hænning)
Julia Klawonn (Marion)
Katrin Katz Köbbert (Conny Froboess)
u.v.m.
sowie mit den Zeitzeug*innen:
Cindy Berger, Annegret Biehn, Bernhard Brink, Costa Cordalis, Margot Franke,
Conny Froboess, Gudrun Gloth, Gitte Hænning, Dorin Popa, Stefanie Simon,
Vera Tschechowa
Ein Film der Rosa von Praunheim Filmproduktion In Koproduktion mit RBB, SWR, NDR, BR, HR Gefördert von Medienboard Berlin-Brandenburg
Kamera: Lorenz Haarmann
Lichtberatung: Elfi Mikesch
Abdruck aus dem Presseheft