Flotte französische Komödie als DVD und Blu-ray ab 6. Oktober bei Eurovideo
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Manchmal glaubt man, bestimmte Völker hätten ein Film-Gen zu vererben: die Iraner für subtile Filme über den Alltag, die Franzosen für Komödien, die auch dramatischen Familiengeschichten eine heitere, zukunftsweisende Note verleihen. Und genau hierzu gehört MEINE SCHRECKLICH VERWÖHNTE FAMILIE.
Dabei haben die Drehbuchautoren Laurent Turner und Nicolas Cuche sich einer ebenfalls sehr erfolgreichen mexikanischen Vorlage bedienen können. NOSOTROS LOS NOBLES von Gary Alazraki wirkt dennoch ganz anders, weil die Adaption für die französische Kultur und Familienstrukturen einfach gelungen ist. Man möchte sie in der Luft zerreißen, diese verwöhnten, schrecklich eingebildeten und anspruchsvollen Gören, die der französische Millionär Francis Bartek (Gérard Jugnot) ohne richtige Erziehung hat groß werden lassen – und das nicht, weil er keine Zeit für sie gehabt hätte, sondern, weil die Mutter früh verstorben war, weshalb der Vater den Kindern alles nachgesehen und vor allem mit Geld die emotionale Fehlstelle zugepflastert hatte.
Er weiß es schon, Monsieur Bartek daß er eigentlich die Situation verursacht hat, wie nun seine erwachsen gewordenen Zöglinge Philippe (Victor Artus Solaro), Stella (Camille Lou) und Alexandre (Louka Meliava) sich als Parasiten der Gesellschaft aufführen. Stella feiert eh immer Partys und geht ‚shoppen‘, Alexandre gibt sich dem Sport und den Nichtstun hin, beide geben ununterbrochen Geld aus. Philippe tut das auch, aber auf eine besonders törichte Weise. Denn er ist das, wie er denkt, kreative Genie in der Familie und hat dauernd neue Geschäftsideen, die er mit dem Geld des Vaters in Gang setzt, aber regelmäßig Pleiten produziert.
Für Stella kommt noch eine besondere Situation hinzu. Der gefragteste Junggeselle der Stadt, Sohn von Millionären aus Südamerika, steinreich also, scharwenzelt um sie herum; sie als dummes Gänschen ist stolz darauf, denn ihre Freundinnen sind alle verrückt nach ihm und er hat sie ausgewählt! Klar, daß sie seinen Heiratsantrag annimmt. Die Hochzeit steht unmittelbar bevor. Der Vater muß also handeln. Und das tut er.
Die Polizei rückt mit Tatü, Tata und vielen Autos ran. Vater Bartek sieht sie kommen und fordert seine drei Kinder auf, sofort das Nötigste aus ihren Zimmern zu holen und ihm sofort zu folgen. Während sich im Entre die Polizei einfindet, verschwindet die Familie durch Hinter- und Seiteneingang. Unterwegs beichtet Bartek seinen Kindern, daß er Mist gebaut hat, längst überschuldet ist, Steuerbetrug ist auch dabei und er soll verhaftet werden, weshalb er mit seinen Kindern flieht. Daß er es war, der ihre Konten hat sperren lassen, verkauft er ihnen als Maßnahme der Polizei. Die Handys konfisziert er, denn sie könnten den Aufenthaltsort verraten.
Bis dahin ist die Geschichte konzise erzählt und daß die Sprößlinge so übertrieben gezeichnet sind und derart töricht ihr jugendliches Leben verschleudern, gehört einfach dazu, denn hier geht es nicht um subtile Charaktere, sondern eher wie in der Commedia dell' arte um Typen: die Naive, der Tunichtgut und der Guck in die Luft, der ständig etwas anfängt, ohne die Hindernisse gesehen zu haben. Aber jetzt wird aus der Burleske, die die Oberflächlichkeit der Drei gezeigt hat, eine richtige Umerziehung, die tatsächlich durch den Entzug des Geldes eingeleitet wird und goldene Früchte tragen wird.
Und das geht so: Die Familie ist im Auto unterwegs. Wohin es geht, wissen die Kinder nicht. Sie kommen an ein altertümliches, ziemlich verlottertes Anwesen, ein Haus, das seit Jahrzehnten vor sich hinlümmelt, weil sich keiner darum kümmerte. Es ist das Vaterhaus, aus dem sich einst Francis auf den Weg machte, solche ein erfolgreicher Boß zu werden, bis er jetzt alles verloren hat. Der Zuschauer weiß längst durch Sekundärfiguren wie die Haushälterin u.a., daß der finanzielle Zusammenbruch nie stattgefunden hat, daß der Geschäftsmann seinen Ruin nur , inszeniert, um jetzt seine Kinder in eine Situation zu versetzen, daß sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Arbeiten? Wie geht das denn?, fragen sich alle drei. Und alle drei finden unterschiedliche Antworten.
Stella versucht’s als Bedienung und muß sich nicht nur sexistische Sprüche anhören und Befummeln gefallen lassen, sondern wird durch dreiste, fiese Gäste aus dem Konzept gebracht. Sie will denen die Soße über den Kopf schütten, aber die Mannschaft in der Küche bringt ihr bei, daß auf den Teller des unverschämten Gastes zu spucken, bevor er serviert wird, Genugtuung genug ist. Stella lernt und in der Gemeinschaft mit den anderen macht ihr ihre Arbeit zunehmend Spaß.
Philippe gründet eine Ich-AG, hätte man früher gesagt. Er steigt ein in einen Rischkadienst, erst einmal strampelt er alleine, aber er sieht schon seine Firma am Horizont, als er sich mit dem schärfsten Konkurrenten auf eine gemeinsame Unternehmung einigt. Alexandre endlich, eh ein sportlicher dünner Typ, wird noch magerer, denn er bekommt nichts zu essen. Essen dürfen nur die, die zum Lebensunterhalt der Familie beiträgt. Und Alexandre weigert sich, dies zu tun. Er spielt die antikapitalistische Karte aus, nach der Arbeit in diesem System unanständig ist. Er auf jeden Fall hungert lieber. Das klappt aber nur einen Tag. Danach nimmt er gerne das Angebot seines Vaters an, das Haus mit ihm zu renovieren. Alles wird neu gemacht, aus den erst Mißmutigen werden unternehmungslustige junge Leute, die merken, daß sie was können – bis, ja bis Stellas Verlobter erscheint.
Er hat das finanzielle Desaster als Coup des Vaters durchschaut, der mit der Erziehung seiner Kinder auch den windigen Verlobten vom Hals hat. Aber nun ist er da und erpreßt den Vater, diesen alles zu erzählen, wenn dieser ihm nicht eine hohe Geldsumme zahlt. Auf jeden Fall fliegt alles auf. Und natürlich reagieren die Kinder beleidigt. Und nun haben sie das Heft in der Hand und der Vater ist der Schuldige.....Aber wir sind ja in einer Komödie und da sind am Schluß alle geläutert und zufrieden. Und der Zuschauer auch.
Foto:
Hülle
Info:
Regie: Nicholas Ciche
Darsteller: Gérard Jugnot, Camille Lou, Louka Meliava, Victor Artus
Produktonsjahr: Frankreich 2022
Komödie
DVD ca. 92 Minuten/BD ca. 96 Minuten
DVD:Deutsch & Französis ch DD 5,1/BD Deutsch &b FranzösischDTS-HD MA 5.1
Bildformat DVD: 2,38:1(16:9)/BD 1080p/24 (2,38:1)
Untertitel: Deutsch
FSK: 6
Bonus: tba