Selma TV1TV-Tipp über Martin Luther King und die Bürgerrechtsbewegung für die Nacht von So. 16. Oktober auf Mo. 17. Oktober 2022 im Ersten

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - ″Selma″ beginnt mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Dr. Martin Luther King im Dezember 1964 und dem Attentat auf eine Baptisten-Gemeinde in Birmingham, Alabama am 15. September 1963, bei dem vier schwarze Mädchen ums Leben kommen. Der Hauptteil des Filmes umfasst dann aber im Wesentlichen den Zeitraum von Januar bis März 1965.

Trotz bestehendem Wahlrecht ist es vor allem im Süden der USA für Afro-Amerikaner kaum möglich, sich in die Wählerverzeichnisse eintragen zu lassen. Dies wird sehr anschaulich gezeigt als Annie Lee Cooper (Ophrah Winfrey, die auch als Produzentin am Film mitgewirkt hat) versucht, sich in das Wählerverzeichnis eintragen zu lassen. Die Wählerverzeichnisse sind nicht nur für die Wahlen selbst wichtig, sondern man kann z.B. auch nur Geschworener werden, wenn man in diesen Verzeichnissen steht.

Um sich der täglichen Diskriminierung entgegen zu setzen, planen der Friedens-Nobelpreis Träger Dr. Martin Luther King (David Oyelowo) und seine Mitstreiter Demonstrationen in besonders rassistisch geprägten Städten. Sie wählen die Stadt Selma in Alabama aus, da dort gerade mal 2% der schwarzen Bevölkerung zur Wahl gehen können. Dabei schließen sie sich mit den örtlichen Aktivisten zusammen und ziehen sich dadurch den Unwillen des örtlichen Polizeichefs und des Gouverneurs von Alabama, George Wallace (Tim Roth) zu.

Da der US-Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) aus politischem Kalkül nicht bereit ist, den Kampf für die Gleichberechtigung offen zu unterstützen, kühlt sich sein bislang freundliches Verhältnis zu Martin Luther King ab.

Erste Demonstrationen in Selma und der erste Marsch von Selma in die Hauptstadt Alabamas, Montgomery werden von der örtlichen Polizei niedergeschlagen. Ein anwesender weißer Reporter filmt die brutalen Aktionen und sorgt dafür, dass sie direkt überregional im US-Fernsehen gezeigt werden. Die amerikanische Öffentlichkeit ist wegen der Brutalität schockiert. Dies ändert die öffentliche Meinung und Martin Luther King bekommt jetzt auch Unterstützung von verschiedenen Glaubensgemeinschaften und auch von weißen Amerikanern.

Nachdem ein örtliches Gericht den Marsch für legal erklärt hat, brechen am 21.März 1965 rund 4000 Demonstranten unter dem Schutz der Nationalgarde von Selma ins 80 km entfernte Montgomery auf, das sie 4 Tage später erreicht haben. Diese Demonstration und ihr Medienecho zwingt Präsident Johnson am 6.August 1965 endlich den Voting Rights Act zu unterzeichnen...


Selma TV2″Selma″ ist die erste große Filmbiografie über Martin Luther King, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der Film richtet den Fokus auf die entscheidende Phase im Kampf der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Dabei räumt er mit dem Vorurteil auf, dass aufrechte Weiße notwendig waren, um das afroamerikanische Wahlrecht durchzusetzen. Dank der überzeugenden Darstellung David Oyelowos wird nachvollziehbar, wie sich der charismatische Bürgerrechtler Martin Luther King in zermürbenden Hinterzimmer-Gesprächen den Notwendigkeiten der Realpolitik stellen musste. Selten wurde Polizeigewalt so mitleidslos gezeigt wie in den furiosen Massenszenen auf der historischen Edmund Pettus Bridge.

Regie führt bei dem Historiendrama Ava DuVernay. Sie ist die erste farbige Regisseurin, die 2015 (für diesen Film) eine Golden Globe Nominierung erhalten hat. Weitere Nominierungen gab es in der Kategorie bester Film, bester Hauptdarsteller-Drama (David Oyelowo, der eine herausragende Performance liefert) und für den besten Filmsong "Glory" (Common and John Legend), der auch gewonnen hat. Common spielt in dem Film auch eine kleine Rolle als James Bevel, einer der Mitstreiter von Martin Luther King.

Leider wurden sowohl Ava DuVernay als auch David Oyelowo bei den Oscar-Nominierungen 2015 übergangen. Der Film erhielt zwei Nominierungen - als bester Film und als bester Song, dabei erhielt John Legend den Oscar für den besten Song für ″Glory″

Neben David Oyelowo als Martin Luther King ist ″Selma″ mit Tom Wilkinson als Präsident Lyndon B. Johnson, Tim Roth als unbelehrbarem Hardliner George Wallace, Gouverneur von Alabama, und Carmen Ejogo als Kings Frau Coretta sowie in kleineren Rollen mit dem Rapper Common als James Bevel, Martin Sheen als Frank Minis Johnson Jr., der als Richter wegweisende Entscheidungen traf, um die Segregation von Afroamerikanern zu beenden, oder Ophra Winfrey, die auch als Produzentin am Film mitgewirkt hat, als Annie Lee Cooper, die sich wiederholt bemüht ins Wählerverzeichnis eingetragen zu werden, überragend besetzt und erteilt ohne erhobenen Zeigefinger eine eindrückliche Geschichtslektion

Selma TV3Auch wenn die im Film erzählten Ereignisse hier in Deutschland nicht mehr so deutlich in Erinnerung sind, ist ″Selma″ ein mitreißendes Historiendrama um den bedeutsamen Protestmarsch Martin Luther Kings von Selma nach Montgomery, mit dem man unbedingt sein Gedächtnis wieder auffrischen oder sich erstmals damit beschäftigen sollte.

Foto 1: Martin Luther King (David Oyelowo) bittet US-Präsidenten Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) um Unterstützung für die Bürgerrechtsbewegung.© ARD Degeto / 2014 Paramount Pictures.
Foto 2: Die Polizei geht gewaltsam gegen friedliche Demonstranten wie Annie Lee Cooper (Oprah Winfrey) vor.© ARD Degeto / 2014 Paramount Pictures.
Foto 3: Martin Luther King (David Oyelowo, vorne) führt einen Protestmarsch an, der auf der Edmund-Pettus-Brücke zum Stehen kommt. © ARD Degeto / 2014 Paramount Pictures.

Info:
Selma (Großbritannien, USA 2014)
Originaltitel: Selma
Genre: Historien-Drama
Filmlänge: 128 Min.
Regie: Ava DuVernay
Drehbuch: Paul Webb
Darsteller: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth, Carmen Ejogo, Common, Oprah Winfrey u.a.
FSK: ab 6 Jahren
"Selma" wird am Montag, den 17.10.2022 um 01:10 Uhr im Ersten gezeigt.