Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wie sind Sie zu diesem Stoff gekommen?
Ich habe als Produzentin mit Wolfram Fleischhauer bei dem Film „Fikkefuchs“ zusammengearbeitet, für den er mit Jan-Hendrik Stahlberg das Drehbuch geschrieben hat. Wolfram hat mir von seinem Roman „Schweigend steht der Wald“ erzählt und ich fand die Geschichte extrem gut. Ich kenne die Zeit, in der sie spielt, ich kenne auch diese süddeutschen ländlichen Strukturen. Deswegen war mir schnell klar: Diesen Film muss ich machen.
Was hat Sie an der Geschichte fasziniert?
Der deutsche Umgang mit der eigenen Vergangenheit hat mich immer beschäftigt. Und besonders spannend an der Geschichte fand ich, dass sie nicht das klassische Narrativ bedient. Aktuell sehen wir sehr viel Täter-Opfer-Umkehr im Kino und TV. Die Frage war: Wie kann man über die Shoah sprechen – ohne die ganze Zeit über die Shoah zu sprechen? Wie kann man über Schuld, Verantwortung und Verschweigen sprechen – und zwar in einer Geschichte, die uns heute nahe kommt? Das schafft Wolfram Fleischhauer in seinem Roman auf tolle Weise. Das Verschweigen ist in der deutschen Geschichte ein wichtiges Thema.
Wie ist der Film zustande gekommen?
Ich wusste früh: Wenn ich selbst produziere und Regie führe, brauche ich einen starken Produzenten als Partner, der bei der Finanzierung helfen kann und auch inhaltlich sehr involviert ist. Ich kannte Ingo Fliess und habe ihn kontaktiert, aber er war erst streng und sagte: „Mach dir nochmal ein, zwei Gedanken. Und wenn du alles richtig gut findest, kommst du wieder." Als wir dann dachten, jetzt ist es soweit, fand er unsere Ideen sehr gut, hat zugesagt – und war dann ein fantastischer Koproduzent. Der FFF hat uns 2018 mit einer Projektentwicklungs-Förderung unterstützt, danach kamen die Sender ARTE und BR dazu, ab da wurde alles leichter. Blue Fox Entertainment hat den Weltvertrieb übernommen, und in der Produktion wurden wir vom FFF Bayern und BKM gefördert. Dennoch hatten wir nur ein Budget von knapp 1,5 Millionen. Der Film wäre nicht zustande gekommen, wenn wir nicht so wahnsinnig viele Unterstützer:innen in der Region, im Team und in der Postproduktion gehabt hätten, die diese Geschichte mit ihrem Engagement getragen haben.
Die Hauptfigur spielt Henriette Confurius. Wieso wollten Sie sie unbedingt?
Ich kannte sie nur ein bisschen, aber beim Casting hatte ich das Gefühl, sie ist eine solch starke, körperliche und bewusste Spielerin, dass mir klar war: Sie ist die perfekte Anja. Und es hat sich zu 100 Prozent bewahrheitet. Sie spielt körperlich anstrengende Szenen, wir sehen sie richtig arbeiten und das muss ja alles echt aussehen. Und das war mit ihr so easy, dass ich bis heute jeden Tag denke: Sie als Hauptdarstellerin zu haben, war das größte Glück.
Viele andere Figuren sprechen Oberpfälzisch, obwohl die Darsteller von woanders kommen.
Der Filmkomponist Malakoff Kowalski sagte zu mir: „Das sind ja krasse Leute. Wo hast du die eigentlich gefunden?“ Er dachte, das sind echte Oberpfälzer, die ich dort gecastet habe. Noah Saavedra hat sich 8 das mit unglaublicher Leidenschaft erarbeitet, Johanna Bittenbinder und Johannes Herrschmann ebenso. Und es ist sehr wichtig für den Film, dass sie ihre Figuren so glaubwürdig spielen.
Wie haben Sie die Atmosphäre des Oberpfälzer Landes für sich erarbeitet?
Meine Familie stammt von der Schwäbischen Alb, und da ist es relativ ähnlich. Auch dort ist alles ein bisschen ärmer und karger. Mein Vater kommt aus der Landwirtschaft, und viele Details des Gollas-Hofes aus dem Film kenne ich von meinen Großeltern oder Urgroßeltern: der Spiegel, der über dem Bett hängt, die Tassen, aus denen getrunken wird, die Landmaschinen. Ich kenne diese Sparsamkeit und diese verarmten Höfe.
Waren die Menschen, denen sie beim Dreh in der Oberpfalz begegnet sind, ähnlich wie diese eher rauen Filmfiguren?
Nein, ganz anders. Nur eines war ähnlich: Die Menschen sind eher wortkarg, es wird nicht so viel gelabert – aber umso mehr gehandelt. Die Menschen in der Oberpfalz haben sich extrem für uns eingesetzt, wir hatten die allerbeste Unterstützung vor Ort: Bürgermeister sind mit uns am Sonntag auf Motivtour gegangen, die freiwillige Feuerwehr hat für uns die Straßen gesperrt, Förster haben die perfekte Wildwiese für uns gefunden oder morgens um vier tote Wildschweine durch den Wald getragen. Ohne die Menschen in der Oberpfalz wäre dieser Film mit diesem Budget nicht möglich gewesen.
Wie war es für Sie, Ihren ersten Film als Regisseurin zu drehen?
Richtig gut, ich bin wahnsinnig gerne am Set und war ein bisschen traurig, dass es nach 25 Drehtagen schon vorbei war. Vorher hatte ich natürlich viele Ängste und schlief nicht so gut, schließlich trägt man die riesengroße Verantwortung, dass am Ende ein guter Film rauskommt. Wahrscheinlich wäre ich entspannter gewesen, wenn ich vorher drei Wochen Zeit zum Proben gehabt hätte, aber dafür gibt es bei so einem Projekt kein Geld. Dann ist man nervös, ob es klappt – und auch, ob man das kann.
Gab es einen Moment, bei dem Ihnen klar wurde, dass Sie es können?
Dass es funktioniert, merkt man, wenn zum ersten Mal etwas schief geht. Wenn es regnet, hagelt, dann wieder die Sonne scheint und man richtig Zeit verliert. Dann muss man Entscheidungen treffen, die einem niemand abnehmen kann. Wenn man dann am nächsten Tag feststellt, genug Material zu haben, um die Szene schneiden zu können, weiß man, dass man zurechtkommt.
Was hat Sie an der Geschichte fasziniert?
Der deutsche Umgang mit der eigenen Vergangenheit hat mich immer beschäftigt. Und besonders spannend an der Geschichte fand ich, dass sie nicht das klassische Narrativ bedient. Aktuell sehen wir sehr viel Täter-Opfer-Umkehr im Kino und TV. Die Frage war: Wie kann man über die Shoah sprechen – ohne die ganze Zeit über die Shoah zu sprechen? Wie kann man über Schuld, Verantwortung und Verschweigen sprechen – und zwar in einer Geschichte, die uns heute nahe kommt? Das schafft Wolfram Fleischhauer in seinem Roman auf tolle Weise. Das Verschweigen ist in der deutschen Geschichte ein wichtiges Thema.
Wie ist der Film zustande gekommen?
Ich wusste früh: Wenn ich selbst produziere und Regie führe, brauche ich einen starken Produzenten als Partner, der bei der Finanzierung helfen kann und auch inhaltlich sehr involviert ist. Ich kannte Ingo Fliess und habe ihn kontaktiert, aber er war erst streng und sagte: „Mach dir nochmal ein, zwei Gedanken. Und wenn du alles richtig gut findest, kommst du wieder." Als wir dann dachten, jetzt ist es soweit, fand er unsere Ideen sehr gut, hat zugesagt – und war dann ein fantastischer Koproduzent. Der FFF hat uns 2018 mit einer Projektentwicklungs-Förderung unterstützt, danach kamen die Sender ARTE und BR dazu, ab da wurde alles leichter. Blue Fox Entertainment hat den Weltvertrieb übernommen, und in der Produktion wurden wir vom FFF Bayern und BKM gefördert. Dennoch hatten wir nur ein Budget von knapp 1,5 Millionen. Der Film wäre nicht zustande gekommen, wenn wir nicht so wahnsinnig viele Unterstützer:innen in der Region, im Team und in der Postproduktion gehabt hätten, die diese Geschichte mit ihrem Engagement getragen haben.
Die Hauptfigur spielt Henriette Confurius. Wieso wollten Sie sie unbedingt?
Ich kannte sie nur ein bisschen, aber beim Casting hatte ich das Gefühl, sie ist eine solch starke, körperliche und bewusste Spielerin, dass mir klar war: Sie ist die perfekte Anja. Und es hat sich zu 100 Prozent bewahrheitet. Sie spielt körperlich anstrengende Szenen, wir sehen sie richtig arbeiten und das muss ja alles echt aussehen. Und das war mit ihr so easy, dass ich bis heute jeden Tag denke: Sie als Hauptdarstellerin zu haben, war das größte Glück.
Viele andere Figuren sprechen Oberpfälzisch, obwohl die Darsteller von woanders kommen.
Der Filmkomponist Malakoff Kowalski sagte zu mir: „Das sind ja krasse Leute. Wo hast du die eigentlich gefunden?“ Er dachte, das sind echte Oberpfälzer, die ich dort gecastet habe. Noah Saavedra hat sich 8 das mit unglaublicher Leidenschaft erarbeitet, Johanna Bittenbinder und Johannes Herrschmann ebenso. Und es ist sehr wichtig für den Film, dass sie ihre Figuren so glaubwürdig spielen.
Wie haben Sie die Atmosphäre des Oberpfälzer Landes für sich erarbeitet?
Meine Familie stammt von der Schwäbischen Alb, und da ist es relativ ähnlich. Auch dort ist alles ein bisschen ärmer und karger. Mein Vater kommt aus der Landwirtschaft, und viele Details des Gollas-Hofes aus dem Film kenne ich von meinen Großeltern oder Urgroßeltern: der Spiegel, der über dem Bett hängt, die Tassen, aus denen getrunken wird, die Landmaschinen. Ich kenne diese Sparsamkeit und diese verarmten Höfe.
Waren die Menschen, denen sie beim Dreh in der Oberpfalz begegnet sind, ähnlich wie diese eher rauen Filmfiguren?
Nein, ganz anders. Nur eines war ähnlich: Die Menschen sind eher wortkarg, es wird nicht so viel gelabert – aber umso mehr gehandelt. Die Menschen in der Oberpfalz haben sich extrem für uns eingesetzt, wir hatten die allerbeste Unterstützung vor Ort: Bürgermeister sind mit uns am Sonntag auf Motivtour gegangen, die freiwillige Feuerwehr hat für uns die Straßen gesperrt, Förster haben die perfekte Wildwiese für uns gefunden oder morgens um vier tote Wildschweine durch den Wald getragen. Ohne die Menschen in der Oberpfalz wäre dieser Film mit diesem Budget nicht möglich gewesen.
Wie war es für Sie, Ihren ersten Film als Regisseurin zu drehen?
Richtig gut, ich bin wahnsinnig gerne am Set und war ein bisschen traurig, dass es nach 25 Drehtagen schon vorbei war. Vorher hatte ich natürlich viele Ängste und schlief nicht so gut, schließlich trägt man die riesengroße Verantwortung, dass am Ende ein guter Film rauskommt. Wahrscheinlich wäre ich entspannter gewesen, wenn ich vorher drei Wochen Zeit zum Proben gehabt hätte, aber dafür gibt es bei so einem Projekt kein Geld. Dann ist man nervös, ob es klappt – und auch, ob man das kann.
Gab es einen Moment, bei dem Ihnen klar wurde, dass Sie es können?
Dass es funktioniert, merkt man, wenn zum ersten Mal etwas schief geht. Wenn es regnet, hagelt, dann wieder die Sonne scheint und man richtig Zeit verliert. Dann muss man Entscheidungen treffen, die einem niemand abnehmen kann. Wenn man dann am nächsten Tag feststellt, genug Material zu haben, um die Szene schneiden zu können, weiß man, dass man zurechtkommt.