Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nimmt man all die vielen Teile dieses 140 Minuten langen Films ernst, hätte der renommierte und uns ob vieler guter Filme liebe Regisseur Fatih Akin unbedingt eine Serie aus seinem überbordenden Stoff machen müssen! Interessant genug sind die einzelnen Teile! Und der Film ist teilweise auch sehr interessant, aber irgendwie nicht rund.
Mit den Teilen meinen wir:
Nr. 1: Kurden im schiitischen Gottesstaat, der seit1979 existierte. Deren Flucht in den Irak, die Familie im Gefängnis, das Exil in Paris.
Nr. 2.: Der Vater, ein Komponist und hervorragender Klavierspieler, hört von den kulturaffinen Deutschen und den Stellen an den vielen Opernhäusern und Musikhochschulen. Umzug nach Bonn, Vater reüssiert, die taffe Mutter, die bisher die Familie zusammenhielt, wird ausgemustert, eine neue, jüngere, deutsche Frau muß her.
Nr. 3: Das Wohnen der Restfamilie im Ausländerviertel führt zu den typischen Jugendbanden und Jugendkriminalität von Giwar – und zwar massiv.
Nr. 4: Ausbau der internationalen Verbrecherlaufbahn durch Aufenthalt in Amsterdam, auch, um die Verhaftung in Deutschland zu umgehen,
Nr. 5: Plan des Superverbrechens mit Milliardengewinnen
Nr. 6: Starker rififiähnlicher Geldtransporterraub, Rheingold, Geld nie gefunden
Nr. 7: dreijähriger Gefängnisaufenthalt, dabei Aufnahme der Rappersongs des sich nun Xatar nennenden Sängers
Nr. 8: Ausbau der Rapperkarriere
Nr. 9: persönliche Perspektive, Heirat, Kinder, protzige kalte Villa, persönlich geglücktes Leben mit Musikerkarriere .
Das bedeutet:
Nr. 5: Plan des Superverbrechens mit Milliardengewinnen
Nr. 6: Starker rififiähnlicher Geldtransporterraub, Rheingold, Geld nie gefunden
Nr. 7: dreijähriger Gefängnisaufenthalt, dabei Aufnahme der Rappersongs des sich nun Xatar nennenden Sängers
Nr. 8: Ausbau der Rapperkarriere
Nr. 9: persönliche Perspektive, Heirat, Kinder, protzige kalte Villa, persönlich geglücktes Leben mit Musikerkarriere .
Das bedeutet:
Nr. 10: Das bedeutet: Fluchtfilm, Asylfilm eines Musikers, Film über eine abgehalfterte Ehefrau, wenn eine anderer besser in die Zeit paßt, Jugendkriminalitätsfilm der ‚Ausländer‘, Gangsterfilm, Musikerfilm, Bürgerliches Arriviertsein im Film.
Zu viele Köche verderben den Brei. Wir fanden den Gangsterfilm am interessantesten und die Rapper-Musikkarriere unterbelichtet, die uns aber auch nicht so interessierte wie die klassische Musikkarriere des Vaters.
Schon der Beginn nimmt für den Film ein, wenn zwei Sachverhalte gegenüberstehen: die ersten Takte, klar Wagner, klar das Rheingold, dazu die Maiden im Wasser, Bewacherinnen des Rheingolds, das immer wieder freche Eindringlinge klauen wollen. Ein ein iranisches Ehepaar mit dem 1981 noch dort von der Mutter in einer Höhle geborenen Sohn, alle drei fliehen wegen der Mullahs aus dem Iran, erst einmal in den Irak, wo sie als Kurden auch nicht beliebt sind, festgenommen werden, sich dann nach Paris absetzen können. Das sind keine üblichen Wirtschaftsflüchtlinge, sondern wie viele Perser hochkultivierte und gebildete Menschen, deren Sohn Giwar Hajabi nach dem Umzug nach Bonn hier unter dem Namen Xatar zu einem bekannten Rapper wird, was er in seinem autobiographischen Roman ALLES ODER NIX niederschreibt, dem nun dieser Film folgt. Das Leben ist komplex, in eineinhalb Stunden Film kann man nur einen Extrakt bieten, auch wenn es 140 Minuten werden.
Gut, daß die Jugend so ausführlich geschildert wird, in der erst einmal ILYES RAOUL den jungen Giwar spielt. Das kann man alles so gut nachvollziehen, die Trennung der Eltern, die Verunsicherung des Jungen, der im Ausländermilieu nun keine väterliche Orientierung mehr hat und der Mutter, die für seinen hochkarätigen Klavierunterricht putzen geht,, was der Junge hinhaut und ein Kleinkrimineller wird, der in Haft soll und flieht. Nach Amsterdam. Dort ordnet sich Giwar in das Onkelsystem ein, der als Mafiaboß die iranischen Jungs organisiert und knallhart reagiert. Giwar hatte sich auch erst einmal durch ausuferndes Körper- und Boxtraining zu einem Türstehertyp entwickelt, was die Glatze - längst spielt Emilio Sakraya den Giwar - zusätzlich betont und durch körperliche Übermacht und Frechheit wird er auch Türsteher, wird dann einer, der den Boß abschottet.
Doch er will sein eigenes Ding machen. Das geht erst mal schief. Auch hier sind es köstliche, ja hängenbleibende Bilder, wenn sich die in Konzentration präparierte Drogen in den Regenfluten auflösen und damit Millionen wegschwimmen, die ja nur geliehen waren. Die Schulden bleiben. Und dann der Höhepunkt seiner Verbrecherlaufbahn und auch der des Films, diese Superidee als Steuerfahndungspolizei einen Goldtransporter zu überfallen – daher ja auch das Rheingold, denn auch dieses Gold wurde bis heute nicht gefunden.
Für mich unbefriedigend der Schluß, der die neue Bürgerlichkeit des Rappers mit Ehefrau und Kind im kühlen, faden Neubau zeigt. Doch, doch, starke Leistung des Hauptdarstellers Emilio Sakraya, der selbst auch Musiker ist.
Foto:
©Verleih
Info:
WARNER BROS. PICTURES präsentiert
eine Produktion von BOMBERO INTERNATIONAL
und WARNER BROS. FILM PRODUCTIONS GERMANY
in Co-Produktion mit PALOSANTO FILMS, RAI CINEMA, LEMMING FILM,
CORAZÓN INTERNATIONAL, LENSDROP
in Zusammenarbeit mit PATHÉ
ein Film von FATIH AKIN
mit EMILIO SAKRAYA
MONA PIRZAD
KARDO RAZZAZI
ILYES RAOUL
SOGOL FAGHANI
HÜSEYIN TOP
ARMAN KASHANI
ENSAR „ENO“ ALBAYRAK als SSIO
DENIS MOSCHITTO
und UĞUR YÜCEL
Buch und Regie FATIH AKIN
nach der Autobiografie von XATAR
Zu viele Köche verderben den Brei. Wir fanden den Gangsterfilm am interessantesten und die Rapper-Musikkarriere unterbelichtet, die uns aber auch nicht so interessierte wie die klassische Musikkarriere des Vaters.
Schon der Beginn nimmt für den Film ein, wenn zwei Sachverhalte gegenüberstehen: die ersten Takte, klar Wagner, klar das Rheingold, dazu die Maiden im Wasser, Bewacherinnen des Rheingolds, das immer wieder freche Eindringlinge klauen wollen. Ein ein iranisches Ehepaar mit dem 1981 noch dort von der Mutter in einer Höhle geborenen Sohn, alle drei fliehen wegen der Mullahs aus dem Iran, erst einmal in den Irak, wo sie als Kurden auch nicht beliebt sind, festgenommen werden, sich dann nach Paris absetzen können. Das sind keine üblichen Wirtschaftsflüchtlinge, sondern wie viele Perser hochkultivierte und gebildete Menschen, deren Sohn Giwar Hajabi nach dem Umzug nach Bonn hier unter dem Namen Xatar zu einem bekannten Rapper wird, was er in seinem autobiographischen Roman ALLES ODER NIX niederschreibt, dem nun dieser Film folgt. Das Leben ist komplex, in eineinhalb Stunden Film kann man nur einen Extrakt bieten, auch wenn es 140 Minuten werden.
Gut, daß die Jugend so ausführlich geschildert wird, in der erst einmal ILYES RAOUL den jungen Giwar spielt. Das kann man alles so gut nachvollziehen, die Trennung der Eltern, die Verunsicherung des Jungen, der im Ausländermilieu nun keine väterliche Orientierung mehr hat und der Mutter, die für seinen hochkarätigen Klavierunterricht putzen geht,, was der Junge hinhaut und ein Kleinkrimineller wird, der in Haft soll und flieht. Nach Amsterdam. Dort ordnet sich Giwar in das Onkelsystem ein, der als Mafiaboß die iranischen Jungs organisiert und knallhart reagiert. Giwar hatte sich auch erst einmal durch ausuferndes Körper- und Boxtraining zu einem Türstehertyp entwickelt, was die Glatze - längst spielt Emilio Sakraya den Giwar - zusätzlich betont und durch körperliche Übermacht und Frechheit wird er auch Türsteher, wird dann einer, der den Boß abschottet.
Doch er will sein eigenes Ding machen. Das geht erst mal schief. Auch hier sind es köstliche, ja hängenbleibende Bilder, wenn sich die in Konzentration präparierte Drogen in den Regenfluten auflösen und damit Millionen wegschwimmen, die ja nur geliehen waren. Die Schulden bleiben. Und dann der Höhepunkt seiner Verbrecherlaufbahn und auch der des Films, diese Superidee als Steuerfahndungspolizei einen Goldtransporter zu überfallen – daher ja auch das Rheingold, denn auch dieses Gold wurde bis heute nicht gefunden.
Für mich unbefriedigend der Schluß, der die neue Bürgerlichkeit des Rappers mit Ehefrau und Kind im kühlen, faden Neubau zeigt. Doch, doch, starke Leistung des Hauptdarstellers Emilio Sakraya, der selbst auch Musiker ist.
Foto:
©Verleih
Info:
WARNER BROS. PICTURES präsentiert
eine Produktion von BOMBERO INTERNATIONAL
und WARNER BROS. FILM PRODUCTIONS GERMANY
in Co-Produktion mit PALOSANTO FILMS, RAI CINEMA, LEMMING FILM,
CORAZÓN INTERNATIONAL, LENSDROP
in Zusammenarbeit mit PATHÉ
ein Film von FATIH AKIN
mit EMILIO SAKRAYA
MONA PIRZAD
KARDO RAZZAZI
ILYES RAOUL
SOGOL FAGHANI
HÜSEYIN TOP
ARMAN KASHANI
ENSAR „ENO“ ALBAYRAK als SSIO
DENIS MOSCHITTO
und UĞUR YÜCEL
Buch und Regie FATIH AKIN
nach der Autobiografie von XATAR