Deutsches Fernsehkrimi Festival 2014 in Wiesbaden, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Wiesbaden (Weltexpresso) – Das haben die beiden so richtig schön schräg hinbekommen, Moderatorin Bärbel Schäfer und Schirmherr Ulrich Tukur, daß trotz der viel zu vielen, gleichwohl notwendigen Kurzfilme der Abend im „schönsten Kino Deutschlands“, kurzweilig geriet, was aber auch am fetzigen und musikalisch aufreizenden HardChor Heidelberg lag, der mit krimineller Energie die Caligaribühne stürmte.

 

Die vielen Filmausschnitte mußten sein und das sogar doppelt, denn es galt neben dem Festival 2014 und dem Sieger aus der Auswahl von zehn Fernsehkrimis auch zu feiern, daß dieses Fernsehkrimi Festival zum zehnten Mal stattfand. Also noch mal zusätzlich Ausschnitte der vergangenen zehn Siegerfilme. Verwunderlich war nur, daß es irgendwie nicht losging. Aha, das lag an den Zuspätkommenden, dachte man dann,als ein Mann nach dem anderen im kleinen Schwarzen mit Fliege den Saal betrat. Als sich diese dann auf die Gänge zur Bühne verteilten, vermutete man flugs, aha, Personenschützer, da muß ja ein Prominenter im Saal sein, aber so viele?

 

Da muß da vorne was los sein, vermuteten noch die hinteren Reihen, aber dann betraten diese Männer auch noch von allen Seiten die Bühne, machten den Mund auf und legten los: „Der Kommissar“ von Falco. Das sangen sie nicht, sondern glucksten, gicksten, girrten, einige im Rap-Modus sogar verständlich, da gab's im Saal erst Verblüffung und dann lauten herzlichen Beifall, was sich den ganzen Abend zwischen soooo vielen Worten und Bildern angesichts der gebotenen musikalischer Brillianz und einem gehörigen Witz fortsetzte.

 

Daß dieser Abend aber der Verleihung des Deutschen Fernsehkrimi-Preises galt, das kam nicht zu kurz, denn abgesehen davon, daß der Preis schon eine Nummer für sich ist, ist er verbunden mit der Preisgabe von 1 000 Liter Wein des Weingutes Udo Ott. Schon im Programm stand, daß dieser Preis vom Schirmherr der Veranstaltung übergeben wird, von Ulrich Tukur, der zwar in Venedig wohnt, aber als Kommissar Felix Munrot im Tatort des Hessischen Rundfunks ermittelt, überhaupt ein echter Hesse ist – was man bei einem seiner geistreich-komischen Sketche gut hören konnte. Wir fragten uns nur, ob er bei jeder Siegerflasche Wegzoll erheben wird. Aber dann war alles ganz anders. Aber das war am Schluß und wir sind erst am Anfang.

 

Und am Anfang gibt es halt immer erst mal viele Worte der Begrüßung, Worte, die Rose-Lore Scholz, Kulturdezernentin besonders liebt, wie es politisch Verantwortliche halt tun, wobei man natürlich immer wissen muß, daß diese es sind, die die kommunalen Gelder locker machen müssen. Am Anfang erfährt man dann auch, daß es neben dem Hauptpreis noch zwei Sonderpreise gibt, für „Herausragende Einzelleistungen“ und den Publikumspreis des Wiesbadener Kuriers, für den dieser eine Publikumsjury eingerichtet hat. Sie merken schon, wie gut es tat, daß da bei den Worten und Preisen wieder einige Männer mitmischten und loslegten.

 

Bei DELILAH von Tom Jones spielte nun auch das Publikum mit, und intonierte den Refrain mit den Dreiklangtönen von C-Dur. Dazu mußte sie der Dirigent des Heidelberger A Capella Ensembles, Bernhard Bentgens, allerdings erst auffordern, der seine Belobigung ob der Sangesleistung jeweils mit rotem Konfettiwurf bestärkte. Als Chorleiter taugt er was, das merkt man sofort, allerdings hätte er auch als Slapstick-Typ gute Auftrittschancen. Oder auch als Zauberer, denn auch nach hundert Würfen von Konfetti hoch in die Luft, was nach der Schwerkraft dann auf den Haaren, der Kleidung und am Boden landete, hatte er immer noch etwas in der Tasche. Und das ist kein Dicker mit dicken Taschen, sondern ein Schmaler, Agiler, ein Zauberer halt. Und Sie merken, wie intensiv wir darauf eingehen, denn allein die DELILAH hätten wir gerne mit dem Publikum diskutiert, das lustig mitsingt, aber kaum einer weiß, daß es hier darum geht, daß der Kerl seine Liebste erstochen hat, was er in der Ich-Form erzählt und unser Mitleid gewinnt, weshalb wir ja mit ihm dauernd DELILAH stöhnen, die doch leider tot ist, vom Sänger erstochen.

 

Aber die Leinwand vorne war wirklich das Wichtigste und im Nu wurden 9 Jahre Fernsehkrimigeschichte geschrieben, denn alle Siegerkrimis der letzten zehn Jahre wurden in Ausschnitten gezeigt, wobei einem auffiel, daß es mit einem ARD-Krimi anfing und dann Jahr für Jahr das ZDF den Krimi-Preise erhielt, bis in den letzten Jahren die Landessender das Rennen machten. Und da man sich ans letzte Jahr besser erinnert als an die davor, bekam der letztjährige Sieger : MORD IN EBERSWALDE auch besonders heftigen Applaus: Das war im übrigen wirklich ein ganz toller Film, den sich jeder bei Wiederholungen im Fernsehen anschauen sollte, weil er mit glänzenden Schauspielerleistungen – Ronald Zehrfeld in moralisch-aufbegehrender Hochform, aber sein Kontrahent Martin Branbach als sozialistischer Bürokratenfeigling auch nicht schlecht- gleichzeitig bundesdeutsche und DDR-Geschichte mitaufarbeitet. Fortsetzung folgt.

 

www.fernsehkrimifestival.de