Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Selten kann man eine Riege so hochkarätiger Schauspieler in einem Film sehen, von denen manche sogar nur mal über die Leinwand huschen – und trotzdem wird kein richtiger, kein runder Film daraus. Darum gleich die Warnung, wer im Kino eine einleuchtende Geschichte erwartet, bleibe besser fern. Wer einige Male laut lachen will und sich an den Verkleidungskünsten von Christian Bale erfreuen will, der muß unbedingt hineingehen in diese Komödienklamotte: AMSTERDAM.
Dabei geht es doch um ernste, sehr ernste Sachen. Um Versehrte, die Ende des Ersten Weltkrieges aufeinandertreffen, sich nicht aus den Augen verlieren, in Amsterdam eine abgefahrene Zeit miteinander verbringen und dann ...tja dann. Aber erst mal diese Szenen, wo die Kriegsgräul aus allen Poren schwitzen. Es ist in Frankreich, wo der Krieg in den letzten Zügen liegt und sich die drei
- Soldat und eigentlich Arzt Burt Berendsen (Christian Bale)
- Soldat und eigentlich Anwalt Harold Woodsman (John David Washington)
- und die derzeitige Krankenschwester Valerie Voze (Margot Robbie)
kennenlernen, die allerbesten Freunde werden und aus den beiden Letzteren sogar ein Paar. Das ist immer so, daß, ist der Krieg erst vorbei, die Lust zu leben Hochkonjunktur hat und genau das erleben die Drei in einer aufregenden Zeit in Amsterdam. Bruch. Schnitt.
Wir finden sie wieder, zurück in der Heimat, in New York 15 Jahre später. Aus dem übel zugerichteten Arzt ist der Kriegsveteran mit Glasauge geworden. Glasauge? Sie wissen schon, ein Glasauge ist das filmische Requisit, über das alle lachen müssen, wenn es rausfällt, aus dem Gesicht, herumkullert, schwer zu fassen ist, gefunden wird, abgewischt und wieder eingefügt, halt reingedrückt ins leere Auge. Trotz Behinderung ist Burt der Arzt, der den noch Bedürftigeren hilft, ein Armenarzt, hätte man früher gesagt. Der Anwalt ist ein Schwarzer, was das für seine beruflichen Möglichkeiten im Jahr 1933 bedeutet, ist klar. Er wird geschnitten, kaum beschäftigt, heute sagt man: diskriminiert.
Bleibt die gewesene Krankenschwester, die Künstlerin geworden oder geblieben ist, sich in Europa sauwohl fühlte und nun nicht mehr zurückkann mit ihren Freiheitsgefühlen, die von einer konservativen, ja reaktionären Familie ständig beschnitten werden, weshalb sich zum künstlerischen Drang noch eine überkandidelte, psychische Angeschlagenheit hinzugesellt.
Was fängt man mit dieser Personenkonstellation an? Was fängt Regisseur David O. Russel damit an?, dessen letzter, wirklich großer Erfolg AMERICAN HUSTLE war, ein wirklich lustiger Geschlechterkampf im Spätkapitalismus.
Die beiden Männer sind nach wie vor richtig nah befreundet und ab jetzt geht es rund. Sie sollen einen Mord aufklären an einem Senator, der für die Welt friedlich, d.h. normal gestorben ist, dessen Tochter aber einen Mord wittert. Und jetzt geht’s noch runder. Sie werden verfolgt, von Killern, die zwar Profis sind, hier aber nicht erfolgreich; gleichzeitig hält die Polizei sie für Täter., Geheimdienste sind auch beteiligt, mithin eine riesengroße Verschwörung. Eine schwierige Gemengelage, in der nun ein Prominentenauftritt sondergleichen geschieht: der gefährdete, sich selbst herbeiwünschende Präsidentschaftskandidat (Robert de Niro), der Erbe eines Textilimperiums (Sami Malek) sowie die verwöhnte Gattin (Anya Taylor-Joy) und längst ist Valerie wiederaufgetaucht und mischt mit.
Und als ob es noch nicht genug wäre, kommen nun auch noch u.a. Mike Myers, Chris Rock, Michael Shannon oder Taylor Swift, Andrea Riseborough und Zoe Saldana ins Spiel. In welchen Rollen? Egal! Die Geschichte ist längst so verworren, daß wir ihr nicht mehr richtig folgen können, was auch daran liegt, daß man die bekannten Gesichter viel zu interessiert betrachtet, weil sie in unglaublicher Diskrepanz zur Bedeutung ihrer Figuren im Film stehen. Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Weder ein Krimi, noch eine Komödie, auf jeden Fall aber ein Film, der zeigt, wieviele unterschiedlichen Gesichter aus Europa und den USA in einem Film mitspielen können.
Fotos:
©Verleih
Info:
Regie & Drehbuch: David O. Russell
Mit: Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington, Alessandro Nivola, Andrea Riseborough, Anya Taylor-Joy, Chris Rock, Matthias Schoenaerts, Michael Shannon, Mike Myers, Taylor Swift, Zoe Saldaña, Rami Malek und Robert De Niro
Produzenten: Arnon Milchan, Matthew Budman, Anthony Katagas, David O. Russell und Christian Bale
im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Regie & Drehbuch: David O. Russell
Mit: Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington, Alessandro Nivola, Andrea Riseborough, Anya Taylor-Joy, Chris Rock, Matthias Schoenaerts, Michael Shannon, Mike Myers, Taylor Swift, Zoe Saldaña, Rami Malek und Robert De Niro
Produzenten: Arnon Milchan, Matthew Budman, Anthony Katagas, David O. Russell und Christian Bale
im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany