Die Filmtheaterbetriebe Jaeger feiern 85 Jahre Kino mit Scheckübergabe in Frankfurt am Main
Von Siegrid Püschel
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Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das muß man sich mal vorstellen, diese Klimaänderung! Vor 40 Jahren waren die Frankfurter Kinobetreiber fuchsteufelswild, daß sich die Stadt mit ihrem Kultur-Guru Hilmar Hoffmann wagte, in das Kinogeschäft einzusteigen und klagten gegen die unliebsame Konkurrenz. Das Kommunale Kino war aber nicht als ökonomische Konkurrenz gegründet worden, sondern als notwendige Ergänzung zum Alltagsgeschäft der Kommerzkinos.
Denn erstens wurden dort im Koki dann die Filme gezieigt, die es gar nicht in die Kinopaläste schafften oder schnell verschwanden, weil zu anspruchsvoll oder zu schwierig waren. Ein anderer Grund war kulturgeschichtliche Notwendigkeit Filmgeschichte auch anhand dr Filme zeigen zu können. Anders als im Theater, in der Literatur, in der Oper, in den Kunstmuseen, wo gerade das Alte als künstlerisch wertvoll und neu erlebbar gilt, ist das Kino ein rasender filmeverschlingender Moloch, dessen Credo ist: alles neu, auch Remakes, aber auf jeden Fall neu.
Um so erstaunlicher, was gerade geschieht und worüber sich das Deutsche Filmmuseummächtig freut: Statt Geschenken zum 85-jährigen Jubiläum der E-Kinos in diesem Herbst hatte die Betreiberfamilie Jaeger ihre Gäste, Gönner und Freunde um Spenden gebeten; Spenden, die die Jaegers – großzügig aufgerundet – freundlich weiterreichen an das Deutsche Filmmuseum. Hier wurde vor wenigen Tagen ebenfalls gefeiert – die Gründung des Kommunalen Kinos Frankfurt vor 40 Jahren nämlich.
Prof Klaus Jaeger von den Filmtheaterbetrieben Jaeger überreicht Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums, einen Scheck über 5.000 Euro, und zwar am Donnerstag, 15. Dezember, um 13 Uhr im Deutschen Filmmuseum. „Eine ganz wunderbare Idee und großzügige Geste“, sagte Dillmann, als sie von der Spende erfuhr. Diese werde jetzt dazu beitragen, dass das soeben aufwendig erneuerte Filmmuseum den Frankfurtern auch weiterhin Einblicke in die Welt des Films geben kann. Das Kino zeigt etwa ganz aktuell am Sonntag, 18. Dezember, Frank Capras Stummfilmklassiker von 1926, The Strong Man, zur Matinee um 11 Uhr.
Die Tradition der E-Kinos reicht weit zurück: Am 10. Oktober 1926 eröffnete Ludwig Reichard, der Großvater des heutigen Betreibers Klaus Jaeger, in der Lange Straße 22 im Ostend das „Eden“ mit 450 Plätzen. Kino war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Renner: 1959 zählte man in Frankfurt und seinen Bezirken 83 Kinos mit annähernd 40.000 Plätzen. Eines davon, der „Europa-Palast“, war von Ludwig Reichard am 29. August 1952 an der Hauptwache eröffnet worden – mit einem 1150 Zuschauer fassenden Saal inklusive großem Balkon. Die Familie betreibt die E-Kinos heute in der 4. Generation.
Als traditionelles Familienunternehmen legen die Jaegers besonderen Wert auf Kinder- und Familienkino, anspruchsvolle Unterhaltung von Mainstream bis Arthouse, sowie auf ein besonderes Filmprogramm für Schulen und Kindergärten. Waren sie also vor 40 Jahren noch Konkurrenten, herrscht jetzt zwischen E-Kinos und Filmmuseum Kooperation, ja Freundschaft. Das ist wie im Film! |
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