Die DVD zum Fest, der Deix-Film bei Pandora Film
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Man muß das nicht wissen, aber man hat am Film noch mehr Spaß und auch Interesse, wenn man weiß, daß die Handlung die Autobiographie des herrlich schrägen österreichische Karikaturisten und Katzenliebhabers Manfred Deix (1949-2016) darstellt und er das Drehbuch auch noch selbst geschrieben hat.
Wie gesagt, man muß dies nicht wissen, weil der Film auch für sich die nachfaschistische Nachkriegsgeschichte Österreichs in scharfer Klarheit und deutlicher Enge des Kleinbürgertums in diesem Dorf wiedergibt, aber der Titel vom Sieg Heil Kirchen, den man beim Zuschauen sofort versteht, hat noch einen anderen Beigeschmack, wenn man weiß, daß Manfred Deix in Böheimkirchen aufgewachsen ist, wo seine Eltern eine Gastwirtschaft betrieben, die er aber genauso wenig weiterführen wollte, wie eine Fleischhauerei. Er wollte Kunst machen – und tat es. Und davon handelt ein wenig auch dieser Film.
ROTZBUB, das ist er, das spillerige Kerlchen, dessen Finger wie angeboren den Bleistift halten müssen, mit dem er auf dem Blatt Papier seine Umgebung aufzeichnen muß, vor allem die ‚Leit‘! Und die sind wie in jeder bessern Gesellschaft („hinterlistige Frömmler und notgeile Altnazis“) erst einmal die Honoratioren des Ortes: da gibt es den Bürgermeister samt Bürgermeistergattin , den erzkatholische Pfarrer ohne Gattin, wenigstens offiziell, den Fabrikanten, der das Sagen hat, dann die Nachgeordneten: die Polizei, die Feuerwehr, all die, die als Obrigkeiten sich als etwas Besseres dünken und auch dünkelhaft verhalten. Und da gibt es die normalen Leute, die abends im Wirtshaus sitzen, ja die Männer!, die ihren Feierabend hochhalten und dann ist da noch die dralle, nette Nachbarin, bei der nicht nur der Kunstmaler, sondern auch der Bürgermeister zu nachtschlafender Zeit vorbeischaut. Und als dem Rotzbub angesichts der wogenden Brüste und der Männerhände um sie schon die Augen überlaufen, macht sie den Vorhang zu. Aha. Höchste Zeit vom Eigentlichen zu sprechen. Denn die erzählte Geschichte ist ja nur das eine, das andere ist die Machart als erster voll animierter Film Österreichs, was Santiago López Jover auf der Basis der Zeichnungen von Deix fertigbringt. Zum Fürchten, zum Lachen, auf jeden Fall echt Deix.
Anlaß der Aufregung im Film, die zu Schluß in einem Skandal kulminiert und der eine Strang der Geschichte, ist das Vorhaben des Bürgermeisters, die Nazi-Embleme und Hitlers Konterfei vom Rathaus durch neue Bilder zu übermalen, wozu ein echter Kunstmaler, ein Onkel des Rotzbubs, beauftragt wird. Der Bub läßt sich gerne zum Farbenmischen und -rühren anstellen.
Der andere Strang erzählt von den Frühlingsgefühlen, die den Rotzbub jedesmal überfallen, wenn er die pfiffige Mariolina erblickt, ach was, eigentlich schon, wenn er nur an sie denkt, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht, wenn er ihren auffordernden Blick richtig versteht. Aber er versteht ja eigentlich überhaupt nichts. Und deshalb auch nichts, als seine Angebetete mit ihrer Mutter in der elterlichen Gastwirtschaft kein Bier bekommt. Nicht, daß der liebevoll gezeichnete einarmige Vater ihr das nicht geben möchte, nein, seine biersaufenden Gäste dringen darauf, den beiden weiblichen Wesen, Roma und mit Clan am Ende des Dorfes hausend, die Tür zu weisen, was geschieht und im Rotzbub die größten Schuld-, Haß- und Widerstandsgefühle zu mobilisieren. Aber noch sagt er nichts, noch tut er nichts. Seine Zeit kommt erst noch.
Eigentlich hat Rotzbub Hausarrest, aber da gibt es eine Bar, mit richtig guter Musik, da darf er ein Bier trinken gegen eine Zeichnung, deren Objekt natürlich Mariolina ist. Da kann er noch nicht wissen, daß seine fiesen Klassenkameraden, aus denen sicher die größten Kapitalisten werden, zwei seiner Zeichnungen übereinanderlegen und die neue Zeichnung als Matrize durchnudeln, also kopieren: der gewaltige Busen der Nachbarin iim Riesenausschnitt mit dem Kopf von Mariolina. Gemein, gemein, aber den beiden Schuften bringt das viel Geld und dem Rotzbub die Gelegenheit, die beiden mit schlechtem Gewissen für seine Aktion einzuplanen.
So gibt es eine Menge Anekdoten, aber alles zielt auf den Count-Down, die Enthüllung der neugemalten Fassade. Der Kunstmaler hat längst die Qualitäten vom Rotzbub erkannt, gibt ihm die Vorlage für die nach dem Überstreichen geplante Malerei und vergnügt sich lieber mit der Drallen. Doch Rotzbub nutzt zusammen mit den zwei Kameraden die Gunst der Stunde und…
Sie lachen sich schief.
Daß der örtliche Friseur mit seinen Altnazis auch die alten Verhältnisse mit einer selbstgebastelten Bombe wiederherstellen will, Siegheilkirchen also „säubern“ will, aber das Gegenteil erreicht, kommt strafverschärfend dazu. Das ist ein Film, den man sich ein zweites Mal, ja ein drittes mal reinziehen kann, so viele kleine Details entdecken Sie beim Wiedersehen. Toll – und deixwürdig.
Foto:
©Verleih
Info:
Willkommen in Siegheilkirchen
DVD
Lieferung pünktlich zum Fest
Österreich/BRD, 2021
FSK ab 12 freigegeben
Bestellnummer: 10996801
Erscheinungstermin: 11.11.2022
Genre: Animation Komödie
Spieldauer: 85 Min.
Regie: Marcus H. Rosenmüller, Santiago López Jover
Autor: Manfred Deix
Originaltitel: Willkommen in Siegheilkirchen - Der Deix Film (Rotzbub)
Sprache: Deutsch
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Bild: Widescreen
Untertitel: Deutsch f. H., Deutsch
Specials: Animationsclips; Musikvideo Once In A While;
Hörfilmfassung für Sehbehinderte
die er in seiner noch immer aktiven Spielerkarriere erleben seine teils schwierigen Verhältnisse mit Trainern von Weltformat (z.B.
Getty
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