unheimliche geschichten

UNHEIMLICH FANTASTISCH – E.T.A. HOFFMANN 2022 im Deutschen Romantik-Museum Frankfurt, Teil 6

Hanno Lustig


Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese Filmreihe HOFFMANNIANA 
bringt ja nicht nur Verfilmungen von E.T.A. Hoffmann, sondern ist auch eine gute Gelegenheit für diejenigen, die in die Geschichte der Filmkunst eintauchen wollen. Wann kann man schon einmal Stummfilme sehen? Und einen der ersten Horrorfilme, als dieses Genre, das auch in der Literatur erst gute 100 Jahre alt war, laufen lernte und auch erst mal Gruselfilm hieß!

Und Grusel, gruselig hatte ganz eindeutig seine Herkunft aus der deutschen Phantastik, Hanns Heinz Ewers (1871-1942), Alfred Kubik (18771959), Gustav Meyrink (1868-1932) , auch Franz Kafka (1883-1924) gehört dazu, sind literarische Referenzen, die von sich aber allesamt zurückverweisen, erstens auf die Grimmschen Märchen, zweitens auf die Schwarze Romantik mit seinem Hauptvertreter E.T.A. Hoffmann. Und so waren die Deutschen auch Vorreiter beim Phantastischen Film! Das schreibt isch um so leichter von der Hand, als die deutsche Filmkunst ja mit zu den Pionieren der Filmkunst überhaupt gehört. Traurig, traurig, wenn man das mit heute vergleicht. Das bezieht sich sowohl auf die Filme, die in Deutschland produziert werden, wie auch das Zuschauerverhalten, die einfach keine Cinephilen sind – im Gegensatz zu Frankreich, wo tatsächlich Filmkunst noch vom breiten Publikum goutiert wird. 1919 als auch noch in Deutschland.

Regisseur Richard Oswald auf jeden Fall wagte diesen Gruselfilm und gewann! Der 101 Minuten lange Film ist ein Episodenfilm, der in fünf Episoden seine Geschichten erzählt, insgesamt eingerahmt von einem Vor- und einem Nachspiel. Es sind drei renommierte Autoren, aus deren Erzählungen sich der Film bedient, wobei zwei Episoden extra für diesen Film geschrieben wurden. Die drei sind: „Der Selbstmörderklub“ von Robert Louis Stevenson , „Die schwarze Katze“ von Edgar Allan Poe und „Die Erscheinung“ von Anselma Heine, wozu „Die Hand“ von Robert Liebmann kommt und der Regisseur hat mit „Der Spuk“ selbst ein Drehbuch geschrieben.

Drei schon damals bekannte Schauspieler tragen den Film Reinhold Schünzel, der auch als Regisseur bekannt ist,war eine Entdeckung von Richard Oswald, Anita Berber, die der Nachwelt vor allem durch das hinreißende und auch absolut schräge Porträt von Otto Dix (hängt in Stuttgart) ein Name ist und die auch als Tänzerin berühmt war und Conrad Veidt, der ein Jahr später mit dem Dr. Caligari eine große Nummer wurde, die Nazis haßte und in Hollywood Karriere machen konnte. Nur nebenbei: Schünzel, Berber, Veidt machte Richard Oswald zu seinen Stammspielern, zu denen noch Werner Krauß gehörte, der von den Dreien auch in der Bundesrepublik noch eine filmische Größe wurde.

Jeder der drei spielt in allen fünf Episoden eine Hauptrolle, aber in der Rahmenhandlung sind sie fest besetzt: Schünzel ist der Teufel, Veidt der Tod, Berber die Dirne. Die Uraufführung in Berlin am Kurfürstendamm am 5. November 1919 war gleich ein großer Erfolg, wobei vor allem die schauspielerischen Leistungen wurden gelobt, nicht nur individuell, sondern in ihrem Zusammenspiel. Auch die Umsetzung der Geschichten in ein Drehbuch, was der Regisseur zusammen mit Robert Liebmann fertigte, wurde herausgehoben, genauso wie die Zwischentitel, die ob ihrer Kürze als prägnant gepriesen wurden. Ein Kritiker stellte heraus, daß seit DER STUDENT VON PRAG aus dem Jahr 1913 kein Film so wirksam seinen Stoff auf die Leinwand gebracht hätte und daß im Grusel, im Bizarren und Grotesken die Zukunft des deutschen Films läge. Dazu muß man sich erneut vor Augen stellen, daß Oswald ein neues Genre etablierte, das zwar Vorläufer hatte, aber jetzt seine Mitte gefunden hatte.


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Das Wichtigste in den Kritiken aber ist die filmische Umsetzung, die Kameraarbeit, die mit Schwarz-Weiß spielt, das Licht als Phänomen funkeln läßt und in der Kamera von Carl Hoffmann aufsehenerregende Trickfilmaufnahmen produzierte.


Die Episoden

Erste unheimliche Geschichte: Die Erscheinung
Zweite unheimliche Geschichte: Die Hand
Dritte unheimliche Geschichte: Die schwarze Katze
Vierte unheimliche Geschichte: Der Selbstmörderclub
Fünfte unheimliche Geschichte: Der Spuk

Foto:
©Vdff.film

Info:
Besetzung siehe Foto oben

  
Ausstellung im Romantikmuseum bis 12. Februar 2023
www.etah2022.de
www.freies-deutsches-hochstift.de
www.virtuelle-zeitreise.freies-deutsches-hochstift. de