Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In der Mitte der Welt befindet sich ihr höchster Gipfel, der Sumeru, umgeben von acht Meeren und acht Bergen. Die Frage ist: „Wer erlangt mehr Weisheit? Derjenige, der alle acht Berge bestiegen oder derjenige, der den Gipfel des Sumeru erklommen hat?“
ZENTRALE THEMENFREUNDSCHAFT
Dies ist die Geschichte einer Freundschaft zweier Jungen, die zu Männern werden. Die Entscheidungen, die einer trifft, inspirieren den anderen. Es ist, als hielten sie sich gegenseitig einen Spiegel vor, der sie mit ihren eigenen Wünschen konfrontiert. Es ist eine fast zärtliche Freundschaft, geprägt von gegenseitigem Respekt, in der Rivalität keinen Platz hat. Auch wenn es manchmal schwerfällt, respektieren sie die Freiheit des anderen. Wir spüren den Schmerz, wenn sie auseinandergehen, und die pure Freude, wenn sie sich wiedertreffen. Manchmal fehlen ihnen die Worte, um dem anderen von sich zu erzählen, doch sie verbindet ACHT BERGE ein tiefes
Verständnis, das auch ohne Sprache auskommt. In unserem Film verkörpert Pietro den Archetypen des Suchenden, den Wanderer, nie zufrieden und immer von Neugier getrieben. Bruno ist der, der unermüdlich seinen einen riesigen Berg besteigt: fokussiert, mit ganzem Herzen dabei, stur.
VATER
Das Vater-Thema liegt uns sehr am Herzen, da wir beide unsere Väter vor langer Zeit verloren haben. Es gehört so sehr zum Aufwachsen, den Vater abzulehnen, ihn besser zu verstehen, wenn man älter wird, ihm zu vergeben, ihn anzunehmen. Und auch einen Vater in jemanden zu finden, mit dem du nicht blutsverwand bist… und
einen Freund, der wie ein Bruder oder eine Schwester für dich ist.
NATUR
In der Pandemie erlebten die Menschen das tiefe Bedürfnis, wieder mit der Erde in Kontakt zu kommen, und uns wurde klar, dass die Sorge für unsere Familien und die
für unsere Umwelt untrennbar miteinander verbunden sind. Im Film lädt Pietro einige Freunde aus der Stadt zu Besuch in das Haus ein, das er und Bruno zusammen in den Bergen gebaut haben. Sie sind verzaubert und träumen davon, dorthin zu ziehen, im Einklang mit der Natur ihr eigenes Gemüse anzubauen und ein einfaches Leben zu führen. Bruno lacht sie aus, denn sie haben keine Verbindung zur Natur und somit wenig Ahnung, wie so ein Leben in Wirklichkeit aussieht. Für diesen Handlungsstrang haben wir eine besondere Schwäche, da wir selbst in der Stadt leben und uns mit den Träumern identifizieren können. Wir gehen ironisch mit unserer eigenen widersprüchlichen Beziehung zur Natur um – dem dringenden Wunsch, in sie einzutauchen, um dann wieder in die Stadt mit ihren Supermärkten, Theatern, Bars, Menschen und Autos zu fliehen.
ZURÜCK ZU DEN WURZELN
In einer Zeit, in der die Welt um uns herum von Tag zu Tag verrückter zu werden scheint, war es ein Geschenk, an einem Film zu arbeiten, in dem die Handlung, wie auch die Figuren von Ehrlichkeit und Reinheit geprägt sind und es um die essentiellen Dinge des Lebens geht. Aus der Sicht des Kindes: einen Freund zu finden und frei zu spielen, draußen an der Sonne durchs hohe Gras rennen, durch Bäche waten und alte Schätze entdecken … Und später: Wie löst man sich von seinen Eltern und wird eine eigenständige Person? Und wie geht man mit Verlust und Reue um? Wie glaubt man genauso fest an sich selbst wie an andere? Und am Ende: Wie ergibt man sich dem Leben und akzeptiert den Tod?
EINE VERSCHWINDENDE WELT
Das traditionelle Leben in den Bergen und die Alm-Käserei beißt sich mit der Welt von heute. Unzählige Verordnungen verpflichten die Bauern, ihre Arbeitsweise zu
verändern. Sie sind gezwungen, moderne Maschinen zu kaufen, was den meisten von ihnen nicht möglich ist, ohne sich tief zu verschulden, was dazu führt, dass diese
alte Welt mehr und mehr verschwindet. Natürlich gibt es großartige neue Methoden der ökologischen Landwirtschaft. Aber Charlotte, die in den 1980ern und 1990ern
auf dem Land aufgewachsen ist, kannte einen ganzen Kosmos von Menschen, Bauern, die so lebten, als stünde die Zeit still. Ihr Vater schätzte diese Welt sehr, denn sie war von nüchterner Reinheit, ohne jeden Schnickschnack. Es war keine romantische Welt, sondern eine sehr reale.
WIE WIR ZUM ITALIENISCHEN KAMEN
Cognetti beschreibt das Aostatal und seine Bewohner auf sehr spezielle und charakteristische Weise, von der eine große Wahrhaftigkeit ausgeht. Deshalb wollten wir den Film in Italien und auf Italienisch drehen. Da wir der Sprache nicht mächtig waren, mussten wir sie so schnell wie möglich lernen. Als der Zeitpunkt gekommen war, um die Jungen zu casten, gelang es uns gerade so, sie in unserem neuerworbenen Italienisch zu coachen. Die Sprache zu lernen hat uns das Tor zu einer völlig neuen Welt geöffnet. Das Land, seine Leute sowie seine Kultur und Geschichte haben wir schon vorher geliebt. Aber während unserer Arbeit am Film fühlten wir uns sehr willkommen und gut unterstützt in Italien – vor allen Dingen von unseren Produzenten, die so warmherzig und unvoreingenommen waren, uns die Adaption dieses italienischen Bestsellers anzuvertrauen. Doch auch darüber hinaus fühlten wir uns von fast jedem Menschen, dem wir begegneten, wohlwollend aufgenommen – so dass daraus tatsächlich eine beiderseitige belgisch-italienische Romanze entstanden ist.
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Drehbuch & Regie Felix van Groeningen & Charlotte Vandermeersch
Basierend auf dem Buch “Acht Berge” von Paolo Cognetti
Besetzung
Pietro Luca Marinelli
Bruno Alessandro Borghi
Giovanni Filippo Timi
Francesca Elena Lietti
Bruno als Kind Cristiano Sassella
Pietro als Kind Lupo Barbiero
Pietro als Teenager Andrea Palma
Bruno als Teenager Francesco Palombelli
Lara Elisabetta Mazzullo
Abdruck aus dem Presseheft