Ein spannendes Bergsteiger-Drama als TV-Abendtipp für Sonntag, 15. Januar 2023 bei RTLZWEI
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Seit Edmund Hillary zusammen mit seinem Sherpa Tenzing Norgay am 29. Mai 1953 den Mont Everest zum ersten Mal bestiegen hatte, übt er als höchster Berg der Erde eine besondere Faszination auf viele Bergsteiger aus.
Aus diesem Grund gab es bald immer mehr Unternehmen, die Amateur-Bergsteiger auf den Everest begleiten. Der Neuseeländer Rob Hall (Jason Clarke) war der Chef der Firma "Adventure Consultants", die Bergsteigern für 65.000 Dollar die Besteigung des Mount Everest ermöglichte. Im Frühjahr 1996 startete er zusammen mit den Bergführern Mike Groom (Thomas M. Wright) und Andy Harris (Martin Henderson) sowie einem Team von heimischen Sherpas mit einer Gruppe von 8 Bergsteigern zur Höhengewöhnung in ein Basislager, das von Helen Wilton (Emily Watson) verwaltet wurde. Zu den Teilnehmern gehörten u.a. der Arzt Beck Weathers (Josh Brolin), der Postbote Doug Hansen (John Hawkes), der schon einmal gescheitert war, und der Journalist Jon Krakauer (Michael Kelly), der nur 10.000 Dollar zahlen musste und dafür einen Bericht über die Expedition für das Outside Magazine schreiben wollte. Dr. Caroline Mackenzie (Elisabeth Debicki) war im Basislager als Ärztin tätig, da Halls Frau, die Ärztin und Bergsteigerin Jan Arnold (Keira Knightley) schwanger war und nicht mitkommen konnte.
Da es mehrere Gruppen gab, die am gleichen Tag - dem 10.Mai - aufsteigen wollten, hatte sich Hall mit dem "Mountain-Madness"-Team des Amerikaners Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) und dessen kasachischem Bergführer Anatoli Boukreev (Ingvar Eggert Sigurðsson) zusammen getan. Die Gruppen wollten den Gipfelaufstieg über die Südroute aus 7.900 Metern Höhe bei gutem Wetter in Angriff nehmen. Da es 1996 noch keine Besteigung über diese Route gegeben hatte, fehlten an einigen Stellen die Halteseile, die erst während des Aufstiegs der Gruppe angebracht werden mussten. Dies führte zu zeitlichen Verzögerungen.
Gleichzeitig hatten einige der Teilnehmer Probleme mit der Anpassung an die Höhe und die Gruppen kam dadurch langsamer als geplant voran. Einige der Bergsteiger mussten dann sogar zurück gelassen werden. Deshalb wurde der Gipfel nicht wie geplant vor 14 Uhr erreicht. Dies war notwendig, um noch genügend Zeit für den Abstieg zu haben. Vor allem Doug Hansen hatte große Probleme. Da sowohl Doug als auch Rob Hall wussten, dass das Dougs letzter Versuch war, hatte ihn Rob gegen seine eigenen Vorgaben noch nach 15 Uhr auf den Gipfel geführt.
Beim Abstieg schlug dann plötzlich das Wetter um. Zusätzlich gab es beim Abstieg nicht genügend gefüllte Sauerstoffflaschen. Einige der Bergsteiger mussten bei Eiseskälte im Berg übernachten. Gleichzeitig versuchte Guy Cotter (Sam Worthington) von der Basisstation aus eine Rettungsaktion zu koordinieren, konnte aber durch den Wetterumschwung mit den Sherpas die Bergsteiger nicht mit wärmenden Getränken und Sauerstoffflaschen versorgen.
Das führte dazu, dass diese Everest-Besteigung mit einer Katastrophe endete, bei der am Ende 8 Personen gestorben waren; die meisten waren vor Erschöpfung erfroren. Gestorben sind die Bergführer Rob Hall, Andrew Harris und Scott Fischer, die beiden Adventure Consultants Kunden Doug Hanson und Yasuko Namba sowie 3 Mitglieder der Expedition des indisch-tibetanischen Grenzschutzes, Tsewang Smanla, Dorje Morup und Tsewang Paljor, die ebenfalls am 10. Mai als eine eigene Gruppe zum Everest aufgestiegen waren.
"Everest" wurde in Nepal, im Schnalstal in Südtirol, in den Cinecittà Studios in Rom, in den Pinewood Studios in Buckinghamshire und im Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest gedreht. Regisseur Baltasar Kormákur und die Drehbuchautoren William Nicholson und Simon Beaufoy nutzten vor allem Jon Krakauers Buch, dem der Film - neben anderen Quellen - auch weitgehend folgt.
Der Film soll bei einem Budget von 65 Mill. Dollar nicht nur Fachleute ansprechen. Dies gelingt, indem die bekannten Schauspieler sehr häufig im Bild sind und bei Rob Hall und Beck Weathers auch die Ehefrauen zu Hause gezeigt werden. Robin Wright spielt Peach Weathers, Becks Ehefrau. Daneben tragen die Hauptdarsteller viel seltener als üblich keine Schneebrillen oder keine Sauerstoffmasken. Jason Clarkes Rob Hall ist durch seinen auffallend roten Anorak immer gut zu erkennen. Daneben wurden natürlich nicht alle 34 Bergsteiger gezeigt, die sich zu dieser Zeit auf der Route zum Gipfel befanden, sondern Kormákur konzentriert sich auf wenige Darsteller, so dass jeder genug Szenen hat und der Zuschauer mit ihnen mitfühlen kann.
Als Darsteller ragen Jason Clake als der zuverlässige Rob Hall, der seine Kunden unbedingt zufriedenstellen will, Jake Gyllenhaal als Rookie Scott Fischer und Josh Brolin als Beck Weathers heraus. Aber auch Emily Watson, John Hawkes, Sam Worthington, Keira Knightley und Robin Wright können in ihren wenigen Szenen überzeugen. Dazu kommen die grandiosen Landschaftsaufnahmen von Kameramann Salvatore Totino, die allein schon den Film sehenswert machen.
Das Drama wurden von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat besonders wertvoll ausgezeichnet, da der Film ganz ohne Klischees auskommt. Daneben mahnt er vor dem Größenwahn der Kletterer und zeigt dennoch auch die ungebrochene Faszination, die der Berg zweifelsohne ausübt. Deshalb nimmt er der den Zuschauer mit auf eine unvergessliche Reise.
Jon Krakauer hat später ein Buch über das Unglück geschrieben (Into Thin Air: A Personal Account of the Mt. Everest Disaster, 1997 - deutsch: In eisige Höhen. Das Drama am Mount Everest), in dem er u.a. behauptet hatte, dass Anatoli Boukreev vor allem die Mitglieder seines Mountain-Madness Teams gerettet und sich aber nicht um die anderen Bergsteiger gekümmert hätte. Diese Aussage wurde im Film nicht näher behandelt. Jan Arnold hatte nach Erscheinen des Buches vor allem kritisiert, dass Krakauer das letzte Telefongespräch zwischen ihr und ihrem sterbenden Mann für sein Buch verwendet hatte. Auch Beck Weathers hat 2000 das Buch Left For Dead verfasst, das sich vor allem mit seiner Situation und seiner Rettung auseinandersetzt.
Insgesamt ist "Everest" ein packender Film der Bergsteiger-Tragödie vom 10. + 11. Mai 1996 am Mount Everest, dem der Spagat zwischen realistischer Nachstellung und einem spannenden und unterhaltsamen Abenteuerfilm wunderbar gelungen ist und dem es gelingt, dass die Zuschauer den Kampf gegen Lawinen, Wetterumbruch, Erschöpfung und Höhenkrankheit zu jeder Zeit nachempfinden können. Schon aus diesem Grund lohnt es, sich das Doku-Drama noch einmal oder auch zum ersten Mal im Fernsehen anzusehen.
Foto 1: Rob Hall (Jason Clarke) führt 33 Alpinisten im Mai 1996 auf den Mount Everest © RTLZWEI
Foto 2: v.l.n.r.: Scott Fischer (Jake Gyllenhaal), Jon Krakauer (Michael Kelly) und Beck Weathers (Josh Brolin) auf dem Weg zum Gipfel des Everest © RTLZWEI
Foto 3: Jan Hall (Keira Knightley) macht sich Sorgen um ihren Mann Rob © RTLZWEI
Info
Everest (USA, Großbritannien 2014)
Originaltitel: Everest
Genre: Doku-Drama, Abenteuerfilm
Filmlänge: ca. 122 Minuten
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: William Nicholson und Simon Beaufoy nach dem Sachbuch von Jon Krakauer: Into Thin Air: A Personal Account of the Mt. Everest Disaster (1997)
Darsteller: Jason Clarke, Jake Gyllenhaal, Josh Brolin, John Hawkes, Robin Wright, Michael Kelly, Sam Worthington, Keira Knightley, Emily Watson u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Everest″ wird am So. 15.01.2023 um 20:15 Uhr bei RTLZWEI gezeigt und am Mo. 16.01.2023 um 02:15 Uhr wiederholt.