TV-Tagestipp für Freitag, 27. Januar 2023 bei Pro Sieben
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Im 23. Jahrhundert ist es auf der Erde durch einen verheerenden Krieg zu einem technologischen Stillstand gekommen. Jetzt in der Mitte des 26. Jahrhundert leben in den Trümmern der größten Stadt Iron City normale und kybernetisch verbesserte Menschen sowie Androiden auf engstem Raum zusammen.
Über der Stadt schwebt jedoch Zalem, die letzte der großen Himmelsstädte, die den großen Krieg überdauert hat. Zwischen den beiden Städten gibt es außer einem Transportsystem für Nahrung und Konsumgüter keine Verbindung. Für die Bevölkerung gibt es nur ganz wenige Möglichkeiten von Iron City nach Zalem aufzusteigen.
Als der Arzt Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) im Abfall der Himmelsstadt nach Ersatzteilen für seine kybernetische Notfallklinik sucht, findet er den Kopf eines zwar zerstörten aber noch funktionsfähigen weiblichen Cyborgs, in dem das menschliche Gehirn noch intakt ist und der ganz sicher aus einer anderen Zeit stammt. Ido beschließt die Teile mitzunehmen und verbindet sie mit einem Körper, den er von seiner verstorbenen Tochter aufgehoben hat
Er nennt das Cyborg Mädchen wie seine Tochter Alita (Rosa Salazar), denn der Android hat keinerlei Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit oder seinen Namen.
Während Ido versucht Alita vor den Gefahren von Iron City zu schützen, lernt sie auf ihren Streifzügen durch die Stadt den Jungen Hugo (Keean Johnson) und seine Freunde kennen. Durch ihn kommt sie auch mit Motorball in Berührung, einer intensiven und tödlichen Sportart, die unzählige Fans anzieht, denn der Sieger beim jährlichen Motorball-Turnier hat Möglichkeit nach Zalem aufzusteigen. Sie merkt aber auch, dass es Menschen gibt, die nicht wie Dyson Ido den Menschen helfen wollen, sondern die wie Dysons Ex-Frau Chiren (Jennifer Connelly) ihre Fähigkeiten nutzen, um - gegen gutes Geld - verbesserte Spieler für Vectors (Mahershala Ali) Motorball Team herzustellen.
Als sie in der Stadt einmal Dr. Ido retten muss, merkt Alita, dass sie außergewöhnliche Kampffähigkeiten besitzt. Dies macht sie zur Feindin der Obrigkeit der Stadt und von Zalem. Deshalb haben die Mächtigen der Stadt wie Vector bereits sogenannte "Hunter Warrior" wie Zapan (Ed Skrein) oder riesige Cyborgs wie Grewishka (Jackie Earle Haley) auf sie angesetzt. Allerdings besorgt sie sich nicht nur selbst eine Lizenz als Hunter Warrior, sondern sie weiß auch, wie sie sich gegen ihre Gegner verteidigen kann.
Bei einem Ausflug mit Hugo und seinen Freunden Tanji (Jorge Lendeborg Jr.) und Koyomi (Lana Condor) finden sie ein altes Raumschiff, das nur Alita betreten kann und in dem sie einen vermutlich zu ihr gehörenden Körper findet. Durch Flashbacks erinnert sich Alita auch immer wieder an kleine Teile ihres früheren Lebens und an ihre damalige Aufgabe.
Als dann allerdings nicht nur sie, sondern auch ihr Freund Hugo in Gefahr geraten, muss Alita entscheiden, wem sie helfen will und wen sie bekämpfen muss…
Nach "Ghost in the Shell" (2017) ist "Alita: Battle Angel" die zweite Realverfilmung von bekannten japanischen Cyber-Punk Comics.
Dabei beruht "Alita: Battle Angel" auf den ersten beiden (von neun) Ausgaben der japanischen Manga Serie Battle Angel Alita, die erstmals 1991 vom japanischen Comiczeichner Yukito Kishiro veröffentlicht wurde. Zwischen 2001 und 2014 ist noch eine zweite Serie mit 19 Ausgaben unter dem Titel Battle Angel Alita: Last Order erschienen. Außerdem wurden 1993 noch zwei Folgen einer Original Video Animation erstellt. Die Animation beruht ebenfalls auf den ersten beiden Comics und hat einen ähnlichen Inhalt wie der hier besprochene Film.
Bereits 1998 hat Regisseur James Cameron erklärt, dass er über den Alita-Stoff einen Realfilm drehen will. Nach beinahe 20 Jahren Vorbereitung hat Cameron dann den Regiestuhl an Robert Rodriguez weitergegeben, selbst aber zusammen mit Robert Rodriguez und Laeta Kalogridis das Drehbuch verfasst und dazu die Produktion übernommen.
Auch wenn der Film als Realfilm gilt, wurde doch ausgesprochen viel mit CGI gearbeitet. Das ist auch notwendig, um die kybernetisch veränderten Menschen und Cyborgs darstellen zu können. An die bewusst künstliche Animation muss man sich als Zuschauer erst einmal gewöhnen. Dies gilt vor allem für die großen Augen der Hauptfigur des Filmes, die allerdings auf den Manga-Augen der Vorlage beruhen.
Alita wird von der Schauspielerin Rosa Salazar gespielt, die anschließend vollständig mit Motion Capture computeranimiert wurde. Alitas kindlich-naiver Entdeckergeist im Zusammenspiel mit ihrem stets ein wenig verschmitzten Lächeln ist hinreißend dargestellt und macht sie ausgesprochen sympathisch. Denn dadurch kann der Zuschauer zusammen mit ihr ihre Welt entdecken, z.B. wenn sie zum ersten Mal Motorball zu spielen versucht oder bei einer Orange den Unterschied zwischen ungeschält und geschält feststellt. Das lässt sie viel menschlicher als die meisten der menschlichen Bewohner von Iron City erscheinen.
Neben Rosa Salazar kann vor allem Christoph Waltz als Dr. Dyson Ido überzeugen, der hier wunderbar zurückhaltend spielt und sich wie ein Vater zu seiner Pflegetochter verhält (schließlich ist der erste Körper, den Alita erhält, ja eigentlich für Idos verstorbene Tochter gedacht gewesen).
Auch die Gegenspieler können überzeugen. Dies gilt besonders für den souverän spielenden Mahershala Ali als Vector, der vor allem ein Interesse an seiner Motorball-Mannschaft hat, aber der auch ab und zu einen "kleinen Mann im Ohr" hat, der ihm Befehle erteilt. Jennifer Connelly ist ebenso vielschichtig wie verführerisch als Dr. Idos Exfrau Chiren (die übrigens nicht in den Original-Comics vorkommt), die Vectors Motorball-Spieler kybernetisch verbessert und eigentlich nur einen Wunsch hat, wieder nach Zalem zu kommen, wo sie geboren wurde.
Die Cyborgs sind ausgesprochen vielfältig gestaltet, allerdings bleiben eigentlich nur Ed Skrein als Schwert schwingender und arroganter Kopfgeldjäger Zapan und Jackie Earle Haley als Grewishka, Vectors riesigem etwas beschränktem Kampf-Cyborg in Erinnerung, die beide durch ihre optische Erscheinung ausgesprochen bedrohlich wirken.
Bleibt noch Alitas menschliches Love Interest Hugo. Leider hat die Figur recht wenig Profil. Allerdings sollen die Szenen wohl nur die erste Liebe zwischen zwei Teenagern zeigen, auch wenn eine Chemie zwischen Keean Johnson und Rosa Salazar nie richtig spürbar wird. Doch die bezaubernde Rosa Salazar und eine gelungene Inszenierung macht die Beziehung der Beiden doch noch glaubhaft.
Die guten Schauspielerleistungen und eine sympathische Hauptdarstellerin sind aber nur ein Teil der Qualität des Films, denn er ist temporeich und phantasievoll. Der Film lebt auch von seinen gelungenen Actionszenen, dem erfrischend andersartigen Schauplatz und einer spannenden Story.
Obwohl am Ende des Films in Zalem dessen Herrscher Nova wartet (der in einem Cameo von einem bekannten Schauspieler gespielt wurde), was alles auf eine Verfilmung weiterer Mangas der Serie hindeutete, und der Film weltweit über 400 Mill. Dollar eingespielt hat, war den Disney-Studios, die ja 20th Century Fox übernommen haben, der Gewinn leider zu gering, um eine Fortsetzung zu planen.
Insgesamt ist "Alita: Battle Angel" eine eindrucksvolle und gelungene Real-Verfilmung des Mangas, die nicht nur für Fans der Comics auch im Fernsehen unbedingt sehenswert ist.
Foto 1: Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) und Alita (Rosa Salazar) © 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation / Pro Sieben
Foto 2: Hugo (Keean Johnson) und Alita (Rosa Salazar) © 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation / Pro Sieben
Foto 3: Chiren (Jennifer Connelly) © 2019 Twentieth Century Fox Film Corporation / Pro Sieben
Info:
Alita: Battle Angel (USA, Argentinien, Kanada 2019)
Originaltitel: Alita : Battle Angel
Genre: Science-Fiction, Action, Manga-Verfilmung
Filmlänge: 122 Minuten
Regie: Robert Rodriguez
Drehbuch: James Cameron, Laeta Kalogridis, Robert Rodriguez
Darsteller: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Jennifer Connelly, Mahershala Ali, Keean Johnson, Ed Skrein, Jackie Earle Haley u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Alita: Battle Angel″ wird am Fr. 27.01.2023 um 20:15 Uhr bei Pro Sieben gezeigt und am Sa. 28.01.2023 um 01:00 Uhr wiederholt.