Siebtes LICHTER Filmfest Frankfurt 25. bis 30. März 2014, Teil 9
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Vergleicht man die Komik des französischen Films, der den traditionellen Urlaub in Frankreich zum Ausgangspunkt eines überbordenden Spektakels macht mit dem stark auf die Innensicht der Personen bezogenen koreanischen, dann gehen die Lacher und das geheime Erschrecken eindeutig auf letzteren Film – und zwar mit Abstand.
LA FILLE DU 14 JUILLET
Hier handelt es sich um eine Deutschlandpremiere und lange Zeit fanden wir den 88 minütigen Film auch urkomisch. Hineingegangen sind wir, weil das Thema der Sommerferien in Frankreich schon per se komisch ist. Wer die Franzosen kennt, der weiß, daß dann absolut TOTE HOSE angesagt ist, so wichtig sind die Ferien. Ein Streik in den Sommerferien. Nie und nimmer. Also glauben wir auch aufs Wort, daß diese schrägen Typen, die wir mit Hector und Truquette sowie einem weiteren Paar namens Charlotte und Pierre kennengelernt haben, gutbürgerlich Paris im Sommer den Rücken kehren.
Was bis dahin aber passiert ist, ehe die Reise losgeht, hat uns ausnehmend gut gefallen. Durch zeitliche Rasterung, d.h. mit den Mitteln der Beschleunigung bekommen wir erst einmal einen quasi abgehackten Durchgang durch die jüngste französische Geschichte, die es in sich hat. Diese Szenen spielen hauptsächlich auf der Avenue des Champs-Élysées, wo wir die Staatspräsidenten, erst Sarkozy, dann Hollande, dann im Wechsel, den internationalen Oberen die Hände schütteln sehen, was so absurd und so austauschbar ist, daß es einfach komisch ist.
Dann – das ist die zweite Funktion der Les Champs – kommen die Streikenden und wo die sind, ist die Polizei nicht weit und auch diese Polizei ist unglaublich komisch dargestellt, will sagen: fotografiert, daß man sich auf Weiteres freut. Längst haben wir mit der sich Truquette Nennenden eine schillernde junge Frau kennengelernt, die das Heft in der Hand behält und der Vimala Pons den ganzen Film hindurch einen großen Reiz verleiht. Sie ist so frisch und unverblümt, so quicklebendig und ihre Meinungen und Vorhaben wie ein Hemd wechselnd, daß man ihr gerne zuschaut bei dem Durcheinander, das sie – oft gegen ihren Willen – anrichtet. Diese Schauspielerin erinnerte uns ungemein sowohl an die junge Angela Winkler wie auch an die LOLA der Franka Potente.
Daß Hector auf merkwürdige Art Museumswächter ist, haben wir längst geschluckt und auch die Freunde, die er um sich scharrt. Eine ganz eigenartig, länger nicht so richtig zu durchschauende Rolle spielt dabei ein Arzt, eigentlich zwei, denn der eine vertritt das Institut, der andere machte für ihn die Arbeit. Wir bekommen den Eklat mit, als auffliegt, daß die wissenschaftliche Reputation gar keine ist und der Skandal bewirkt, daß beide Paris verlassen müssen.
Wie in einem Road movie bewegen sich nun die Freunde fort von Paris auf den Atlantik zu und treffen unterwegs neben anderen Abenteuern auf den Geschassten, den Arzt, der als Bourgeois in der Provinz lebt undsoweiter und so fort. Ab irgendwann hat uns die Geschichte einfach nicht mehr interessiert. Was uns am meisten leid tat.