Siebtes LICHTER Filmfest Frankfurt 25. bis 30. März 2014, Teil 10

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Diesem Film aus Korea dagegen – ebenfalls eine Deutschlandpremiere - hätten wir auch nach 24.30 Uhr noch länger zugeschaut, obwohl er da schon 121 Minuten gelaufen war. Kurzweilig, weil die Handlung so sehr an die Entwicklung der Personen gebunden war, das Äußere sich sozusagen immer aus den inneren, sich verändernden Haltungen und Gefühlen ergab, daß wir Zuschauer willig dem durchaus irren Trip folgten.

 

 

ALL ABOUT MY WIFE

 

 

 

Sie hat was, diese Jung-in, eine Schöne, die wir in den Anfangsszenen schon genau kennenlernen. Obwohl spindeldürr, ist ihr das Essen und die Essenszubereitung Lebensaufgabe. Und das allein läßt das Herz für diesen Film schlagen, was allerdings voraussetzt, daß man Südkorea kennt. Das Essen, das frisch zubereitete und vielfältige in vielerlei Schüsselchen und Tellerchen, das ist einfach in Korea Nationalgesetz, dem sich auch Ausländer willig beugen, für die Einheimischen dagegen eiserne Tradition.

 

 

 

Diese Jung-in ist also einerseits versorgend, andererseits eine ewig schwatzende und den anderen niedermachende Person. Die ersten Szenen zeigen ihre Unduldsamkeit gegenüber der Mutter am Telefon und dann passiert etwas, das Anfang und Ende des Films zusammenhalten. Sie hat tiefste Furcht vor Erdbeben, bei dessen leisem Beginn sie sich unter Tische flüchtet. Der Retter naht. Ein junger Mann, Doo-Hyun, der ihr rational das Erdbeben und die Gefahren erklärt und sich dann so in sie verliebt, daß er sie heiraten will und darf.

 

 

 

Doch längst haben wir in der jungen Frau, die keiner anderen Arbeit nachgeht, als ihren Mann zu versorgen, ein Monster erkannt, was eines Tages auch dem braven Ehemann aufgeht. Er läßt sich nach sieben Jahre Ehe ganz ganz weit wegversetzen, doch sie folgt ihm und so geht es mit den ständigen Nörgeleien und dem Gefüttertwerden – denn er muß essen, was sie gekocht hat - weiter. Allein Letzteres, ist ein so witzige Antwort auf den hochgehaltenen Kodex des Speisens, daß man seine Freude daran hat.

 

 

 

Doch dann passiert etwas, was dem Film nicht nur eine andere Richtung gibt, sondern auch eine Tiefe menschlichen Lernens und Liebens verleiht, die der Zuschauer deshalb so gut mitbekommt, weil das Seelenleben der Protagonisten - zu denen ganz wesentlich der Casanova Sung-Gi gehört, der im Auftrag des Ehemanns die nervige Jung-in verführen soll, damit der Ehemann sich scheiden lassen kann – im Film adäquat eine Wirklichkeit erhält. Hier wollen wir deshalb nicht weiterschreiben, weil nicht verraten werden soll, was passiert: nur das eine, daß es ab irgendwann um echte Gefühle geht und diese die uns doch schon bekannten Figuren zu anderen machen, ein Vorgang, dem wir staunend zuschauen. Auch deshalb, weil einem im Film bei viel Bekanntem um das mit den Männern und den Frauen auf einmal in Korea doch Entscheidendes ganz anders vorkommt. Vor allem, was die Gefühlswelt von Männern angeht, die im Film so selbstverständlich weinen und doch richtige Männer sind, daß es eine Freude ist.

 

 

Foto: Hier hält die pfiffige Jung-in links den Kopf ihres Mannes und rechts den des Casanovas