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Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. Februar 2023, Teil 5

Corinne Elsesser

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der exzellente Ruf des in den Mauern eines ehemaligen Klosters angesiedelten Gourmetrestaurants mit dem bezeichnenden Namen „Monsieur Quelqu’un“ bleibt zwar in Zeiten von "food blogs" und "social media" unangefochten, doch schwindet seinem Chef Gabriel Carvin (Gérard Depardieu) hinsichtlich der Zukunft jegliche Zuversicht. Sein Sohn Jean (Bastien Bouillon) legt nicht die Kochkünste eines würdevollen Nachfolgers an den Tag und seine Ehefrau Louise (Sandrine Bonnaire) führt als Personalchefin zwar ein strenges Regiment, betrügt jedoch ihren Ehemann mit dem Restaurantkritiker Robert Groult (Antoine Duléry), der dem Chef soeben den begehrten dritten Stern verliehen hat. Zum Feiern ist Gabriel nicht zumute. 


Als er schließlich einen Herzinfarkt erleidet und eine Bypassoperation übersteht, nimmt er sich erst einmal eine Auszeit bei seinem Freund, dem Austernfischer Rufus (Pierre Richard). Dieser versteht es, seinen Blick geschickt auf die kleinen Dinge des Lebens zu lenken, für die Gabriel in seinem stressigen Beruf nie Zeit hatte. So entschließt er sich, auf die Suche nach der geheimnisvollen fünften Geschmacksnote Umami zu gehen und nach Japan zu reisen. Dort sucht er Tetsuichi Morira (Kyozo Nagatsuka) auf, einen Spitzenkoch, der ihn vor Jahren in einem Wettbewerb auf den 2. Platz verwiesen hatte. Das bescheidene Ramen-Restaurant des einstigen Konkurrenten gleicht eher einer chinesischen Suppenküche und das häusliche Ambiente der aufgrund permanenten Internetmobbings stets Schlaf suchenden Enkelin des Kochs (Sumire Matsubara) könnte auch in Peking gelegen sein. Und wie im Märchen eines chinesisch interpretierten Japan wird der einstige Gegenspieler zum Freund und zeigt dem Fremdling allerhand Orte, an welchen er auf seiner Suche nach dem geheimnisvollen Umami fündig werden könnte. 

Dem Aufeinandertreffen der Kulturen sind zwar einige komische Momente abzugewinnen, wenn Dépardieu sich zum Beispiel in eine winzige japanische Schlafbox zwängen muss oder wenn Morira auf Obelix anspielt und einen Metaeffekt evoziert, da Dépardieu wie kein anderer diese Figur in zahlreichen Filmen verkörperte. Doch lässt Regisseur Slony Sow die Handlung immer mehr ins Überzeichnete und Kitschige abgleiten. Als der Enkel seinem Großvater nachreist und sich beim Wiedersehen im Ramen-Restaurant spontan in die Enkelin des Kochs verliebt, um diese sogleich wie ein Held beim Skateboarding im Tiefschnee von ihrer Depression zu heilen, entwickelt sich die Geschichte gänzlich ins Phantastische, allerhand Klischees und Plattitüden inklusive. 

Am Schluss kommt noch eine schöne Pointe, die mit der Inszenierung wieder versöhnt und den Weg zu einem glücklichen Ende andeutet. Doch wie steht es nun mit dem verheissungsvollen fünften Geschmack, dem Umami, und hat Gabriel ihn schließlich gefunden?

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Info:

Der Geschmack der kleinen Dinge (Umami), Frankreich 2022
Regie: Slony Sow
Besetzung: Gérard Depardieu, Bastien Bouillon, Sandrine Bonnaire, Pierre Richard, Kyozo Nagatsuka u.a.
105 Minuten
Verleih: Neue Visionen