Serie: 73. Internationale Filmfestspiele Berlin vom16.–26.02.23, BERLINALE, Teil 7
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Es ist jedes Mal spannend, wer in die Jury kommt und oberspannend, wer den Vorsitz übernimmt, obwohl man später aus den Jurys durchaus Unterschiedliches erfährt. Es gibt Jurypräsidenten, die sehr zurückhaltend sind und es gibt solche, die klar Weisung für die anderen geben. Das sind wir gespannt, wie das diesmal verläuft.
Bei der Berlinale 2023 wird erneut eine renommierte Internationale Jury über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheiden. Die Mitglieder der Internationalen Jury sind: Golshifteh Farahani (Iran/Frankreich), Valeska Grisebach (Deutschland), Radu Jude (Rumänien), Francine Maisler (USA), Carla Simón (Spanien) und Johnnie To (Hongkong, China). Die Jurypräsidentin ist Kristen Stewart (USA), die über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheiden. 19 Filme gehen im Wettbewerb ins Bärenrennen, die Preisträger*innen werden am 25. Februar im Berlinale Palast verkündet.
Den Vorsitz der Internationalen Jury übernimmt Schauspielerin Kristen Stewart. Die weiteren Jurymitglieder sind Schauspielerin Golshifteh Farahani (Iran/Frankreich), Regisseurin und Autorin Valeska Grisebach (Deutschland), Regisseur und Drehbuchautor Radu Jude (Rumänien), Casting Director und Produzentin Francine Maisler (USA), Regisseurin und Drehbuchautorin Carla Simón (Spanien) und Regisseur und Produzent Johnnie To (Hongkong, China).
Kristen Stewart (USA)
Die US-amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Kristen Stewart gilt als eines der großen Talente Hollywoods. 1999 hatte sie als 9-Jährige ihr Leinwanddebüt. Nur drei Jahre später stand sie an der Seite von Jodie Foster in David Finchers Panic Room vor der Kamera und erlangte größere Bekanntheit. Mit der 5-teiligen Twilight-Saga (2008–2012) erfolgte ihr internationaler Durchbruch. 2010 war sie bei der Berlinale mit Willkommen bei den Rileys (Regie: Jake Scott) zu Gast. Für ihre Rolle in Die Wolken von Sils Maria von Olivier Assayas gewann sie mehrere Preise und wurde als erste US-Amerikanerin mit dem französischen Filmpreis César ausgezeichnet. 2016 setzte sie die Zusammenarbeit mit Assayas bei Personal Shopper fort und war in Kelly Reichardts Certain Women zu sehen. 2019 spielte sie in 3 Engel für Charlie (Regie: Elizabeth Banks) und lieferte eine beeindruckende Darstellung im Biopic Jean Seberg – Against all Enemies (Regie: Benedict Andrews). Ihre Verkörperung von Prinzessin Diana in Pablo Larraíns Filmdrama Spencer brachte ihr 2022 eine Oscar- und Critics Choice Award Nominierung als Beste Schauspielerin ein. Zuletzt war sie in David Cronenbergs Crimes of the Future zu sehen, der 2022 in Cannes Premiere feierte. Kürzlich hat sie die Dreharbeiten zu Love Me an der Seite von Steven Yeun sowie zu Love Lies Bleeding unter der Regie von Rose Glass abgeschlossen. Kristen Stewart führte Regie bei den beiden Kurzfilmen Come Swim (2017) und Grillen (2020) und bereitet derzeit ihr Regiedebüt bei einem abendfüllenden Spielfilm vor: die Adaption des Bestsellers „The Chronology of Water“ von Lidia Yuknavitch.
Golshifteh Farahani (Iran/Frankreich)
Bereits als Jugendliche begann die 1983 in Teheran geborene Golshifteh Farahani ihre Schauspielkarriere. Als 16-Jährige wurde sie für The Pear Tree (1998) von Dariush Mehrjui beim Internationalen Fajr-Filmfestival als Beste Schauspielerin ausgezeichnet, später stand sie unter anderem für Bahman Ghobadis Halbmond (2006) oder den iranischen Oscar-Beitrag M For Mother (2006) vor der Kamera. Als Hauptdarstellerin von Asghar Farhadis Alles über Elly, der den Silbernen Bären für die Beste Regie gewann, war sie 2009 erstmals bei der Berlinale zu Gast. Seit 2009 lebt die auch als Musikerin tätige Farahani in Paris und dreht vor allem französisch- und englischsprachige Filme. Unter anderem war sie in Ridley Scotts Der Mann, der niemals lebte (2008) und Exodus: Götter und Könige (2014), Huhn mit Pflaumen (2011) von Marjane Satrapi, Jim Jarmuschs Paterson (2016), Auf der Couch in Tunis (2019) von Manele Labidi oder zuletzt Arnaud Desplechins Frère et Soeur (2022) zu sehen. Für Stein der Geduld (2012)
von Atiq Rahimi wurde sie für den César nominiert.
Valeska Grisebach (Deutschland)
Nachdem sie zunächst Germanistik und Philosophie studiert hatte, begann Valeska Grisebach ihr Filmstudium in Wien. Für ihren Abschlussfilm Mein Stern (2001) wurde sie nicht nur mit dem First Steps Award ausgezeichnet und für den Grimme-Preis nominiert, sondern gewann auch den Hauptpreis des Torino Film Festivals sowie den FIPRESCI-Preis in Toronto. Bereits ihr zweiter Spielfilm Sehnsucht wurde 2006 in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen. Anschließend wurde der Film auf zahlreichen internationalen Festivals mit Preisen bedacht, darunter in Buenos Aires, Gijón und Warschau. 2017 feierte ihr Film Western Weltpremiere in der Sektion Un Certain Regard in Cannes. Sie erhielt dafür unter anderem den Deutschen Filmpreis in Bronze, den Preis der deutschen Filmkritik sowie Preise in Tromsø, Ludwigshafen, Sevilla, Mar del Plata und Istanbul. Darüber hinaus war Grisebach, die auch an der DFFB unterrichtete, bereits als Jury-Mitglied unter anderem in Locarno und der Cinéfondation in Cannes tätig.
Radu Jude (Rumänien)
Schon bevor er 2021 für die Komödie Bad Luck Banging or Loony Porn mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, war der 1977 in Bukarest geborene Radu Jude ein gern gesehener Gast der Berlinale. Sein erster Spielfilm The Happiest Girl in the World feierte 2009 im Forum seine Weltpremiere, wo später auch Everybody in Our Family (2012) und Uppercase Print (2020) sowie der gemeinsam mit Adrian Cioflâncă inszenierte Dokumentarfilm The Exit of the Trains (2020) zu sehen waren. Im Berlinale Wettbewerb war er erstmals 2015 mit Aferim! vertreten, für den er den Silbernen Bären für die Beste Regie erhielt. Ein Jahr später wurde Jude für Scarred Hearts – Vernarbte Herzen in Locarno mit dem Jury Award bedacht, 2018 gewann Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen in Karlovy Vary den Kristallglobus als Bester Film. Zuletzt lief sein Kurzfilm The Potemkinists 2022 in der Quinzaine des Réalisateurs ins Cannes.
Francine Maisler (USA)
Francine Maisler ist eine der anerkanntesten und erfahrensten Casting Directors der Filmbranche. Den Artios Award der Casting Society of America erhielt sie bereits zehn Mal, darüber hinaus wurde sie u. a. mit dem Emmy, dem Hollywood Film Award sowie zweimal mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet und zweimal für den BAFTA nominiert. Zu den Regisseur*innen, mit denen sie bislang zusammenarbeitete, gehören u.a. Alejandro G. Iñárritu, Noah Baumbach, Greta Gerwig, Steve McQueen, Denis Villeneuve, Nora Fingscheidt und Yorgos Lanthimos. Immer wieder waren Filme, die sie besetzte, auch auf der Berlinale zu sehen, etwa Gus Van Sants Milk (2008) und Don’t Worry, weglaufen geht nicht (2018), Knight of Cups (2015) von Terrence Malick, Jeff Nichols’ Midnight Special (2016) und Vice: Der zweite Mann (2018) von Adam McKay. Zuletzt wirkte Maisler an den Filmen Dune (2021) von Denis Villeneuve, She Said (2022) von Maria Schrader und Luca Guadagninos Bones and All (2022) mit. Zu ihren bevorstehenden Filmen gehören Bong Joon Hos Mickey 17, Dune Part 2 von Denis Villeneuve und Todd Phillips Joker: Folie à Deux.
Carla Simón (Spanien)
Die Karriere der Filmemacherin Carla Simón ist eng mit der Berlinale verbunden. 2017 feierte ihr autobiografisches Langfilmdebüt Estiu 1993 (Fridas Sommer) in der Sektion Generation Weltpremiere und wurde mit dem Preis für den Besten Erstlingsfilm sowie dem Großen Preis der Internationalen Jury von Generation Kplus ausgezeichnet. Der Film gewann anschließend mehr als 30 weitere Preise auf internationalen Festivals sowie drei Goyas, wurde als Bester Erstlingsfilm beim Europäischen Filmpreis nominiert und als Spaniens Oscar-Beitrag ausgewählt. Im vergangenen Jahr erhielt die in einem katalanischen Dorf aufgewachsene Regisseurin für ihren zweiten Film Alcarràs den Goldenen Bären der Berlinale. Darüber hinaus wurde der Film für elf Goyas sowie drei Europäische Filmpreise nominiert. Bereits 2019 hatte sie für das Projekt den Eurimage Co-Production Development Award beim Berlinale Co-Production Market gewonnen. Simóns jüngster Kurzfilm Letter to My Mother for my Son wurde 2022 beim Filmfestival in Venedig gezeigt.
Johnnie To (Hongkong, China)
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur und Produzent Johnnie To begann seine Karriere beim Fernsehen in Hongkong, bevor ihm Ende der Achtziger Jahre u.a. mit All About Ah Long (1989) der Durchbruch als Kino-Regisseur gelang. Tos genreübergreifendes Oeuvre als Regisseur umfasst über 50 Filme. Von den 1980er bis zu den 2000er Jahren gab er dem Genre des Kriminalfilms eine neue Form, die noch heute als Bezugspunkt für die jüngere Generation asiatischer Filmemacher*innen dient. 1996 gründete er die Produktionsfirma Milkyway, für die er erstmals 1998 den Film A Hero Never Dies inszenierte. Mit Election (2005), Vengeance (2009) nahm er am Wettbewerb von Cannes teil, 2008 konkurrierte er mit Sparrow um den Goldenen Bären der Berlinale, wo seine Filme auch häufig im Forum präsentiert wurden. Auch in Venedig oder Toronto war To wiederholt zu Gast, etwa mit Exiled (2006), Life Without Principle (2011) oder Office (2015). Zuletzt produzierte er Soi Cheangs Ming On (Mad Fate), der im diesjährigen Berlinale Special präsentiert wird.
Foto:
Kristen Stewart; Radu Jude © Alexander Janetzko; Valeska Grisebach © Iris Janke; Golshifteh Farahani © Philip Gay; Francine Maisler © Sam Taylor-Johnson; Carla Simón © David Ruano, Johnnie To © Kei-Chi To
Info:
Quelle: Berlinale