Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. März 2023, Teil 1
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) – Mit LUCY IST JETZT GANGSTER taucht Regisseur und Drehbuchautor Till Endemann zum ersten Mal ein in die Welt des Kinder- und Familienfilms – und das auf denkbar originelle Art und Weise. Seine Geschichte hält mit der Umkehrung der Heldenprämisse ein größtmögliches Plädoyer für das Gute, das Miteinander. „Diese Botschaft ist für mich elementar. Wir sollten uns für das Miteinander, für das Gute einsetzen. Dafür steht unser Film“, so Endemann. Die Grundidee lag darin, sich zu überlegen, was passieren würde, wenn man das beste, bravste, glücklichste Mädchen der Welt auf die schiefe Bahn schickt, es auf einer Reise begleitet, in deren Verlauf aus Lucy ein Lucyfer wird, nur um der über alles geliebten Familie helfen zu können.
Den Entschluss, sich in eine gemeine Person zu verwandeln und eine Bank zu überfallen, um die Eisdiele ihrer Eltern vor dem Aus zu retten, setzt Lucy mit Tristans Hilfe in die Tat um. Der
Klassenrowdy steht der Titelheldin diametral gegenüber – allerdings ohne eindimensional gezeichnet zu sein: „Hier war es uns ein Anliegen, dass wir unserem für sein Alter so überhöht
böse erscheinenden Bösewicht noch eine andere Geschichte an die Hand geben“, erklärt Endemann. Gemeint ist damit Tristans Zuhause mit Eltern, die mit ihren Jobs verheiratet sind
und dem Sohn nicht die nötige Liebe schenken. „Tristans Stil als Bösewicht ist eigentlich nur Fassade. Sein Gebaren ist eine Art Hilferuf, ein Ruf nach Aufmerksamkeit“, erklärt der
Filmemacher. Dennoch wird Tristan Lucys Lehrmeister, weil sein Auftreten für sie so eindringlich ist, dass nur er ihr zeigen kann, wie man Gangster wird.
„Das Schöne ist, dass Tristan, obwohl er allem Anschein nach das personifizierte Böse ist, letzten Endes derjenige ist, der Lucy wieder zurück auf den rechten Pfad führt. Das ist ein sehr
schöner Wendepunkt in der Geschichte“, so Till Endemann. Am Ende stellt das Mädchen fest, dass es sich nicht lohnt, auf Gangsterpfaden zu wandeln, dass es viel wichtiger ist, sich mit
Menschen zu umgeben, die einen glücklich machen, sich gegenseitig zu helfen und gut zu sein, denn: ,Wenn wir alle eine Lucy hätten, wie soll die Welt da umkippen?‘, heißt es am Schluss“, so Endemann, dem wichtig war, die Story in einem überzeichneten Look und Ton zum Leben zu erwecken. „Natürlich hat Lucy am Ende etwas dazugelernt und von der „dunklen Seite“ etwas mitgenommen. Aber letztendlich zahlt es sich aus, seinen Beitrag zur Verbesserung der Welt als guter Mensch zu leisten, sonst würde diese, wie gesagt, irgendwann einfach umkippen.“
Original genial
Als in Till Endemann die Idee zu LUCY IST JETZT GANGSTER reifte, war für ihn schnell klar, dass es eine Kinderfilmidee sein würde. „Ich bin selbst dreifacher Vater, und es ist grundsätzlich ein schöner Auftrag, einen Film für die junge Zielgruppe machen zu können. „Ich mag Kinderfilme, die Spaß machen, die Freude versprühen und den Kindern gleichzeitig etwas ganz Elementares an die Hand geben, über das sie mit ihren Freunden, Klassenkameraden oder Eltern diskutieren können.“
Um seine Idee in Drehbuchform zu bringen, holte sich Till Endemann Andreas Cordes als Co-Autor an Bord. Die beiden kannten sich bereits von der Zusammenarbeit an einem anderen
Projekt und Endemann wusste, dass Cordes auch für einen Kinderfilm das richtige Gespür haben und den richtigen Ton finden würde. „So haben wir die Geschichte zusammen
entwickelt und aufgestellt. Dabei war es wichtig, uns immer wieder daran zu erinnern, dass wir den Film in einer überdrehten, überhöhten Art und Weise erzählen wollten. Natürlich ist es
Lucy in ihrem Anliegen ernst, und man soll sie auch ernst nehmen. Dennoch wollten wir einen Film machen, der sprüht, der verspielt ist, der leichtfüßig ist, kurzum: einen Film, der Kindern
Freude macht“, so Endemann, der indes gar nicht ausschließt, dass auch Erwachsene beim Gucken ihren Spaß haben werden.
Nachdem das Autorenduo einige Zeit an der Idee gefeilt hatte und sich darüber klar wurde, in welche Richtung die Geschichte gelenkt werden sollte, fügten sich wie durch Zauberhand
weitere Bausteine auf dem Weg, aus der in der Vorstellung existierenden Lucy eine Lucy aus Fleisch und Blut für die Kinoleinwand werden zu lassen. „Ich traf Arek Gielnik von INDI FILM.
Er war sofort Feuer und Flamme für unsere Geschichte, die er als geeigneten Kandidaten für das Programm ‚Der besondere Kinderfilm‘ ansah.
Ziel der seit 2013 existierenden Initiative ist es, Originalstoffe für Kinder- und Familienfilme zu realisieren, die nicht auf einer Marke oder einer Buchvorlage basieren und fürs Kino produziert werden. „Es ging alles ziemlich fix, wir haben uns dort beworben und es hat für den ersten Förderschritt auch geklappt. Das Tolle an dem Programm ist, dass man nicht nur eine Grundfinanzierung erhält, sondern als Autor auch an Abgabetermine gebunden ist, sozusagen mit einem gewissen Druck konfrontiert wird und auf den Punkt kommen muss“, so Endemann, der den Stoff damit im Verbund mit Andreas Cordes und INDI FILM einen großen Schritt weiterbrachte.
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