Seit 20. Januar als DVD und VoD bei Alpenrepublik, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ich habe doch glatt diesen Film schon dreimal gesehen und jedesmal von Herzen gelacht, aber jedesmal auch neue Feinheiten entdeckt, die beim ersten Schauen, wo man ja stark auf den Verlauf achtet, mir einfach nicht auffielen. Darum, ein guter Tip, Sie werden staunen, was Sie schon beim zweiten Mal entdecken, was Ihnen beim ersten Mal nicht auffiel. Aber jetzt wollen wir nicht auf ie Feinheiten achten, sondern mitten hinein in das Abenteuer von Ben (Luzer Twersky).
Das fängt damit an, daß Ben in einer ultraorthodoxen Familie in Brooklyn lebt, selber auch so gestrickt ist und genau weiß, weshalb ihn seine Familie nach Israel schickt. Er soll mit einer ultraorthodoxen Braut zurückkommen. Er will aber nicht heiraten, sein Herz hängt an einer Verkäuferin von Bagels und anderen Backwaren, die davon nichts weiß – ach was, jede Frau merkt da was, aber Ben kennt halt nicht die Frauen – und die er auch aus Israel anrufen wird, nur um ihre Stimme zu hören. Sagen kann er nichts. Das ist der eine Strang der Geschichte.
Die eigentliche Geschichte findet im ägyptischen Alexandria statt. Dort gibt es eine jüdische Gemeinde, die einst die größte der Welt war und jetzt ein Riesenproblem hat. Der Zehnte ist gestorben. Es müssen aber zehn Männer sein, die eine Gemeinde konstituieren, ohne den Zehnten kann auch das anstehende Pessachfest nicht gefeiert werden. Und das ist nicht alles. Im muslimischen Ägypten hat sich diese Gemeinde gut gehalten, aber mit der Stadt Alexandria ein Abkommen, daß wenn sie nicht mehr offiziell als Gemeinde gelten können, weil sie weniger als zehn Männer sind, das Anwesen an die Stadt fällt. Es steht also allerhand auf dem Spiel, als die aus Alexandria in Jerusalem anrufen und dringend nach einem zehnten Mann fragen.
Das kommt Ben gerade recht, denn so kann er einer Verkuppelung entgehen! Ein Flug wird gebucht, doch kommt er zu spät und muß den langwierigen Bus nehmen. Und nun kommt für mich eine der lustigsten, auch zutreffendsten Passagen des Films. Es geht erst mal los, aber in Ägypten ist ein Jude in einem Bus nicht herkömmlich und einige der Passagiere wehren sich mit Hinweis, wie mies Palästinenser in Israel behandelt werden und wollen ihn nicht mitnehmen. Diesem Hin und Her unter den Passagieren macht der Fahrer ein Ende, erklärt, was Demokratie ist und läßt abstimmen: eine Mehrheit ist für das Mitnehmen von Ben. Wir fahren mit und erleben das Aussteigen und Einsteigen und auf einmal mitten in der Wüste werden die Befürworter zur Minderheit und der auf Demokratie geeichte Busfahrer läßt Ben mitten in der Wüste Sinai zurück. Weder Stock noch Stein und Grünes und Wasser schon gar nicht. Aber da kommt ein heruntergekommener Wagen des Wegs, den Adel (Haitham Omari) steuert. Der Beduine hat schlechte Laune, denn er ist aseit Tagen uf der Suche nach seinem entlaufenen Kamel.
Nun rächt sich, daß wir nicht ausführlich den Anfang erzählt haben. Denn Ben erhält von den Verwandten die koscheren Speisen für Alexandria mit, von denen gefillte Fisch die wichtigste ist und er hat eine ganze große Tüte mit den leckersten und ebenfalls koscheren Bäckereien mit. Und das in den Hitzegraden der Wüste. Zum einen essen die beiden davon, aber der eiserne Rest ist für Alexandria und stinkt zunehmend gewaltig. Sie kommen gut vorwärts, finden Wasser, Adel zeigt ihm das Familienanwesen in der Wüste, ein altes Fischerboot, sie erleben allerhand Abenteuer, streiten sich (der Pressetext sagt: „aber wie vereint man 613 jüdische Glaubensregeln mit den archaischen Gesetzen der Wüste?), vertragen sich und merken, wie sie sich menschlich näher kommen ...und finden das Kamel.
Doch dann gibt das Auto den Geist auf und das kann in der Wüste tödlich enden. Doch kommen Samariter. Sie sind in der Nähe des Katharinenklosters, werden von den Nonnen aufgenommen, denn Ben ist inzwischen mit hohem Fieber im Delirium. In Alexandria wartet man dringen auf ihn, die Telefonleitung nach Israel läuft heiß, der örtliche Polizeioffizier sieht den jüdischen Besitz schon in ägyptischer Hand. Da wird im Kloster ein sozusagen teuflischer Plan geschmiedet. Wir sehen noch, wie Bens Schläfenlocken fallen, ein Hin und Her und dann kommt Adel mit Passagierpapieren an die Stadtgrenze, fährt und steigt vor dem Gemeindehaus als orthodoxer Jude aus dem Wagen, muß seine Papiere, den amerikanischen Paß zeigen, was er tut und dann hastig vom Gemeindeältesten ins Haus gezogen wird.
Da ist eine Freude und mit dem Zehnten kann nun Pessach gefeiert werden, während im Katharinenkloster der gesundete Ben sich endlich traut, beim Telefongespräch mit New York der Angebeteten auch zu sprechen. Ende gut, alles gut.
Im Abspann sehe wir, daß es noch besser wird. Denn ein Jahr drauf, ist mitten in der Wüste bei Adels altem Familiensitz eine Übernachtung entstanden,das Fischerboot zum Restaurant umgebaut, was von Ben und seiner Angebetenen, die längst seine Frau ist und weiterbackt, betrieben wird. . Dem Orthodoxen hat es gut getan, die Schwierigkeiten des Lebens zu überwinden und sich selbst eine normale Existenz aufzubauen, zusammen mit Adel, den wir im Hintergrund sehen. Eine gute Koexistenz.
Foto:
Umschlagabbildung
Info:
BRD, 2022
FSK ab 6 freigegeben
Bestellnummer: 11021779
Erscheinungstermin: 20.1.2023
Genre: Komödie
Spieldauer: 117 Min.
Regie: Stefan Sarazin
Darsteller: Luzer Twersky, Haitham Omari, Makram Khoury
Originaltitel: Nicht ganz koscher - Eine göttliche Komödie
Sprache: Deutsch
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Bild: Widescreen
Specials: Wendecover