Bildschirmfoto 2023 03 08 um 01.25.15

Seit 9. Februar als DVD und Blu-ray bei Eurovideo

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das fängt so harmlos an. Da kommt ein junger Mann nach Lettland und wir verlieben uns sofort, nein, nicht in den harmlosen jungen Mann, aber in die Landschaft, von der wir eine Menge Wald sehen, dann die vielen Seen, von denen einer noch eine Rolle spielt. Es ist der US-Journalist David (Luke Kleintank), der in Riga einen Neuanfang sucht, nachdem er beruflich und privat gerade total gescheitert war. Grant (Bruce Davison), seine alter Freund, Landsmann und Chef, hat ihm den hiesigen Posten angeboten und es sieht alles so aus, daß es mit ihm aufwärts geht.

 

Dann lernt er seinen britischen Nachbarn Robert (Jonathan Rhys Meyers) kennen, der wie er mitten im Wald lebt und der so was von nett ist, sich um ihn kümmert und ihn mitnimmt. So trinken sie abends einen in einer Tanzbar, wo David erst eine junge Frau kennenlernt und dann mit ihr tanzt. Sehr gerne sogar. Aber er hat auch gerne getrunken, auf jeden Fall zu viel, um mit dem Wagen zurückzufahren. Aber man kommt nur mit dem Wagen in ihre Einöde, also beschließen beide, schon mit dem Wagen zurückzufahren, aber nicht auf der Autostraße, sondern auf Wegen durch den Wald. Und dort passiert es. Auf einmal kracht es, David hält an, beide stürzen heraus und sehen die junge Frau (Ieva Florence) aus der Bar mit ihrem Fahrrad auf dem Weg liegen, blutend. Robert überprüft den Puls und erklärt die Überfahrene für tot.

David ist erschüttert, völlig neben sich und überläßt Robert das Management. Beide lassen die Tote liegen, Robert versenkt Davids Wagen, den er sich vom Chef geliehen hatte, in den See. Die Tote wird gefunden, aber die Polizeiermittlungen laufen ins Leere. Niemand hat etwas gesehen. Ironie der Geschichte, daß David dann vom Chef aufgefordert wird, sich um die Berichterstattung über die Tote und die Suche nach dem Fahrerflüchtigen zu kümmern. Also schreibt er alles mögliche zusammen, bis auf einmal die Schwester der Toten (Eloise Smyth) vor ihm steht. Er will sie gar nicht kennenlernen, speist sie ab, aber sie gibt nicht auf. Robert merkt, daß sich da was anbahnt und David darauf gefühlvoll reagiert. Ab da erleben wir Robert, der zuvor nur ein aufdringlicher und besitzergreifender, aber auch gewährender netter Nachbar war, als einen zielgerichteten Menschenverbrecher, der immer mit der vorgebrachten Lüge, er wolle David helfen, diesen immer weiter in seine Schuldgefühle ob seiner Fahrerflucht, vor allem aber dem Überfahren der jungen Frau hineintreibt.

Inzwischen hat die Schwester der Toten nicht aufgegeben, sie baggert David an, der nach und nach sich in die junge Frau verliebt und für sich weiß, er muß allen die Wahrheit sagen, denn die Schuld ob der betrunkenen Fahrt die junge Frau überfahren zu haben, wiegt schwer.

Als er dies Robert sagt, zeigt der sein wahres Gesicht, das wir schon durch Szenen im Film erkannt haben. Wir wollen die Toten nicht aufzählen, sondern auf die Spannung im Film aufmerksam machen, die dadurch eingetreten ist, daß längst die Polizei den Fall aufklären will, wozu die Artikel von David dienlich sind und sich das Netz um David immer weiter zusammenzieht. Doch immer wieder verhindert Robert die Selbstanzeige von David. Als Robert dann noch die auf den See hinausgepaddelte und ins Wasser gefallene Schwester im Geflecht unter Wasser verhakt nicht rettet, was David in letzter Sekunde tun kann, denkt man, nun ist die Lage klar.

Aber Robert gibt nicht auf, erschlägt auch diese und erklärt der gerade eintreffenden Polizei, daß David der Schuldige sei, was diese glaubt und ihn verhaftet. Doch als klar wird, daß die Schwester überlebt, weiß Robert, was passieren wird und zieht die Konsequenz. Er taucht ein in den See, die vielleicht filmisch interessanteste und auch schönste Einstellung des Films, wenn er wie mit ausgebreiteten Armen wie von alleine in die Tiefe entschwindet.

Doch, so ein Psychoterror ist schon spannend, nur gibt’s bei diesem US-Remake des deutschen Psycho-Thrillers UNTER NACHBARN, wobei Stephan Rick beide Male Regie führt, ein moralisches Problem. Schließlich hat David die junge Frau unabsichtlich, aber betrunken tatsächlich angefahren. Hätte er sofort die Polizei und Rettung benachrichtigt, hätte die junge Frau überlebt. Daß Robert sich seinen Freund David erhalten möchte und deshalb jeden ermordet, der dem im Wege steht, ist echter Horror, aber im Film wird David irgendwie zum Guten, zu dem wir auch ständig halten, wenn Robert ihm schaden will.

Im übrigen ist es auch wenig glaubwürdig, wie schnell sich David in die Schwester der von ihm Überfahrenen verliebt und kein Problem damit zu haben scheint, sondern sogar mit ihr die Fahrerflucht aufklären will.

Also es bleibt eine gewisse Unzufriedenheit zurück.

Foto:
Umschlagabildung


Info:
The Good Neighbor (2022) (Blu-ray)
Blu-ray Disc
Lettland/USA, 2022
FSK ab 16 freigegeben
Bestellnummer: 11125002
Erscheinungstermin: 9.2.2023
Genre: Psycho-Thriller, Thriller & Krimi, Spielfilm
Spieldauer: 105 Min.
Regie: Stephan Rick
Darsteller: Jonathan Rhys Meyers, Luke Kleintank, Eloise Smyth
Originaltitel: The Good Neighbor
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD 5.1
Bild: Widescreen
EUR 12,99*