Bildschirmfoto 2023 03 17 um 07.36.27Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. März 2023, Teil 1

Redaktion

Hollywood (Weltexpresso) - INSIDE ist ein psychologisches High-Concept-Drama, in dessen Mittelpunkt der Kunstdieb Nemo (Willem Dafoe) steht, der in einem luxuriösen, technisch mit allen Schikanen ausgestatteten Penthouse in New York City festsitzt, nachdem sein Raubzug nicht so verlaufen ist, wie er es geplant hatte. Gefangen in diesem opulent eingerichteten Zuhause voller exquisiter Kunstwerke, auf die er es eigentlich abgesehen hatte, muss er all seine Gerissenheit und seinen Einfallsreichtum einsetzen, um mehrere Monate auf sich selbst gestellt zu überleben.

Der kreative Funke für den Film geht von INSIDE-Regisseur Vasilis Katsoupis aus, der die Grundidee 2010 während der Dreharbeiten seines Dokumentarfilms My Friend Larry Gus
hatte, als er in der Wohnung eines Freundes in Lower Manhattan wohnte. Die Räumlichkeiten waren weitläufig, dekoriert mit Designergegenständen, hochmodernem Mobiliar und teuren
Kunstwerken. „Beim Streifzug durch das Haus musste ich unweigerlich daran denken, wie die Notwendigkeit von Kunst- und Designobjekten als Symbol des modernen Lebens im Widerspruch zur Notwendigkeit stehen, einfach nur zu leben. Damit will ich sagen: Wenn unsere Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, wäre Kunst dann immer noch von Bedeutung? Was ist Kunst, wenn man sie aus ihrem Kontext herauslöst? Vielleicht ist sie nur ein ,Symbol’ - ein Schatten des realen Lebens -, dem wir aufgrund unserer weltgewandten Wahrnehmung
Bedeutung zusprechen. Können wir dieser Falle einer veränderten Wahrnehmung entkommen und Zeugen einer objektiven Wahrheit werden? Was wäre die Bedingung, eine solche Flucht
auszulösen? Könnte das erlösende Wesen der Kunst eine Antwort sein?“

Während Katsoupis mit diesen Gedanken und Ideen spielte, erinnerte er sich an seine weiterführenden Studien in Sheffield, England, und die langen Diskussionen, die er damals mit seiner Professorin geführt hatte, der renommierten Videokünstlerin Breda Beban, die bekannt für ihr Sondieren des Konzepts von Kunst innerhalb von Räumen war. „Ihr habe ich ein intensives Interesse an kontemporärer Kunst zu verdanken, Interesse an der Kraft der Ästhetik und die Verbundenheit von Künstlern mit ihrer Kunst“, sagt er. 

Der Filmemacher überlegte, ob dieser makellose Raum eines fortschrittlichen, weltgewandten Lebens, mit seiner fortwährenden Automatisierung und smarten Anwendungen, sich gegen
das Leben als solches wenden könnte. „INSIDE erzählt die Geschichte eines Mannes und eines Hauses, beide teilen sich die Hauptrolle“, erklärt Katsoupis. „Ein ironischer Blick darauf,
wie sich unsere goldenen Käfige als Gefängniszellen erweisen können. Ein brutaler Blick auf die dunkle Seite des Luxus. Eine Notiz über die Wahrnehmung der realen Welt und wie sie
sich angesichts noch nicht dagewesener Stimulanz verändert. Und zu guter Letzt eine filmische Anmutung der Gegenwartskunst und des Lebens – und ihres realen Wertes.“

Zuhause in Athen besprach Katsoupis seinen Ansatz mit Produzent Giorgos Karnavas. Gemeinsam feilten sie an verschiedenen Wegen, wie sich diese Geschichte erzählen ließe.  „Einerseits war der Pitch ganz simpel und überzeugend, aber andererseits hatten wir keinen Plan, wie wir fortfahren sollten“, meint Karnavas. „Ganz abgesehen davon, dass dies definitiv
kein Film ist, den man sich von einem griechischen Erstlingsregisseur erwarten würde. Der Aufwand und das Budget, die diesen Film möglich machen würden, waren zunächst ganz
schön beeindruckend. Genrefilme werden in unserer nationalen Filmtradition nicht unbedingt großgeschrieben, und als Produzenten haben wir niemals den Blick über den Tellerrand über
den tradierten Arthouse-Festivalzirkel gewagt. Und dann geschah etwas wirklich Magisches mit unserer kleinen Idee. Wenn ich sie jemandem vortrug, merkte ich, dass sich wirklich jeder
davon angesprochen fühlte. Und natürlich sagten dann alle, dass es darauf ankommen würde, wen wir für die Rolle des Nemo würden gewinnen können.“

Karnavas machte sich auf die Suche nach einem internationalen Drehbuchautor und wurde dabei mit Ben Hopkins bekanntgemacht. „Für uns war es wie Liebe auf den ersten Blick“,
erinnert sich Vasilis Katsoupis. „Als Mensch wie auch als Künstler ist Ben auf überraschende Weise jemand, der immer bereit ist zu geben, immer nahbar ist. Da mussten wir nicht zweimal nachdenken. Zum Glück gelang es uns ziemlich schnell, Geld für die Entwicklung aufzubringen, also konnten wir ihn dafür gewinnen, die Ursprungsidee weiterzuentwickeln.“
Der in Deutschland lebende Autor Hopkins berichtet: „Ich hatte ein Skype-Gespräch mit Vasilis und er erzählte mir die Geschichte eines Typen, der in einer Luxuswohnung festsitzt – die
Luxuswohnung wandelt sich für ihn zu einem Gefängnis. Es war wie eine Robinson-CrusoeGeschichte, nur dass sie mitten in einer Großstadt spielte, leben und sterben umgeben von
Luxus pur. Ich hielt das für eine fantastische Idee, ein wunderbarer Aufhänger für einen Film.“

Hopkins erzählt, dass ihm, als er sich in die Arbeit einer ersten Fassung des Drehbuchs stürzte, bewusst wurde, dass es gewisse Herausforderungen gibt, wenn man eine Geschichte
über eine Figur erzählt, die sich im Verlauf der Handlung mit niemand anderem unterhält: „Es ist ein mehr oder weniger wortloser Film ohne Dialoge, der einzig und allein aus einem
Schauspieler, einem Penthouse und seiner Beziehung zu diesem Ort besteht“, sagt er. „Der Film funktioniert hoffentlich auf mehreren verschiedenen Ebenen. Die Grundgeschichte erzählt
von einem Mann, der seinem Gefängnis entkommen will, aber der Film befasst sich auch mit der Frage, was es bedeutet, einem Gefängnis zu entfliehen. Was bedeutet es, in einem
physischen Körper gefangen zu sein? Was bedeutet es, eine Seele zu besitzen? Und kann man der physischen Welt entkommen oder sind wir ihre Gefangenen?“

Zu diesem Zeitpunkt stellte Karnavas das Projekt auch seinen internationalen Partnern aus Belgien, Dries Phlypo (A private View) und Marcos Kantis von der deutschen Schiwago Film
vor. Beide waren von dem Projekt sofort begeistert. Kantis weiß zu berichten, dass auch reale Luxus-Lofts und Sammlungen in Deutschland als möglicher Drehort besichtigt wurden, doch sehr schnell wurde klar, dass niemand bereit sein würde, einen solchen Grad der Zerstörung in einem Penthouse zulassen zu wollen. Ein Studiobau sollte daher die Lösung des Problems werden und aufgrund der einmaligen Höhe des Baus fiel die Entscheidung schnell auf die MMC Studios in Köln. In Koproduktion mit der MMC Movies konnte die Film- und
Medienstiftung in NRW der wichtigste Partner in Deutschland werden und gemeinsam mit der MFG Filmförderung und dem DFFF einen wesentlichen Teil der Finanzierung aufbringen. Mit
dem erfahrenen Production Designer Thorsten Sabel war auch direkt der richtige „Architekt“ für diesen anspruchsvollen Spielort gefunden. Der einzige fehlende Baustein, so Kantis, war
zu diesem Zeitpunkt noch die richtige internationale Besetzung des Hauptdarstellers, welcher den Film allein tragen musste.
FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
©Verleih

Info:
Inside, USA, 2022
Regie: Vasilis Katsoupis
Drehbuch: Ben Hopkins
Besetzung: Willem Dafoe, Gene Bervoets, Eliza Stuyck
105 Minuten


Im Rahmen der Berlinale hatte unser Autor HWK den Film schon gesehen und in seinen Artikel aufgenommen. Die Redaktion
https://www.weltexpresso.de/index.php/kino/27604-ein-geplantes-kettensaegen-massaker_559