Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. April 2023, Teil 9
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Was bisher niemand wusste: Die Mutter von Olaf Schubert hatte in den 60ern, noch während der DDRZeit eine kurze, aber heiße Affäre mit Mick Jagger. Warum wohl sieht Olaf Schubert aus wie Jaggers Ebenbild – also, wenn man genau hinsieht! Mit dieser unglaublichen Prämisse erzählt der fiktive Dokumentarfilm von kuriosen Verwicklungen des OstWest-Konflikts, von leiblichen und sozialen Eltern, vom Rock’n Roll, dessen Herz im Westen wie im Osten gleich schlug und von der Suche eines national bekannten Komikers nach seinem „leibhaftigen Vater“.
Und der ist ausgerechnet der größte noch lebende Rockstar… Die Geschichte beginnt als detektivische Suche und wird zu einer spannenden Reise voll absurder Situationen, dennoch mit einer Prise Wahrhaftigkeit und warmherzigem Humor. Denn, wer träumte nicht schon einmal davon, Kind einer Berühmtheit zu sein?! Und geht es nicht immer darum, was Familie ist und wo man seine Wurzeln findet – ob genetisch, geistig oder künstlerisch? Letztlich macht sich „Olaf Jagger“ auf die Suche nach der Antwort auf die substantielle Frage: Was bedeutet Familie und was ist geistige Heimat?
Eine der ersten Stationen seiner Spurensuche ist Toni Krahl. Mit „Am Fenster“ ist seine Band CITY bis heute eine Institution ostdeutscher Rockmusik. Aber vor allem hat er auch eine irre Familiengeschichte. Nicht nur, dass die Eltern eine Zeitlang in England lebten (der Vater war in London Korrespondent für das Neue DeGericht in Ost-Berlin zu einer dreijährigen Haftstrafe wegen einer Protestdemonstration und einer Flugblattaktion gegen den Einmarsch der Warschauer Paktstaaten in die ČSSR verurteilt, die nach drei Monaten Haft zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe umgewandelt wurde. Sein Vater wurde deshalb als Abteilungsleiter beim Neuen Deutschland abgelöst und ins Archiv versetzt. Wenn einer was über irrsinnige Musik-Geschichten aus der DDR wissen könnte, dann Toni. Toni Krahl ist von den Socken, als Olaf ihm erzählt: „Mensch, meine Mutter war im Westen bei den Stones und ich hab nüscht davon gewusst.“
Dann stattet Olaf Hartmut König einen Besuch ab. So nah war Olaf der alten Funktionärsriege der DDR noch nie. Hartmut König war Mitbegründer der DDR-Beatband „Team 4“ und des „Oktoberklubs“. Von ihm stammt der Agit-Prop-Gassenhauer „Sag mir, wo du stehst“, bis heute eines der bekanntesten DDR-Lieder. König war. ab 1976 Sekretär des Zentralrates der FDJ und ab 1989 stellvertretender Kulturminister. Er ist eine Schlüsselfigur. Der heute Siebzigjährige ist weit davon entfernt, als ehemaliger FDJ-Funktionär etwas schönreden zu wollen. Er weiß, dass Klaus Gysi (Vater von Gregor Gysi) überraschend im Januar 1966 DDR-Kulturminister wurde, weil sein Vorgänger im Dezember 65 „wegen ernsthafter Fehler“ abgelöst wurde. Olaf wird hellhörig. Das ist genau die Zeit, in der seine Mutter das Interview geführt haben soll. Ist das der Grund, warum es nie veröffentlicht wurde? Hängt das alles hier zusammen?
Olaf Schubert fragt den ehemaligen Funktionär, ob es überhaupt möglich gewesen sein könnte, dass seine Mutter in den 1960ern in den Westen reist? 1965 war es
für junge Leute nahezu ausgeschlossen, aus der DDR einfach so nach Westdeutschland zu reisen, ganz zu schweigen davon, an einem Beatmusik-Konzert teilzunehmen. Aber als Delegierte des Jugend-Radiosenders DT 64, für den sie damals arbeitete, war es wohl nicht völlig ausgeschlossen…
Am 11. September 1965 gaben die Rolling Stones ihr allererstes Deutschlandkonzert in Münster. Eine Sensation! Und Evelyn Adam und Gabriele von Pappenheim waren dabei. Nicht nur dabei, die damaligen Schülerinnen waren Backstage, wo sie höchstpersönlich von Mick Jagger angequatscht wurden. Sie wurden zu lokalen Berühmtheiten, sogar die Zeitungen berichteten darüber. Olaf schaut mit den beiden Frauen viele Fotos von dem Münsteraner Konzert an und gemeinsam schwelgen sie in der Nostalgie der Vergangenheit. An andere
Frauen erinnern sich die beiden nicht, oder doch?
Es nützt alles nichts, Olaf muss noch tiefer in die Vergangenheit seiner Mutter eintauchen. In der Stasiunterlagenbehörde stehen Tausende von Aktenschränken, ein riesiges Aktenarsenal. Er erbittet Einsicht in die Akte seiner Mutter – und wird fündig. Mit Kloß im Hals liest er einen handschriftlichen Bericht über das Stones-Konzert in Münster. Es gibt IM-Berichte noch und nöcher und am Ende der Akte findet sich Olafs Geburtsurkunde. 9 Monate nach der Dienstreise kam Klein-Olaf auf die Welt…
Wenn eine Person die Wahrheit kennt, dann die ehemalige, beste Freundin seiner Mutter, Hanna Uhligs Blick schweift hilflos umher und bleibt an Olafs fragendem Gesicht hängen. Als Hebamme war Hanna bei Olafs Geburt dabei und ihr war gleich sonnenklar, – dieser Junge ist nie und nimmer ein 7-Monatskind, was damals alle glauben sollten. Dazu war das „Olaf-Baby“ viel zu stramm entwickelt.
Diese Information stellt Olafs bisherige Welt, seine Familie, die Erinnerungen, sein ganzes Leben, völlig auf den Kopf. Hilfe muss her. Der Psychologe Christoph Ahlers ist zwar ein hochangesehener Spezialist für Sexualtherapie, aber dennoch Olaf um ein paar Ecken herum als Therapeut empfohlen worden. Als Olaf ihm sein Anliegen unterbreitet, lautet die erste Frage des Therapeuten: „Warum?“ Der Psychologe gibt ihm einiges zu denken: Würde er seine Pullunder mögen, wenn er als Sohn einer berühmten Rock-Legende aufgewachsen wäre?
Noch etwas spukt Olaf durch den Kopf. Das Wort „Nutzen“. Kurzerhand trifft er sich mit der Familienrechtlerin Gabriele Bos. Er erkundigt sich erst einmal – ganz pragmatisch – was eine Vater-Sohn-Beziehung mit Mick Jagger für einen Nutzen für ihn habe, sprich: Als Sohn stünden ihm ja wohl auch Erbanteile zu. Wieviel wäre das wohl? Fragen kann man ja mal. Gabriele Bos räumt ein, dass die sexuelle und durchaus hoch-potente Umtriebigkeit des Musikers weltweit bekannt sei. Immerhin hätte Olaf dann acht Halbgeschwister. Aber: „Ohne genetischen Beweis keine Vaterschaft.“
Und dann, gerade jetzt, wo Olaf versucht seinem Erzeuger auf die Spur zu kommen, geben die Rolling Stones zufällig ein Konzert in Düsseldorf. An Zufälle glaubt Olaf Schubert nicht. Hier nimmt eindeutig das Schicksal seinen Lauf. Massen von Fans, über 700 Menschen, tummeln sich vor dem Hoteleingang. Die Polizei errichtet eine Straßensperre. Schnurstracks kämpft sich Olaf durch die Menge zum Hotel. Er insistiert, er habe einen Termin mit Sir Mick Jagger. Leider findet er beim Hotelpersonal kein Gehör. Ein Weilchen hängt er mit den Fans
vor dem Hotel herum und lächelt verkniffen für zahlreiche Selfies. Denn schließlich ist er auch wer.Auf dem Konzert dann, das er wie jeder x-beliebige Fan besucht und von der johlenden Masse absorbiert wird, ist er dem ewig-jungen, topfitten, wie immer zur Musik spastisch zuckenden Mick Jagger so nah wie nie zuvor...
Olafs Freund und Kollege Herr Stephan kann das Ganze nicht mehr ertragen. Soll er doch mal mit Flake von „Rammstein“ sprechen. Schließlich kennen sie sich von früher, als man zu DDR-Zeiten gemeinsam als die „anderen Bands“ galt und über die Dörfer tingelte. Und tatsächlich, Flake hat eine Telefonnummer... Mit starkem Akzent spricht er auf Jaggers Mailbox. Olaf kann’s kaum glauben. Ein Anruf! Er ist euphorisch wie lange nicht mehr.Auf nach Süd-Frankreich. Denn dort hat Mick ein Château. Das Château wurde im 18. Jahrhundert erbaut,
seit 1980 gehört es Mick Jagger. In dem kleinen Dorf kennt jeder den berühmten Musiker. Als sie vor dem „Ferienhaus“ stehen, kann Olaf sich bildlich „sehr gut vorstellen“, wie Mick hier morgens, ein Lied vor sich hin pfeifend, frische Baguettes für alle kauft. Ganz nah und doch ganz fern.Und dann erreicht Olaf die Nachricht aus dem Labor.
Die DNA-Analyse ist da!
Foto:
©Verleih
Info:
Stab
Regie & Drehbuch. Heike Fink
Produktion. Roswitha Ester, Torsten Reglin
(Ester.Reglin.Film GmbH)
Kamera. Hajo Schomerus
Besetzung
Olaf Jagger Olaf Schubert
Rolf Schubert. Franz-Jürgen Zigelski
Hannah Uhligs Ursula-Rosamaria Gottert
Olaf Schuberts „Freunde“. Jochen Barkas, Herr Stephan
Anne-Marie Schubert (1965). Anna Lucia Gustmann
Anwalt Seán (London). Seán McDonagh
Anwältin Cameron (London). Khadydia Niedecken-Diouf
Abdruck aus dem Presseheft