olaf2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. April 2023, Teil 10

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Was war die Inspiration für OLAF JAGGER?

Wahre Begebenheit. 1965 gaben die Rolling Stones ihr erstes Deutschlandkonzert in Münster. Ich habe mich gefragt, was wäre wenn… z.B. meine Mutter dorthin gereist wäre und mit Mick Jagger eine Nacht verbracht hätte? Womöglich wäre Mick Jagger mein Vater… da ich ihm nicht ähnlich sehe (glücklicherweise), muss wohl jemand anderes sein Kind sein. Und dann ging die Phantasie los… Gemeinsam mit den Produzenten kam dann die Idee auf, die alles auf den Kopf stellte und aus dem fiktiven Jugendlichen wurde ein echter Mensch und der
war Olaf Schubert. Nun aber gab es 2 Probleme: 1. Olaf ist kein Teenager, beim besten Willen nicht. 2. Olaf ist in der DDR geboren und seine Mutter konnte unmöglich 1965 nach Westdeutschland gereist sein. Doch die Idee, Olaf als Hauptdarsteller zu besetzen, war der Funke…und dann ging die Phantasie weiter…


Wie viel Raum hast du den Schauspielern gegeben, ihre Rolle zu interpretieren?

Den Raum, der nötig war, also sehr viel Raum für Improvisation. Olaf Schubert ist ein Improvisationsgenie, das kann man sicherlich so sagen. Er zog sich die Rolle ganz selbstverständlich wie eine zweite Haut über. Ich wollte ja die „Privatperson“ Olaf Schubert erzählen, nicht die Bühnenfigur mit dem Karo-Pullunder. Es ging also um Natürlichkeit, Echtheit und die kleinen Gesten. Für die einzelnen Szenen wurde jeweils der Rahmen abgesteckt, der dramaturgische Bogen überlegt, zwei bis drei neuralgische Stichworte gegeben (z.B. Sätze wie „meine Mutter war bei Radio DT64“ oder „vom Konzert gibt es Fotoaufnahmen“ oder „die Haarlocke ist von einer Frisörin aus Birmingham“) und dann einfach dokumentarisch gedreht. Bis auf die Figur des Vaters und der Hebamme waren alle anderen Personen echte Protagonisten, die mit ihrer eigenen Persönlichkeit und in ihrer Funktion agierten. Sie haben stets ihre eigene
Geschichte erzählt und „sich selbst“ gespielt.


Wie eng war die Zusammenarbeit mit dem Team: Drehbuch, Kamera, Szenenbild?

Sehr eng. Wir haben gedreht wie bei einem Dokumentarfilm, alles wurde ununterbrochen aufeinander und miteinander abgestimmt.


War es schwierig, deinen Protagonisten zu finden?

Natürlich überhaupt nicht! Man muss sich ja bloß mal Olaf Schubert anschauen. Er sieht aus wie Mick Jaggers Klon – also wenn man ganz genau hinschaut.


Gab es einen Moment, an dem du nicht mehr weiter wusstest?

Ehrlich gesagt nicht. Von der Produktion war alles so gut vorbereitet und abgestimmt, dass das Team und die Protagonisten viel Platz für Spontaneität hatten. Es war ein fruchtbares, entspanntes Klima. Jeder hat sich voll eingebracht. Und weil ich mich darauf verlassen konnte, war ich selbst entspannt – Entspannung begünstigt den kreativen Fluss (also bei mir zumindest).


Gab es einen bestimmten Ort, den du unbedingt im Film haben wolltest?

Ja, die Halle Münsterland, wo die Rolling Stones 1965 aufgetreten sind . Olaf sollte unbedingt auf der Bühne stehen und „seinem Vater“ so nahe wie möglich sein – quasi am Ort seiner Zeugung. An dem Drehtag stand die Halle Münsterland gar nicht auf dem Drehplan. Wir sind trotzdem hingefahren, ohne zuvor eine Drehgenehmigung eingeholt zu haben. Torsten Reglin, der Produzent, hat mit dem Pförtner kurz verhandelt, der rief einen Verantwortlichen an, wir tauchten mit Olaf Schubert auf. Es hat keine zehn Minuten gedauert, bis sich herausstellte,
Olaf würde in ein paar Monaten selbst in der Halle einen Auftritt haben und schon konnten wir drehen. Es war herrlich, weil alle an einem Strang zogen und auch Pförtner und der Manager selbst Freude daran hatten, einen schnellen Dreh für uns zu ermöglichen.


Was macht für dich einen guten Dialog im Film aus?

Zweierlei: 1. Kürze und Lakonie. 2. Eine gewisse Art von Funktionslosigkeit – das Reden um des Redens willen, um die Figur über ihre Art zu sprechen, kennenzulernen. Ein bisschen so wie bei Woody-Allen-Dialogen, wenn die Figur sich in Nebensätzen verkaspert und weiter über abwegige Themen redet… und ihr die anderen Figuren ins Wort fallen. Also überlappende Dialoge! Etwas, was in Deutschland kaum jemand beherrscht zu inszenieren… aus welchem Grund auch immer. Vielleicht weil wir die Sprache so wichtig nehmen. Oder uns selbst
viel zu wichtig nehmen.


Was vermisst du heute in der Filmbranche?

Mut. Und das absolute Vertrauen in die Künstler. Es gibt zu viel Kontrolle.

Warum wolltest du diese Geschichte erzählen?

Weil ich glaube, dass wir alle uns irgendwann mal in der Kindheit vorgestellt haben, das Kind einer berühmten Persönlichkeit zu sein oder eines Königs, einer Königin. Es ist reizvoll, dieses Was-wäre-wenn durchzuspielen. Was wäre geschehen, wer wäre ich geworden, wenn ich andere, sehr berühmte Eltern gehabt hätte.


Foto:
©Verleih

Info:
Stab
Regie & Drehbuch.   Heike Fink
Produktion.   Roswitha Ester, Torsten Reglin
(Ester.Reglin.Film GmbH)
Kamera.  Hajo Schomerus
 

Besetzung
Olaf Jagger       Olaf Schubert
Rolf Schubert.    Franz-Jürgen Zigelski
Hannah Uhligs        Ursula-Rosamaria Gottert
Olaf Schuberts „Freunde“.    Jochen Barkas, Herr Stephan
Anne-Marie Schubert (1965).     Anna Lucia Gustmann
Anwalt Seán (London).       Seán McDonagh
Anwältin Cameron (London).    Khadydia Niedecken-Diouf

 Abdruck aus dem Presseheft