TV-Tipp für Kinder am Ostermontag, 10. April 2023 bei 3SAT
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Tobias "Tobbi" Findteisen (Arsseni Bultmann) ist 10 Jahre alt und ein leidenschaftlicher Erfinder. Leider wird er von einigen Klassenkameraden gemobbt und hat außerdem zwei linke Hände, so dass er seine Erfindungen nicht selbst bauen kann. Tobbis Mutter (Jördis Triebel) hat eine Biker Reparaturwerkstatt, mit der sie voll ausgelastet ist und sein Vater (Ralph Caspers) ist - außer beim Kochen - genauso ungeschickt wie sein Sohn.
Eines Tages stürzt neben Tobbi ein Metallhaufen ab, der sich als Jung-Roboter R.O.B.344-66/3A - kurz Robbi (Stimme: Jonah Rausch) genannt - entpuppt. Mit Hilfe eines Online Kurses "Deutsch für Ausländer" lernt er im Handumdrehen sich auf Deutsch zu verständigen. Er erzählt, dass er zusammen mit seinen Eltern seinen Heimatplaneten verlassen musste, weil seine Familie einen Systemfehler hat, sie haben ein Herz. Leider sind sie mit einem Satelliten der Firma PlumPudding Inc. zusammen gestoßen. Jetzt muss Robbi versuchen, seine Eltern zu retten, die mit ihrem Raumschiff am Nordpol abgestürzt sind, bevor sie dort einfrieren.
Da kommt Tobbis neuste Erfindung gerade recht - ein Gefährt, das nicht nur fliegen, sondern auch schwimmen und fahren kann, kurz ein Fliewatüüt. Während die beiden auf dem Schrottplatz mit Hilfe einer Biker Gang ihr Fahrzeug zusammen bauen, erfährt der skrupellose Sir Joshua (Friedrich Mücke), Chef von PlumPudding Inc., von dem Absturz und er glaubt, dass Robbis Metallherz sich hervorragend in seine Handys und Computer einbauen lässt.
Während Robbi und Tobbi sich mit dem Fliewatüüt auf den Weg zum Nordpol machen, setzt Sir Joshua seine besten Agenten Sharon Schalldämpfer (Alexandra Maria Lara) und Brad Blutbad (Sam Riley) auf Robbi an.
Unterwegs treffen die beiden jungen Abenteurer noch auf Matti, den Wärter des schwarz-gelb geringelten Leuchtturms (Bjarne Mädel), und auf das Inuit-Mädchen Nunu (Melina Mardini), immer dicht verfolgt von Sharon Schalldämpfer und Brad Blutbad…
"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" beruht auf dem bekannten gleichnamigen Kinderbuch von Boy Lornsen, das 1967 erschienen ist. Noch bekannter ist sicher die vierteilige Marionettentheater-Adaption der ″Augsburger Puppenkiste″ von 1972. Der hier besprochene Film ist erstmals eine Realverfilmung des Buches.
Regisseur des Kinderfilms ist Wolfgang Groos, der das zeitgemäß adaptierte Drehbuch von Jan Berger verfilmt hat. Die Kinoversion greift dabei einige der wichtigsten Ereignisse der Vorlage auf und fasst sie zu einer kürzeren und actiongeladenen Geschichte zusammen. Anpassungen hat es allerdings auch schon bei der Fernsehserie von 1972 gegeben.
Jetzt hilft Tobbi Robbi nicht bei seinen Roboter-Schulaufgaben, sondern Robbi und seine Familie sind Flüchtlinge, die wegen ihres Andersseins ihren Heimatplaneten verlassen müssen. Sir Joshua ist auch nicht der Bösewicht auf der dreieckigen Burg Plumpudding Castle sondern der gierige Besitzer einer Computerfirma, so dass die finale Konfrontation in Sir Joshuas Labor stattfindet. Die beiden Agenten Sharon Schalldämpfer und Brad Blutbad sind frei erfunden. Andere Themen des Buches wie der schwarz-gelb geringelte Leuchtturm oder Nunu, das selbstbewusste Eskimomädchen sind allerdings beibehalten worden.
Die Dreharbeiten fanden in Köln und Bad Driburg in NRW sowie in Friedrichstadt in Schleswig-Holstein, als Tobbis Heimatstadt "Tütermoor", statt.
Die Rollen des Films sind teilweise mit prominenten Schauspielern besetzt. Besonders hervorzuheben sind das Ehepaar Alexandra Maria Lara und Sam Riley als ewig streitende Superagenten. Man merkt ihnen deutlich den Spaß an, den sie beim Drehen hatten. Besonders Sam Rileys charmanter Akzent macht Spaß, ohne dass im Film irgendwann darauf hingewiesen wird. Friedrich Mückes Rolle als Oberbösewicht Sir Joshua war dagegen doch manchmal etwas überzeichnet, selbst wenn die Zielgruppe kleinere Kinder sind. Leider waren die Kinderschauspieler zwar gut ausgewählt, spielten aber doch etwas steif. Das fällt aber ganz sicher den zuschauenden Kindern nicht auf.
"Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" ist eine charmante Romanadaptation des Kinderbuchklassikers. Der Film wurde zu Recht von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet Die Jury weist vor allem darauf hin, dass die bösen Charaktere mit großer Spielfreude von Friedrich Mücke, Alexandra Maria Lara und Sam Riley verkörpert werden. Bei ihren Plänen gehe immer irgendetwas schief und das mache vor allem Kindern beim Zuschauen großen Spaß, denn natürlich haben sie gegen die jungen Helden keine Chance. ″Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt″ sei eine wunderschöne und fantasievolle Neuverfilmung eines bekannten Klassikers, die alten und neuen Fans der Geschichte viel Vergnügen bereitet.
Die FBW Jugend Filmjury vergab 4 von 5 Sternen und meinte, dass der Kinderfilm seine Botschaft auf lustige, spannende und fantasievolle Weise vermittelt, ohne belehrend zu sein. Er sei vor allem für Kinder bis etwa acht Jahren unbedingt sehenswert.
Auch wenn die ganze Computergeschichte doch etwas an den Schaltkreisen herbeigezogen wurde und vor allem das Ende dann doch ein ganz kleines bisschen zu klamaukig und übertrieben ausgefallen ist, ist "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" liebevoll, originell und auch witzig umgesetzt und spricht die Zielgruppe Kinder die angedachte Zielgruppe vom älteren Vorschulalter bis etwa 2 Klasse der Grundschule ganz sicher an, aber auch die Erwachsenen werden sich gerne daran zurückerinner, dass sie das Kinderbuch früher einmal gelesen haben.
Zusatz: Während des Abspanns nicht abschalten!
Foto 1: Auf einem Schrottplatz bauen Tobbi (Arsseni Bultmann) und Robbi ihr Fliewatüüt, ein Transportmittel, das fliegen, fahren und schwimmen kann © ZDF / Tom Trambow
Foto 2: Die vermeintlichen Superagenten Brad Blutbad (Sam Riley) und Sharon Schalldämpfer (Alexandra Maria Lara) haben allerlei fiese Tricks auf Lager, mit denen sie Robbi fangen wollen © ZDF / Tom Trambow
Foto 3: Am Nordpol treffen Tobbi (Arsseni Bultmann) und Robbi auf das Mädchen Nunu (Melina Mardini), die ihnen hilft, nach Hause zurück zu kehren © ZDF / Tom Trambow
Info:
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (Deutschland 2016)
Genre: Kinderfilm, Action, Romanverfilmung
Filmlänge: ca. 105 Minuten
Regie: Wolfgang Groos
Drehbuch: Jan Berger nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Boy Lornsen (1967)
Darsteller: Arsseni Bultmann, Alexandra Maria Lara, Sam Riley, Friedrich Mücke, Jördis Triebel, Bjarne Mädel, Ralph Caspers, Melina Mardini, Jonah Rausch u.a.
FSK: ab 0 Jahren
Die modern adaptierte Romanverfilmung wird am Ostermontag, 10.04.2023 um 17:20 Uhr bei 3SAT gezeigt.