23. goEast Filmfestival vom 26.April bis 2. Mai in Wiesbaden, Teil 14
Claudia Schulmerich
Wiesbaden (Weltexpresso) – Ein mächtiger Spaß, der anknüpft an all die Filme, wo die um einen Tisch beim Essen Versammelten sich in eine Gesprächssituation hineinschwatzen, wo einerseits Worte die Dimension von Granaten annehmen können, andererseits Ehen auseinandergehen oder neue entstehen. Da es hier um eine Familienfeier geht, kennen sich die einzelnen Familienmitglieder schon lange und gibt es es innerfamiliäre Kriege genauso wie plötzlich aufflammende Konflikte.
Wir sind in Coronazeiten, wo sowieso die Versammlung von Menschen Sprengkraft hatte. Auch diese Familienfeier wird heimlich abgehalten, denn es sind zu viele an einem Tisch, nimmt man die Corona-Auflagen ernst, was man ja tun sollte, in eigenem Interesse. Aber es geht doch um die jährliche Feier des Schutzpatrons der Familie, Johannes des Täufers, der für die Feinde des christlichen Gottes nicht ganz so schwer umzubringen war wie der Evangelist Johannes, der viele Mordversuche überlebte, aber dann im Öl gesotten wurde. Demgegenüber wurde der viel ältere Johannes der Täufer enthauptet.
Der Film bleibt schon deshalb dynamisch, weil nicht alle Familienmitglieder von Anfang an dabei sind, sondern immer wieder durch einen neu Hinzugekommenen die soziale Struktur am Tisch verändert wird. Nun ist der junge Mann Jovann, um den es hauptsächlich geht , ziemlich zugedröhnt und wartet auf das Heil aus dem All, nämlich auf die Ankunft von Außerirdischen, die ihn dann mitnehmen, regelrecht entführen, damit er vom irdischen Übel erlöst ist. Seine Familie staunt, andererseits ist sie zu sehr mit den innerfamiliären Spannungen beschäftigt, denn sowohl zwischen Eheleuten wie auch zwischen den Generationen gibt es genug Anlaß für Aufregungen.
Es lohnt nicht die einzelnen Gesprächskonvulsionen nachzuzeichnen, es ist unterhaltsam und tut auch dann weh, wenn man viele Punkte der lange unterschwelligen und dann oberschwelligen Diskussion wiedererkennt – nicht nur aus den anderen Filmen, sondern auch im eigenen Leben.
Jovan zeigt, daß die junge Generation schon jetzt sehr belastet ist, nichts mit Vorwärtsstreben, mit seiner Cousine Anchi, die sich in der Wohnung separiert hatte, ist er sich einig, daß die Alten es verschissen haben und man Widerstand leisten muß.
Foto:
©goEast
Info:
THE BEHEADING OF ST. JOHN THE BAPTIST
SRB 2022 / 123 min / OmeU
Sprache: Serbisch
Regie: Siniša Cvetić
Kamera: Marko Milovanović
Schnitt: Tihomir Dukić, Marko Tisovac
Musik: Luka Broćić
Ton: Velibor Hajduković
Besetzung: Pavle Mensur, Bojan Žirović, Aleksandra Balmazović, Anita Ognjanović, Aleksandar Đurica, Milica Janevski
Produktion: Zoran Janković
Produktionsfirma: Kosutnjak Film
Caligari FilmBühne So, 30.04. / 18:00 Uhr