Neu auf DVD und Blu-ray seit Freitag, 28. April 2023
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Der 17jährige Tim Walker (Jack Wolfe) muss seinem todkranken Vater (Greg Wise) versprechen, dass er nach dessen Tod sein Stipendium am legendären Mozart-Internat in den österreichischen Alpen antreten wird. Dort werden die großen klassischen Sänger und Musiker der Zukunft ausgebildet. Außerdem bittet ihn sein Vater, das Buch Die Zauberflöte zurückzustellen, das er entwendet hat, als er selbst Schüler an der Akademie war. Im Zug lernt Tim Sophie (Niamh McCormack) kennen, die auch das Internat besucht, allerdings im Mädchenhaus wohnt und die seine Leidenschaft für Musik teilt.
Im Internat wundern sich alle, dass Tim mitten im Schuljahr noch aufgenommen wird. Tim erfährt, dass in diesem Jahr Die Zauberflöte als Weihnachtsstück aufgeführt werden soll. Der Schulleiter Dr. Longbow (F. Murray Abraham) lässt Tim gleich am ersten Tag vorsingen, behauptet aber, dass er nur nachsingen kann und keine eigene Interpretation gezeigt hätte.
Er lernt seinem neuen Zimmergenossen Paolo (Elliot Courtiour) kennen, aber auch den gefürchteten Mitschüler Anton Milanesi (Amir Wilson), der ihn schon in der ersten Nacht zusammen mit seinen Freunden auflauern will. Anton ist der Sohn des berühmten Tenors Enrico Milanesi (Rolando Villazón) und kann sich deshalb einige Ungezogenheiten leisten.
Doch Tim liegt nicht in seinem Bett, da er drei kleinen Lichtern zu einer geheimnisvollen Uhr gefolgt ist. Als er genau um 3 Uhr nachts das Buch zurück ins Regal stellen will, zeigt sich, dass dies ein magisches Portal öffnet, in das er dann auch sofort hineingezogen wird…
…und in der fantastischen Welt von Mozarts Die Zauberflöte landet. Dort ist er nicht Tim Walker, sondern Prinz Tamino, der von den drei Damen (Jeanne Goursand, Jasmin Shakeri, Larissa Sirah Herden) der Königin der Nacht vor einer Riesenschlange gerettet wird und der zusammen mit dem Vogelfänger Papageno (Iwan Rheon) auf Bitten der Königin der Nacht (Sabine Devieilhe) ihre Tochter die Prinzessin Pamina (Asha Banks) aus den Fängen des Fürsten Sarastro (Morris Robinson) befreien soll. Deshalb erhält er von den drei Damen eine Flöte, während Papageno ein Glockenspiel bekommt.
Doch genau drei Stunden später landet er immer wieder in der Schule, in der er sich tagsüber mit den normalen Schulproblemen herumschlagen muss, denn niemand darf erfahren, wo sich Tim nachts aufhält.
Während Tim nachts als Prinz Tamino versucht die Prinzessin zu retten, merkt sein Mitbewohner Paolo, dass Tim jede Nacht verschwindet, aber darüber nichts erzählen will, und auch seine Beziehung zu Sophie leidet unter seiner geheimen nächtlichen Abwesenheit…
Mozarts Die Zauberflöte wurde am 30. September 1791 in Wien uraufgeführt. Der Film ″The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte″ hatte seine Uraufführung beim Zürich Film Festival am 30. September 2022 - genau 231 Jahre später.
Zuvor gab es schon andere Verfilmungen von Mozarts Oper. So hat Ingmar Bergman die Oper unter dem Titel ″Trollflöjten″ 1974 für das schwedische Fernsehen adaptiert. Curt Linda hat unter dem Filmtitel ″Die kleine Zauberflöte″ (1997) eine 60minütige Zeichentrickanimation erstellt. 2006 verlegte Kenneth Branagh - zum 250. Geburtsjahr von Wolfgang Amadeus Mozart - die Oper unter dem Titel ″The Magic Flute″ in den Ersten Weltkrieg, ohne jedoch auf die Musik zu verzichten, dabei wurde das Libretto von Stephen Fry neu bearbeitet.
Regie bei der hier besprochenen deutsch-österreichischen Filmproduktion führt Florian Sigl nach einem Drehbuch von Andrew Lowery, Jason Young und David White. Als Hintergrund diente natürlich wieder Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte.
Die Dreharbeiten fanden vom Februar bis April 2021 statt. Drehorte waren unter anderem die Burg Hohenwerfen im Salzburger Land (als Mozart Internat), der Salzburger Hauptbahnhof, der Bahnhof Bad Gastein, die Salzburger Altstadt, die Stiftung Mozarteum und das Salzburger Schloss Leopoldskron sowie - wegen der Corona-Pandemie - die Bavaria Studios in München. Dort wurde eine Kombination erstellt aus den Sets, VFX und einigen Landschafts-Aufnahmen, die auf den Kanarischen Inseln aufgenommen wurden.
Natürlich wurden in dem Film zwar alle Arien der Zauberflöte gesungen, aber der Inhalt der Oper wurde dann doch radikal gekürzt, denn die Oper ist schließlich 3 Std.(!) lang, während ″The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte″ incl. der Rahmenhandlung im Mozart Internat etwa 120 Min. dauert.
Allerdings wurde der Film für ein breiteres Publikum in englisch gedreht, auch die Arien wurden von den Schauspielern in der Originalfassung selbst in Englisch gesungen. Sie wurden aber nur zum Teil in der deutschen Synchronisation von den englischen Sängern und Schauspielern selbst eingesungen, z.B. hat Jack Wolfe seine Arien als Prinz Tamino auch in der deutschen Synchronisation gesungen, während seine deutsche Sprechstimme Marco Eßer war. Dagegen hat Iwan Rheon als Papageno zwar in der Originalfassung gesungen, in der deutschen Synchronisation war seine Synchronstimme Konrad Bösherz und seine Gesangsstimme Peter Lewys Preston.
Neben Jack Wolfe in der Hauptrolle als Tim/Prinz Tamino und Iwan Rheon als Papageno wurden einige Rollen von absoluten Opern-Weltstars übernommen wie Sabine Devieilhe als Königin der Nacht, Morris Robinson als Sarastro oder Rolando Villazón in einer kleinen Rolle als Enrico Milanesi, dem Vater von Tims Gegenspieler Anton. Daneben haben auch einige deutsche Schauspieler mitgewirkt wie Stefan Konarske als Monostatos, Larissa Sirah Herden, Jasmin Shakeri und Jeanne Goursaud als die drei Damen der Königin oder Tedros Teclebrhan als Lehrer Herr Baumgartner, der in seinem Unterricht die Zeichen der Freimaurer in der Oper vermittelt - wie 3 Knaben, 3 Damen, 3 Priester und 3 Prüfungen. Außerdem funktioniert der Zugang über das Portal in der Uhr immer nur um 3 Uhr.
Ein nettes Easter Egg ist die Besetzung des Schulleiters Dr. Longbow mit F. Murray Abraham, denn der hat 1985 den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Darstellung des Antonio Salieri im Film ″Amadeus″ (1984) gewonnen.
Regisseur Florian Sigl und seine Drehbuchautoren haben die gekürzte Zauberflöte in eine Rahmenhandlung gesetzt, bei der man sofort an Harry Potter und Hogwarts denken muss. Doch es wird im Mozart Internat nicht gezaubert, sondern der Film wird zu einem magischen Musical mit Arien aus einer Oper.
Durch diesen Kniff mag der Regisseur dem Ursprung von Mozarts Zauberflöte als volksnahes Erlebnis sehr nahe gekommen sein, denn die Uraufführung fand bekanntlich in Emanuel Schikaneders Wiener Freihaustheater - mit Schikaneder als Papageno - statt und die Zuschauer gehörten nicht zur Wiener Oberschicht, denn die ging lieber in die Hofoper.
Florian Sigl hat passend eine phantasievolle und mit farbenfrohen Charakteren angereicherte Story gefilmt. Es mag eine klassische Fantasy Geschichte entstanden sein, doch Mozarts Musik und der hervorragende Gesang der Arien macht daraus ein einmaliges Erlebnis.
Dabei glänzen vor allem die Hauptdarsteller in der Zauberflöte wie Jack Wolfe und Iwan Rheon. Wolfe spielt den am Anfang etwas überforderten Tim Walker wunderbar mit seiner kindlichen Art. Wolfe spielt nicht nur gut, sondern er hat auch eine hervorragende Singstimme, dadurch ist er nicht nur als 17jähriger Schüler sondern auch als Prinz Tamino glaubhaft. Iwan Rheon, der als Ramsay Bolton in der Serie Game of Thrones bekannt wurde, spielt und singt den Papageno wunderbar verpeilt.
Durch die weiteren guten Schauspieler und die Opern-Stars wie Morris Robinson und Sabine Devieilhe, aber auch von Stefan Konarske als Monostatos und Asha Banks als Pamina (in der deutschen Synchronisation Michaela Honauer) vorgetragenen Gesangseinlagen machen den Film auf jeden Fall zu einem gelungenen und unbedingt empfehlenswertes Erlebnis.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) hat das Musical mit dem Prädikat "Wertvoll″ ausgezeichnet, denn die zauberhaft inspirierte Inszenierung eines Klassikers bringt als eine Mischung aus moderner Erzählung und den werktreuen Interpretationen der Arien auch einer jungen Generation das legendäre Werk von Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder auf eine neue Weise näher. Die Jugend-Filmjury vergibt 4,5 von 5 Sternen, da der Film eine besondere Mischung aus Fantasy-Film und der Oper Die Zauberflöte ist. Dabei wurden wichtige Themen wie Mobbing, Druck in der Schule, aber auch den Weg zu einem selbst, Freundschaft und Liebe angesprochen. Die Jury empfiehlt den Film ab 9 Jahren.
Wenn man sich als Zuschauer auf den Film und seine Mixtur aus Abenteuer, Coming-of-Age und große Oper einlässt, merkt man bald, dass die Mischung aus Fantasy und dem Zauber von Mozarts Musik sehr gut funktioniert und großen Spaß macht. Deshalb ist "The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte" auch zu Hause unbedingt sehenswert.
Zusatz: Es gibt auch das Buch zum Film: Hendrik Lambertus: The Magic Flute: Das Vermächtnis der Zauberflöte, Ueberreuter Verlag, Berlin 2022
Foto 1: Cover DVD © Tobis Film GmbH
Foto 2: v.l.n.r.: Pamina (Asha Banks), Papageno (Iwan Rheon) und Tim Walker / Prinz Tamino (Jack Wolfe) © Tobis Film GmbH
Foto 3: Die Königin der Nacht (Sabine Devieilhe) mit Tim Walker / Prinz Tamino (Jack Wolfe) und Papageno (Iwan Rheon) © Tobis Film GmbH
Foto 4: Tim Walker / Prinz Tamino (Jack Wolfe), Pamina (Asha Banks) und Sarastro (Morris Robinson) © Tobis Film GmbH
Info:
"The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte" ist seit dem 28.04.2023 als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Die DVD enthält eine deutsche und eine englische Sprachfassung in Dolby Digital 5.1, die Blu-ray in Deutsch und Englisch in DTS-HD MA 5.1 und Dolby Atmos. Die Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch und Englisch für Hörgeschädigte. Das Bildformat ist bei der DVD in 2:40:1 (16x9 anamorph) und der BD in 2:40:1 (1080p/24). DVD und Blu-ray enthalten jeweils eine deutsche Hörfilmfassung.
Extras auf DVD und Blu-ray sind:
Trailer
Interviews
Making Of
Bildergalerie
The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte (Deutschland, Österreich 2022)
Originaltitel: The Magic Flute
Genre: Drama, Musical, Fantasy, Oper
Filmlänge: ca. 120 Min.
Regie: Florian Sigl
Drehbuch: Andrew Lowery, Jason Young, David White, beruhend auf ″Die Zauberflöte″ von Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder
Darsteller: Jack Wolfe, F. Murray Abraham, Iwan Rheon, Morris Robinson, Sabine Devieilhe, Stefí Celma, Asha Banks, Stefan Konarske, Niamh McCormack, Amir Wilson, Tedros ″Teddy″ Teclebrhan, Rolando Villazón u.a.
Verleih: Tobis Film GmbH
Vertrieb: LEONINE Distribution
FSK: ab 6 Jahren