Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 11. Mai 2023, Teil 13
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Tja, was soll man sagen. Ein Film, der mehr als nervt, mit einem Hauptdarsteller, der die Rolle eines von vielen inneren Mächten Verfolgten exzellent spielt. Den paranoiden gibt Joaquin Phoenix , den Ari Aster aus guten Grund verpflichtete. Der Regisseur wiederum ist von seinen Vorgängerfilmen HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS und MIDSOMMAR, ein exquisiter Horrorfilm, in bester Erinnerung. So geht es einem Erfolgsregisseur, wenn er seinen Lebenstraum, den er seit dem Filmstudium verfolgte, verwirklicht.
Trotzdem hätten es nicht drei Stunden sein müssen. Sind es aber. Die erste Stunde interessiert man sich sehr für diesen Beau Wasserman, der nicht in die Puschen kommt. Dabei geht es doch nur darum, daß er seine Mutter besuchen soll, weil es um den xten Todestag seines Vaters geht, von dem er sonst nichts weiß. Die Mutter ist eine erfolgreiche Unternehmerin, aber wir bekommen im Film nicht heraus, ob sie ursächlich für die Ängste des Sohnes verantwortlich ist. Aber so viel kann man auch als Mutter einfach nicht falsch machen, was dieser Beau an Angstszenarien an- und aufgehäuft hat, die für den Zuschauer zwar auch Horror bedeuten, aber nicht zum Horrorfilm führen, sondern zu einem Albtraumfilm, aus dem man erst nach drei Stunden aufwacht.
Ja, die Mutter, sie wartet auf den Sohn, am Telefon merkt man ihre Ungnädigkeit über seine Transusigkeit, denn er gibt ja eigentlich keinen Grund, warum er nicht kommt. Und als er sich endlich auf den Weg macht und nach vielen Stationen kommen könnte, ist sie gestorben. Das ist doch eine merkwürdige Geschichte, die auch ohne Ängste einem Angst machen kann.
Aber noch haben wir drumherumgeredet, denn die Hauptangst von Beau hat schon einen Seltenheitswert – oder eher nicht? Hat ihm das seine Mutter etwas eingeredet, damit er auf ewig ihr kleiner Sohn bleibt. Auf jeden Fall heißt die Familiensaga, daß sowohl sein Vater wie auch sein Großvater bei ihrem ersten Orgasmus gestorben sind, weshalb Beau dies sein Leben lang vermeidet, was nicht nur seinen Hoden nicht gut tut, sondern seinem Gemüt auch nicht. Und dann der Nachbar. Das können einfach nicht Zufälle sein, was das alles passiert. Während es seinem Nachbarn wohl zu gut geht und er lautstark Musik hört, weshalb Beau nicht schlafen kann, ist es dann das Wasser, das schuld ist. Das ist nämlich abgestellt, das Wasser, das das nervenbündel und Muttersöhnchen aber dringend zur Einnahme seiner Tabletten braucht. Die darf er nur mit viel Wasser einnehmen, was tun? Zum Kiosk laufen, Wasser kaufen. Doch bei der Rückkehr ist seine Wohnung besetzt von Wohnungslosen, die sie verwüstet zurücklassen. Als Beau sie wieder betreten kann, will er duschen und dann los. Doch da ist die Spinne, vor der Beau flüchtet...nein, wir können die Odysee seiner Ängste, die ihn nur langsam durch’s Land vorankommen läßt, nicht im Detail verfolgen. Das wären bei drei stunden dreißig Seiten.
Aber daß er nackt auf die Straße läuft, aus Angst vor der Spinne, ist doch noch wichtig, weil ein Laster stärker ist. Aber er überlebt und wurde von einem merkwürdigen Ehepaar aufgenommen, das eine noch merkwürdigere Tochter hat, die an der Wandfarbe, die sie trinkt, verstirbt. Doch das ist erst der Anfang dieses Höllentrips, der aber im Diesseits spielt. Wie schlimm ist Amerika, ach nein, die USA? Schlimmer, als drei Stunden BEAU IST AFRAID dann doch noch. Aber man weiß nach diesem Film besser, warum.
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©Verleih
Info:
Stab
Drehbuch und Regie Ari Aster
Besetzung
Beau Joaquin Phoenix
Roger Nathan Lane
Grace Amy Ryan
Therapeut Stephen McKinley Henderson
Jeeves Denis Ménochet
Toni Kylie Rogers
Beau (jung) Armen Nahapetian
Beaus Mutter (jung) Zoe Lister-Jones
Elaine Parker Posey
Beaus Mutter Patti LuPone