Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 17. April, Teil 1

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Wie man einen Film in Deutschland unter so einem sperrigen amerikanischen Titel überhaupt verkaufen kann, liegt zum einen daran, daß die Spinnenmenschen Konjunktur haben und all die anderen Spidermen schon anders heißen.

 

 

THE AMAZING SPIDER-MAN“ - RISE OF ELECTRO



Trotzdem übel, sich so was auch noch merken zu müssen, was seit vielen Jahren sozusagen unerschöpflich aus dem Marvel Comic Buch ersprießt, das Stan Lee und Steve Orci schufen. Fast alle Filme aus Hollywood bringen übrigens inzwischen ihre Originaltitel mit, kurios wird’s, wenn sie hier auf Amerikanisch anders heißen als in den USA.

 

Nun also: Ganze 142 Minuten dauert der Film und obwohl, oder weil es nicht wehtut, liegt über allem eine sanfte Ironie, denn im Film paßt so vieles nicht zusammen. Sei es das Liebespaar, wobei man ihr einfach nicht glauben mag, einen solchen unfertigen und unsicheren Jungen als Mann zu lieben, während sie schon wirklich die große Nummer ist, so daß man seine Verliebtheit voraussetzt.

 

Wovon wir sprechen. Erst einmal von Peter Parker (Andrew Garfield) und Gwen Stacy (Emma Stone). Dann aber auch mit dem, was im Film nicht zusammenwächst, die doch so tragische Geschichte, wie Peters Eltern umgebracht werden, womit der Film beginnt und wir jetzt auch. Sie machen sich schon große Mühe, diejenigen, die verhindern wollen, daß die Forschungsergebnisse von Vater Richard Parker (Campell Scott) bekanntwerden, mit denen eine neue Zeit anbrechen wird. Aufwendig wird er durch einen Flugzeugabsturz zusammen mit seiner Frau Mary (Embeth Davidtz) ums Leben gebracht. Und Peter Parker jr. Ist endlich soweit und findet heraus, daß all die Merkwürdigkeiten in seinem Leben eine gemeinsame Quelle haben: OSCORP.

 

Das ist der Name der Firma, die wir besser kennenlernen, weil ein alter Schulfreund, Harry Osborne (Dane DeHaan) jetzt nach dem Tod des alten Norman Osborne die Firma übernimmt. Zuvor haben wir schon eine der Unglücksfälle verfolgt, vor denen Vater Parker insgesamt Angst hatte, wie nämlich Max (Jamie Foxx) in das zusammenstürzende Riesenaquarium fiel, das voll von Zitteraalen steckte, die nun mit ihrer Elektrizität Max zu einem Monster machen. Er kann sich an jeder Steckdose aufladen.

 

Erst einmal aber ist Alltag angesagt. Peter Parker ist auf dem Weg erwachsen zu werden. Beim Abschluß der Highschool, wo seine Freundin Gwen die Rede hält, bleibt sein Stuhl leer, weil er als Spiderman gerade noch durch New York segelt. An diesen herrlichen Klebefäden, die er an die Hochhausfassaden als Haltepunkte schmeißt, die aber auch gut geeignet sind, Feinde zu umwickeln und außer Gefecht zu setzen. Doch das macht Spaß, weil wir mit dem hochmoralischen Spiderman ja auf der richtigen Seite sind.

 

Ein bißchen holprig, weil unwahrscheinlich, wie sich dann Spiderman zurück in Peter Parker verwandelt, denn seinen Rucksack mit dem Spinnenkostüm hat er nicht immer dabei. Wohl aber, als er verspätet zur Feier auftaucht und nun auch ihre Familie wiedersieht, die ihn nicht sehen möchte, denn Gwen darf anders vom Leben erwarten als solch einen Peter Parker. Jetzt darf man eigentlich nicht mehr erzählen. Gwen wird in Oxford studieren, das ist weit weg von New York, was ihn dauert, aber sie weiß schon, warum sie dem Wunsch der Familie folgt, schließlich ist in Oxford angenommen zu werden, ja auch eine Ehre.

 

Peter Parker bekommt in New York genug zu tun, als er erst einmal die Zusammenhänge im Riesenkonzern Oscorp nach und nach erkennt. Daß er allen Anschlägen entkommt, das wissen wir im Vorhinein, denn schließlich wird es noch mindestens ein Spiderman 3 geben. Aber angesichts dieses Wissens ist das spannend inszeniert, wie halb New York zusammenkracht, wenn dieser Max loslegt und sich zudem ein neuer Gegner formiert hat. Der wirklich gebleicht aussehende Schulfreund Osborne will Blut von Peter, der auch eher schmächtig ist. Dane DeHaan als Harry macht das hervorragend, das quasi Degenerierte seiner Figur leibhaftig zu machen. Hat man ihn schon in anderen Filmen gesehen, dann weiß man, daß er einfach so aussieht und eine hervorragende Besetzung ist. Wieso er dann, als Peter ihn links liegen läßt, zum Unhold wird, ist eher belanglos, denn die beiden Kontrahenten, einerseits Max, andererseits Green Goblin, zu dem Harry mutiert, sind gleichsam putzige Monster.

 

Sie merken schon, über allem liegt ein sanfter Schleier, der sicher auch daher rührt, daß man Kinder und Jugendliche in den Film lassen soll. Denn eigentlich erleben wir auch hier eine Erwachsenwerdengeschichte von Knaben, die sich in ihrer Phantasie in die Lüfte erheben und die Welt aus den Angeln heben können. Der Film macht's halt möglich, daß wir dabei zuschauen.