Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 25. Mai 2023, Teil 5
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Arielle (Halle Bailey) ist die temperamentvolle jüngste Tochter von König Triton (Javier Bardem). Die junge Meerjungfrau ist ganz anders als ihre älteren Schwestern. Sie ist neugierig und möchte unbedingt Abenteuer erleben. So sammelt sie gegen den ausdrücklichen Wunsch ihres Vaters Artefakte, die über Bord gegangen sind oder aus untergegangenen Schiffen stammen. Sie will auch unbedingt mehr von der Welt jenseits des Meeres erfahren und beobachtet heimlich Schiffe und ihre Besatzungen. Dabei muss sie aber aufpassen, dass sie nicht von abergläubischen Matrosen gefangen genommen wird.
Während sie wieder ein Schiff beobachtet verliebt sie sich in Prinz Eric (Jonah Hauer-King), den sie dann einige Zeit später später bei einem Untergang des Schiffes während eines Feuerwerks zu seinem Geburtstag auch rettet und an den Strand bringt. Als dann aber Menschen kommen und nach Eric suchen, verschwindet Arielle, ohne dass Eric sie beim Erwachen sehen konnte. Er kann sich deshalb nicht an ihr Gesicht, sondern nur an ihren wunderschönen Gesang erinnern.
Da Triton die Menschen für den Tod seiner Frau verantwortlich macht, hat er Arielle und ihren Schwestern strengstens verboten, noch einmal an die Oberfläche zu schwimmen. Deshalb geht die Meerjungfrau auf ein Angebot der Meerhexe Ursula (Melissa McCarthy) ein. Sie verspricht, Arielle für drei Tage in einen Menschen zu verwandeln. In dieser Zeit muss sie von Eric einen Kuss aus wahrer Liebe bekommen, dann kann sie für immer ein Mensch bleiben, sonst verwandelt sie sich wieder in eine Meerjungfrau, gehört danach aber auch Ursula. Zur Sicherheit behält Ursula Arielles Stimme, damit Eric sie nicht daran erkennen kann.
Allerdings ist Arielle nicht allein, sondern hat Hilfe von ihren tierischen Freunden, der Krabbe Sebastian (Daveed Diggs), dem Doktorfisch Fabius (Jacob Tremblay) und dem Basstölpel Scuttle (Awkwafina).
Auch wenn Eric Arielle sofort am Strand findet, erkennt er sie ohne ihre Stimme nicht, trotzdem verbringen die beiden viel Zeit miteinander und kommen sich dabei auch näher.
Doch wird Arielle von Eric den Kuss der wahren Liebe bekommen und was wird Ursula alles unternehmen, um zu verhindern, dass Arielle ihr Ziel erreicht? Denn letztendlich ist nicht nur Arielles Leben und Freiheit in Gefahr, sondern auch die Krone und der Dreizack ihres Vaters und damit die Herrschaft über das Meer…
″Arielle, die Meerjungfrau″ ist ein Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios, der zum ersten Mal 1989 in die Kinos kam. Der damals außerordentlich erfolgreiche Film gehört auch heute noch zu Disneys beliebtesten Animationsfilmen. Er basiert lose auf dem gleichnamigen Kunstmärchen von Hans Christian Andersen von 1837. Das wiederum geht auf der Sage der Undine zurück. Eine weitere Verfilmung des Märchen war der deutsche Märchenfilm ″Die kleine Meerjungfrau″, die 2013 im Rahmen der Reihe Sechs auf einen Streich war 2013 im Ersten Fernsehprogramm gesendet worden ist und auch heute regelmäßig in den dritten Programmen wiederholt wird.
Disney veröffentlichte in den letzten Jahre viele Realfilme, die auf ihren eigenen Zeichentrick- oder Animationsfilmen beruhen. Der erste Film der Realfilmreihe war "Alice im Wunderland" (2010) und die Fortsetzung ″Alice im Wunderland - Hinter den Spiegeln (2016), dann folgten u.a. "Maleficent - Die dunkle Fee" (2014) und die Fortsetzung ″Maleficent und die Mächte der Finsternis″ (2019), "Cinderella" (2015), "Das Dschungelbuch" (2016), "Die Schöne und das Biest" (2017), "Dumbo" (2019), "Aladdin" (2019) sowie "Der König der Löwen" (2019), ″Mulan″ (2020) und ″Cruella″ (2021). Weitere geplante Remakes sind u.a. ″Schneewittchen″ (2024), ″Vaiana″ oder ″Lilo & Stitch″.
Jetzt hat Rob Marshall bei der Realverfilmung von ″Arielle, die Meerjungfrau″ die Regie nach einem Drehbuch von David Magee übernommen. Das Drehbuch hat sich sehr stark an die Story des Zeichentrickfilms angelehnt. Bei dem John Musker und Ron Clements sowohl für die Regie als auch das Drehbuch verantwortlich waren. Rob Marshall war auch schon der Regisseur bei Disneys ″Mary Poppins’ Rückkehr″ (2018). Außerdem erhielt er 2003 den Oscar für die beste Regie für das Musical ″Chicago″ (2002).
Als Produzent war u.a. Lin-Manuel Miranda an Bord, der in ″Mary Poppins’ Rückkehr″ Marys Freund Jack, den Lampenanzünder gespielt und gesungen hat. Miranda hat auch zusammen mit Alan Menken, dem Komponisten des Zeichentrickfilms, die Musik des Remakes komponiert und auch mit neue Songs geschrieben, die leider nur zum Teil genauso gut zünden, wie die alten Lieder. Dies gilt z.B. für die Rap-Songs, die Miranda im englischen Original für Daveed Diggs als Sebastian und für Awkwafina als Scuttle komponiert hat. Allerdings ist ganz sicher der pflichtbewusste Sebastian immer wieder der Szenedieb als Mittler zwischen Triton und Arielle mit einer Kombination aus altklug, belehrend und überfordert.
Während die neuen Lieder nicht alle Ohrwürmer werden, können die Schauspieler der Hauptrollen überzeugen. Das gilt vor allem für Halle Bailey als Arielle, die ausgesprochen niedlich wirkt und mit ihrer wunderbaren Stimme beeindrucken kann. Jonah Hauer-King darf als Prinz Eric auch recht eigenständig und wenig königlich auftreten. Leider sind Arielles tierische Freunde nicht so perfekt gelungen, dies gilt sowohl für ihr Aussehen (vor allem bei der Krabbe Sebastian und der etwas zerrupften Scuttle) als auch ihr Verhalten (außer Sebastian) im Gegensatz zum Trickfilm. Während Javier Bardem als Arielles Vater Triton keine allzu große Rolle hat, macht Melissa McCarthy als Meerhexe Ursula ihre Sache sehr ordentlich. Sie ist richtig biestig und wirkt auch gefährlich, denn sie ist mit ihrem gruseligen Charme sowohl komisch als auch unheimlich. Kritik gab es allerdings an ihrem Make-up und der Kleidung, dazu hat McCarthy in einem Interview gesagt, dass sie dafür von Drag Queens inspiriert worden sei.
Auffällig ist, dass Disney bei diesem Film auf Diversität geachtet hat, so ist Halle Bailey als Arielle farbig und ihre roten Haare sind nur angedeutet, während Prinz Eric der hellhäutige Adoptiv-Sohn von Noma Dumezwenis Königin Selina ist. Auch bei Arielles Schwestern wurde mit dem Aussehen gezeigt, dass sie für die sieben Weltmeere stehen sollen. Gleichzeitig wurde versucht im Dorf der Insel einen Karibischer Flair zu zeigen und den Film nicht – wie im Originalmärchen – in und nahe europäischen Gewässern spielen zu lassen.
Ein großes Plus der Realverfilmung sind die Szenen unter Wasser, denn Arielles Welt unter Wasser sieht mit ihren farbenfrohen Fischen und Pflanzen wundervoll aus. Zum Zeigen dieser Unterwasserwelt wurde auch die zusätzliche Zeit des Films genutzt, denn er ist mit 135 Minuten deutlich länger als das Original.
Insgesamt ist ″Arielle, die Meerjungfrau″ eines der besseren Remakes von Disneys Animationsfilmen. Es ist ein gefühlvolles, märchenhaftes Musical, das deutlich reifer als der Zeichentrickfilm ist, und dem es aber bei aller Eigenständigkeit wunderbar gelingt, den Geist der Vorlage einzufangen, dadurch ist ein Märchenfilm entstanden, den sowohl Kinder als auch Erwachsene genießen können.
Foto 1: Jonah Hauer-King als Prinz Eric und Halle Bailey als Arielle © 2023 Disney Enterprises, Inc.
Foto 2: Halle Bailey als Arielle und Javier Bardem als König Triton © 2023 Disney Enterprises, Inc.
Foto 3: Melissa McCarthy als Ursula © 2023 Disney Enterprises, Inc.
Foto 4: Halle Bailey als Arielle und Jonah Hauer-King als Prinz Eric © 2023 Disney Enterprises, Inc.
Info:
Arielle, die Meerjungfrau (USA 2023)
Originaltitel: The Little Mermaid
Genre: Märchen, Musical, Realverfilmung
Filmlänge: 135 Min.
Regie: Rob Marshall
Drehbuch: David Magee
Darsteller: Halle Bailey, Jonah Hauer-King, Javier Bardem, Melissa McCarthy, Art Malik, Noma Dumezweni u.a.
Originalstimmen: Daveed Diggs, Jacob Tremblay, Awkwafina
Deutsche Synchronsprecher: Rieke Werner, Konrad Bösherz, Anke Reitzenstein, Carlos Lobo, Stefan Gossler, Dela Dabulamanzi, Tobias Schmitz, Joshua Nath, Maria Hönig u.a.
Deutsche Sänger: Sophia Riedl, Patrick Stamme, Aline Staskowiak, Tobias Schmitz, Maria Hönig
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 25.05.2023