Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 24. April, Teil 1
Hanswerner Kruse
Berlin (Weltexpresso) – „Irre sind männlich“ - in diesem Film schmuggeln sich zwei Freunde in therapeutische Familienaufstellungen, in denen es ständig an Männern mangelt und die Frauen sehr offen sind. Dadurch erleben die beiden wilde erotische Abenteuer, bis sie eines Tages entlarvt werden.
IRRE SIND MÄNNLICH
„Nenn mich nicht Mama, ich sitze hier als Eure Therapeutin“, schimpft Daniels Mutter, eine bekannte Beziehungsberaterin, zu der ihr Sohn mit seiner Ex-Freundin Mia gekommen ist. Mia empfindet ihren Freund als „eifersüchtige Krake“, weil der kuschelige Nähe mag, was sie als „krankhaft“ ablehnt.
Nach diesem Teaser beginnt der Film mit Rückblenden: Mia (Josephine Preuß) trennt sich nach einer Party von Daniel (Fahri Aardim) und rät ihm als Therapie zu einer Familienaufstellung. Um sie zurück zu gewinnen, will er sich sogar diesem „Psychokram“ unterziehen, obwohl sein Freund Thomas (Milan Peschel) behauptet, „Deine ganze Jugend war doch eine einzige Therapiestunde.“ Aus Solidarität begleitet er Daniel und die beiden erleben mit einem Dutzend Frauen ein heftiges erotisches Wochenende.
Daniel plagt das schlechte Gewissen, „Wir haben die Frauen ausgenutzt“, aber der sexsüchtige Thomas entwirft einen Plan, um in ganz Deutschland in Psycho-Workshops „Frauen aufzureißen.“ Mit Fantasieberufen, die Frauen angeblich mögen, haben sie als Tierpfleger oder Herzchirurgen aufregende sexuelle Erlebnisse. Doch bevor die Geschichte allzu frauenfeindlich und politisch noch inkorrekter wird, schlagen die Frauen gnadenlos zurück. Brutal erpresst die attraktive Anwältin Sylvie (Marie Bäumer) den verunsicherten Thomas, die verliebte Schauspielerin Bernadette (Peri Baumeister) zieht sich enttäuscht von Daniel zurück. Mehr wird nicht verraten, denn es geschehen noch allerlei überraschende Wendungen.
Die Geschichte wird, auch in Details, mit großem Humor erzählt: „Sie meint Dich nicht“, sagt tröstend ein Therapeut zu Daniel, als eine Teilnehmerin ihn wüst als - ihren Vater - beschimpft. „Ach so!“, sagt er erleichtert.
Die Figuren sind gut besetzt, obwohl etwa Milan Peschel, der im letzten Münsteraner Tatort den Mörder spielte, ja nicht der typische Frauenheld ist. Die Produzenten fanden es glaubwürdiger, ihn optisch gegen diesen Typ zu besetzen. Peschel freute sich darüber: „Mir wird ja oft der sympathische ostdeutsche Loser mit Alkoholproblemen angeboten. Der Thomas war eine sehr schöne Abwechslung.“
Die Filmemacher wollten sich ausdrücklich nicht über Therapien lustig machen, zum Glück gelingt ihnen das herzlich wenig. Natürlich brauchen traumatisierte Menschen oder Menschen in Krisen psychotherapeutische Hilfe. Aber der Psychoboom in den letzten Jahrzehnten hat auch allerlei spiritistischen Hokuspokus und unseriöse Psychoheiler hervorgebracht. Deshalb rechnet der Film sarkastisch mit dem Psychotalk („Wie fühlt sich das an?“, „Was macht das mit Dir?“), aufgeblasenen Psychogurus und umtriebigen Therapiesüchtigen ab. Außerdem zeigt der Film eine spannende Liebesgeschichte, an deren Happy End man nicht zu glauben wagt, und eine liebevolle Buddy-Komödie der beiden, sehr unterschiedlichen Freunde.
„Irre sind männlich“ ist eine großartige, vielschichtige Farce, die durchaus mit, sagen wir, Doris Dörries Filmen mithalten kann. Die Komödie ist besser als ihr Titel, intelligenter als der Trailer - und garantiert gute Unterhaltung!
Filmfoto: links - als schwer geprüfter Daniel - Fahri Aardim, rechts - als sexsüchtiger Thomas - Milan Peschel
INFO:
“Irre sind männlich“ D 2013, 93 Minuten
Regie Anno Saul mit Fahri Aardim, Milan Peschel, Josephine Preuß, Marie Bäumer, Peri Baumeister, Filmstart 24. April 2014
Hintergrund
Die Familienaufstellung ist ein Therapieverfahren, in dem ein Klient andere Gruppenmitglieder stellvertretend für seine Familie im Raum anordnet und sich mit ihnen auseinandersetzt. Kritiker bezweifeln die Ernsthaftigkeit und Effizienz dieser Methode.