Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 24. April, Teil 2

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Mitten im Film dachten wir an Stanley Kubrick und seinen herrlichen Film 2001:ODYSSEE IM WELTRAUM. Das waren noch Zeiten, als Science Fiction einem im Kino vom Hocker riß, weil die Menschheitsgeschichte angesagt war. Solche Gefühle, die man auch beim Lesen von Stanislav Lem erlebte. Das war vor über 40 Jahren! Das Heute dagegen ist öde.

 

 

TRANSCENDENCE

 

Also wirklich. In solch einer Welt wie sie TRANSCENDENCE vorführt, will man nicht leben. Dabei sprechen wir überhaupt nicht von dem virtuellen Geschehen, wie das Gehirn eines Sterbenden gescannt und auf der Festplatte gespeichert wird. Das kommt gleich. Wir regen uns schon darüber auf, wie hier ein liebendes Paar dargestellt wird. Sie (Rebecca Hall) kümmert sich rührend um die Sonnenblumen im Garten, die fürderhin für die sinnliche, die schöne heile Welt stehen werden, und er (Johnny Depp) ist der geniale Wissenschaftler, schon im Diesseits nicht ganz von dieser Welt.

 

Der Trick ist nun, daß er im Jenseits ganz diesseitig wird und in Kürze so rund 38 Milliarden Dollar auf das Konto seiner Liebsten scheffelt, denn sein erster Satz aus dem Jenseits war die Frage nach der Wallstreet. Da sind wir aber schon mitten im Film, der sich ja als Erzählung schon sinnstiftend entwickelt. Von vorne also. Da gibt es diesen genialen Forscher Dr. Wil Caster, der sich seinen Namen in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz machte. Er ist verheiratet mit Evelyn, die ebenfalls voll engagiert ist und sich im Sachbereich bestens auskennt, denn sie vertritt eine Organisation, die die Welt besser machen möchte.

 

Aber was ist besser? Diesen Zielkonflikt haben auf jeden Fall die Kritiker dieser Bewegung für sich klar entschieden: Schluß mit dem Fortschritt, der darin besteht, daß die wirkliche Welt eine künstliche werden soll, zurück zur echten Tomate ohne Genunterstützung genauso wie zurück zum Menschen, der sich und seine Belange gefälligst alleine zu bewältigen hat und seine Fähigkeiten, Gedanken und Gefühle nicht auf Maschinen übertragen soll. Wie wir am Schluß des Films sehen, das auch für Regisseur und Zuschauer richtige Ziel.

 

Nein, nein, daran wollen wir nicht zweifeln, daß diese, erst mal als Terroristen Dargestellten die richtige Seite verkörpern, aber das gehört mit zu dem Durcheinander, in dem der anfangs so sympathische Forscher Caster zum gefährlichen Geisterhirn wird, der die Erde beherrschen will. Das ist alles ziemlich hanebüchen, aber gut, erzählen wir es. Er hält einen viel beachteten Vortrag, wie mit Hilfe der Maschinen, auf die das kollektive menschliche Wissen übertragen wurde, nun der Menschheit geholfen werden kann, weil ihm das bisher fehlende I-Tüpfelchen, das die Maschine zum Menschen macht, auch noch gelang: ihnen menschliche Gefühle zu verleihen.

 

Auf dem Höhepunkt seines Erfolges wird er angeschossen. Überlebt aber. Dann aber stellt sich heraus, daß die Kugel mit einem Stoff eingeschmiert war, der in seinem Blut den Körper auflöst, was noch vier Wochen Leben bedeutet. Erst entscheidet er sich, seine Maschine mit dem künstlichen Hirn samt Gefühlen abzustellen, damit er und Evelyn von einander Abschied nehmen können, dann aber sieht er die Möglichkeit, über sein Hirn und sein Wesen, wenn er es denn in die Maschine scannt, für immer online zu sein, für immer mit Evelyn kommunizieren zu können.

 

So geschieht es, in letzter Sekunde drückt sie noch den Knopf der Übertragung, als schon diejenigen anrücken, die dem Spuk ein Ende bereiten wollen. Vorher schon hatte sie ihren Bewunderer und besten Freundes und Kollegen von Wil: Max Waters (Paul Bettany) davon überzeugt, sein Fachwissen für die Übertragung von Wils Gehirn und Bewußtsein zu nutzen. So geschieht es.

 

Die Folgen müssen Sie sich selbst anschauen. Eine riesige Anlage entsteht, die einen ob ihrer Kälte und Dimension gefrieren läßt. Dort nun kann der virtuelle Wil auch in normale Menschen einfahren, so wie der Teufel dies beim Menschen können sollte, weshalb einst die Teufelsaustreiberei erfunden wurde. Ähnliches passiert nun von der aufgeschreckten Fachwelt auch im Film. Das dieser Film Science-Fiction sein soll, ist so unrichtig, wie, daß es sich um einen Thriller handelt. Eher um einen Hybriden.