Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 29. Juni 2023, Teil 5
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges versucht Indiana Jones (Harrison Ford) zusammen mit seinem Kollegen Basil Shaw (Toby Jones) in einem fahrenden Zug den Nazis unter der Leitung von Colonel Weber (Thomas Kretschmann) einen wertvollen historischen Dolch abzunehmen. Bei dem stellt sich allerdings heraus, dass dies nicht die Lanze des Longinus, sondern eine Fälschung ist. Doch unter den Beutestücken befindet sich der Teil eines weiteren antiken Artefakts, das mit Hilfe von Zahnrädern und Zifferblättern astronomisch-kalendarische Zusammenhänge zeigt – der Mechanismus von Antikythera des Archimedes, der es – wie Shaw vermutet – nutzte, um damit Zeitreisen vorzunehmen.
Jones und Shaw wollen mit diesem Artefakt entkommen, werden allerdings von dem Nazi-Wissenschaftler Dr. Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) verfolgt, dem sie aber letztendlich nach vielen Verfolgungsjagden in auch auf dem Zug entkommen können, während ein Teil des Artefaktes auf dem Grund eines Gewässers landet.
Basil Shaw hat danach weiter über die Antikythera geforscht, dabei hat er herausbekommen, dass er sich um einen sehr gefährlichen Artefakt handelt. Deshalb hat er Indiana Jones bei einem Besuch gebeten, das Teil zu vernichten, was der aber als Archäologe nicht übers Herz gebracht hat.
1969 sind die Amerikaner gerade auf dem Mond gelandet und es gibt eine große Parade zur Feier dieses Ereignisses in New York. Gleichzeitig hält Prof. Henry Jones, der inzwischen recht abgehalftert, geschieden und desillusioniert ist, seine letzte Vorlesung, in der er u.a. auch die Antikythera anspricht. Seine Studenten sind ziemlich gelangweilt. Es gibt eigentlich nur zwei interessierte Zuhörer, die sich hinterher als seine Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) und die CIA Agentin Mason (Shaunette Renée Wilson) herausstellen.
Helena Shaw will alles über das mysteriöses Zifferblatt wissen, von dem nur noch die Hälfte erhalten ist. Während Indy Helena das Artefakt zeigt, werden Mitarbeiter des Archivs von einer Gruppe ermordet, die unter der Führung eines Dr. Smith steht, der sich allerdings recht bald als Indys alten Gegenspieler Dr. Jürgen Voller herausstellt, der aber gerade mit der CIA und der CIA Agentin Mason zusammenarbeitet.
Helena Shaw hat zwar die Obsession ihres Vaters geerbt, sie hat allerdings ganz andere Interessen, denn sie verkauft die gefundenen oder geklauten archäologischen Artefakte an den Höchstbietenden bei einer geheimen Auktion in Marokko, was Indiana Jones wiederum zu verhindern versucht.
Helena Shaw hat auch Hinweise darauf, wo sich der andere Teil der Antikythera befinden könnte, deshalb fliegen Indy, Helena und der jugendliche Teddy (Ethann Isidore), den Helena in Tanger aufgegabelt hat, nach Griechenland. Dort wollen sie mit Hilfe von Indys altem Bekannten Renaldo (Antonio Banderas) nach einer antiken Galeere tauchen. Auch hier sind ihnen Dr. Voller und seine Handlanger Klaber (Boyd Holbrook) und Hauke (Olivier Richters) – allerdings jetzt ohne der CIA Agentin Mason - wieder auf den Fersen.
Doch dann überstürzen sich die Ereignisse und Prof. Jones, Helena Shaw und Teddy müssen beweisen, dass sie wagemutige Abenteurer sind, die unter allen Umständen verhindern wollen, dass Voller und seine Männer mit Hilfe des Mechanismus von Antikythera die Vergangenheit ändern können…
″Indiana Jones und das Rad des Schicksals″ ist der fünfte – und nach Aussage von Harrison Ford – definitiv letzte Film über den Abenteurer und Archäologie-Professor Dr. Henry ″Indiana″ Jones jr. mit Harrison Ford in der Hauptrolle.
Die vorherigen Filme waren: ″Jäger des verlorenen Schatzes″ (1981), in dem nach der Bundeslade gesucht wird, ″Indiana Jones und der Tempel des Todes″ (1984), in dem es um den gleichnamigen Tempel und heilige Shankara-Steine geht, ″Indiana Jones und der letzte Kreuzzug″ (1989), in dem Indy und sein Vater Professor Dr. Henry Jones sen. (Sean Connery) auf der Suche nach dem Heiligen Gral sind, und ″Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels″ (2008) bei dem er zusammen mit Henry ″Mutt″ Williams (Shia LaBeouf) nach dem legendären Kristallschädel in Nazca (Peru) sucht.
In ″Indiana Jones und das Rad des Schicksals″ muss sich Indiana Jones wieder – wie schon im 1. und 3. Film – mit den Nazis als Gegenspieler auseinander setzen, während die bösen Gegenspieler im 4. Film die Russen waren und der 2. Film, dessen Story übrigens zeitlich vor dem 1. Film spielen soll, in China und Indien angesiedelt ist.
Jetzt kehrt Harrison Ford in seiner coolen Paraderolle als Indiana Jones, Archäologe und Abenteurer mit Hut und Peitsche ein fünftes Mal auf die große Leinwand zurück. Allerdings ist dieses Mal nicht Steven Spielberg der Regisseur, der für alle vier früheren Filme verantwortlich war, sondern James Mangold, der zuletzt bei dem vielfach ausgezeichneten ″Le Mans 66 – Gegen jede Chance″ (2019) Regie geführt hat. Das Drehbuch stammt von Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, David Koepp und James Mangold.
Dabei zeigt der Film genau das, was man als Fan besonders der ersten drei Filme erwartet: böse Nazis, ein mysteriöses archäologisches Artefakt, möglichst aus dem Bereich der Mystik, Indys Hut und seine Peitsche sowie – wie in den vier vorangegangenen Filmen – die Musik von John Williams.
Wie in jedem Indiana Jones Film gibt es auch hier wieder einige hervorragend gefilmte Verfolgungsjagden. Dabei zählt ganz sicher die gigantische Konfettiparade, mit der in New York die vom Mond zurückgekehrten Astronauten begrüßt werden, während dessen Indy auf einem Pferd von Klaber auf einem Motorrad verfolgt wird, nachdem Helena Shaw die Hälfte der Antikythera des Archimedes geklaut hat, zu den Highlights des Films.
Aber natürlich durfte auch eine spannende Verfolgungsjagd in und auf einem fahrenden Zug zwischen einen CGI-verjüngten Indiana Jones und Basil Shaw auf der einen Seite und Colonel Weber, Dr. Voller und einigen deutschen Soldaten auf der anderen Seite nicht fehlen. Dagegen wurde die Verfolgung von Indy, Helena Shaw und dem jungen Teddy in einem Tuk-Tuk ähnlichen Gefährt durch die Kasbah von Tanger recht konventionell aber doch rasant gefilmt. Zusätzlich gab es noch einen Tauchgang nach einer versunkenen Galeere mit Antonio Banderas’ Renaldo und gegen Ende eine weitere Verfolgungsjagd mit zwei Flugzeugen, die dann nicht an dem voraus geplanten Ort endet.
Doch es sind eigentlich nicht unbedingt die in einem Indiana Jones Film erwarteten Versatzstücke, die den Film sehenswert machen, sondern es sind die Schauspieler und deren Interaktionen miteinander. Harrison Ford mag 80 Jahre alt sein, aber trotz allem zeigt Indiana Jones noch keine Altersbeschwerden, auch wenn er beim Rennen dann doch etwas gehinkt hat. Das Herzstück des Films ist aber, dass Indy ganz hervorragend mit Phoebe Waller-Bridges Helena Shaw harmoniert. Indiana Jones mag ein cooler Charakter sein, aber die überraschendste Rolle ist Phoebe Waller-Bridge, deren Helena Shaw, nicht nur eine Partnerin auf Augenhöhe ist, da sie sowohl durch ihr Wissen und ihre Schlagfertigkeit als auch durch ihre Kampfkünste mit Indiana Jones nicht nur mithalten kann, sondern ihn manchmal auch an die Wand gespielt hat, auch wenn die Darstellerin meistens wusste, wann sie Harrison Fords Indy den Vortritt lassen musste. Daneben gibt es mit Ethann Isidore als Teddy wieder einen jungen Sidekick, auch wenn er bei weitem nicht an Ke Huy Quan als Short Round in ″Indiana Jones und der Tempel des Todes″ heranreicht.
Neben Mads Mikkelsen als Haupt-Gegenspieler Dr. Jürgen Voller, der leider mal wieder seine übliche Rolle als Bösewicht abzieht, haben auch Boyd Holbrook als sein Handlanger Klaber und Thomas Kretschmann als Colonel Weber kleinere Rollen als Indys Gegner.
Zusätzlich gibt es noch ein Wiedersehen mit zwei alten Bekannten. John Rhys-Davies hatte als Sallah, der Indianas Sidekick in ″Jäger des verlorenen Schatzes″ und in ″Indiana Jones und der letzte Kreuzzug″ war und der jetzt Familie hat und als Taxifahrer in New York arbeitet, zwei kurze Auftritte. Karen Allen, die als Marion Ravenwood bereits in ″Jäger des verlorenen Schatzes″ und in ″Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels″ als weibliche Hauptdarstellerin zu sehen war, tritt am Ende noch einmal als geschiedene Ms. Jones auf. Leider ist Antonio Banderas als Taucher Renaldo nur sehr kurz zu sehen und seine Rolle ist dadurch eigentlich verschwendet.
Auch wenn das Finale dann doch etwas übertrieben ist, bringt der Abenteuerfilm die üblichen Ingredienzen der Indiana Jones Filme zusammen – Archäologie, rasante Action, Nazis – und ruft damit auf jeden Fall Nostalgiegefühle bei den Fans der früheren Filme hervor. Das bedeutet aber auch, dass vom Publikum einige Grundkenntnisse erwartet werden, denn nur dann kann man den Charme der vielen Witze und Szenen als Reminiszenzen verstehen.
Insgesamt mag ″Indiana Jones und das Rad des Schicksals″ nicht viel Neues zeigen, aber er ist ein solider Abschluss der Reihe, die 1981 begonnen hat, und damit ein Fan-Geschenk pur. Der Film kann ganz sicher nicht an die Original-Trilogie heranreichen, aber er zeigt ein spätes und letztes Abenteuer des bekanntesten und coolsten Archäologen der Filmgeschichte. Darin werden viele offenen Fragen beantwortet und es kann ein letztes Mal Nostalgie aufkommen, denn der Zuschauer bekommt – wie schon gesagt - eigentlich alles, was er erwartet hat: eine spannende Story, Indys Hut und seine Peitsche, eine starke Frau, einen lustigen Sidekick, Nazis als Bösewichte und die Musik von John Williams. Es lohnt sich deshalb sich den Film unbedingt im Kino anzusehen.
Foto 1: Indiana Jones (Harrison Ford) © 2022 Lucasfilm Ltd. & TM
Foto 2: Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) und Indiana Jones (Harrison Ford) © 2022 Lucasfilm Ltd. & TM
Foto 3: Dr. Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) © 2022 Lucasfilm Ltd. & TM
Foto 4: Indiana Jones (Harrison Ford) und Teddy (Ethann Isidore) © 2023 Lucasfilm Ltd. & TM.
Info:
Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023)
Originaltitel: Indiana Jones and the Dial of Destiny
Genre: Abenteuer, Action, Sequel, Komödie
Filmlänge: 102 Min.
Regie: James Mangold
Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, David Koepp, James Mangold
Darsteller: Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Boyd Holbrook, Antonio Banderas, John Rhys-Davies, Toby Jones, Thomas Kretschmann, Oliver Richters, Shaunette Renée Wilson, Ethann Isidore, Jill Winternitz u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 29.06.2023