Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 1. Mai , Teil 1

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Die französisch-deutsche Produktion, die ab 1. Mai in den Kinos anläuft, nimmt das Märchen beim Wort und entwirft in neuen und dramatischen Bildern die bewegende Geschichte von der jungen unschuldigen Schönen, durch deren Liebe das Biest wieder zum Prinzen werden kann. Dabei nutzt der Film, den man der schönen Naturbilder wegen erst einmal für 'altmodisch' hält, alle technischen Tricks der heutigen Filmkunst.

 

 

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST

Die Älteren können sich sicher noch an den Ruhm der ersten Verfilmung des französischen Märchens LA BELLE ET LA BETE erinnern, denn es war der damals berühmte Jean Cocteau, der direkt nach dem Krieg mit seinem Film von Wundern sprach und damit auch Wunden heilen wollte. Und wer 1991 Kind war oder Eltern, der schaute sich den gleichnamigen Zeichentrickfilm von Walt Disney an, der aus dem Volksmärchen des Erfolges wegen gleich zwei Fortsetzungen machte. Insgesamt gab es sogar acht Verfilmungen und zwei unterschiedliche Musicals, so tief entspricht der Stoff von der Schönen und dem Biest unserem kulturellen Gedächtnis.
 
Die jüngste Verfilmung vereint vier bekannte Namen: die Franzosen Léa Seydoux als Schöne, André Dussolier als deren Vater, Vincent Cassel in der Doppelrolle als Prinz und Biest und die deutsche Sängerin, Musikerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld als gemordete Prinzessin in einer zeitlosen, romantischen Zauberwelt. Diese Rolle war ihr wichtiger als Hollywood, deren Angebote sie auch jetzt im April nach der Geburt ihres Sohnes ablehnte. Zu ihrem Spiel sagte der Regisseur bei der Vorstellung des Films anläßlich der Berlinale 2014: „Sie ist anmutig und ihre Sterbeszene ist die berührendste im Film, die emotionalste.“
 

Die Geschichte geht so: Im Jahre 1810 treibt ein Schiffbruch einen wohlhabenden Händler und Vater dreier Töchter und dreier Söhne in den finanziellen Ruin. Die Familie zieht aufs Land und lebt fortan in ungewohnt ärmlichen Verhältnissen. Nur die Jüngste, die anmutige Belle, kann sich für die ländliche Idylle begeistern. Doch das Schicksal schlägt ein zweites Mal zu. Als der Vater in einem verwunschenen Schloßgarten eine Rose für Belle pflückt, wird er vom Besitzer, einem Ungeheuer, des Diebstahls geziehen und von ihm zum Tode verurteilt. Furchtlos begibt sich Belle anstelle des Vaters in den Palast, bereit, sich zu opfern. Doch dort erwartet sie nicht der Tod, sondern ein äußerst merkwürdiges Leben, erfüllt von Magie, Luxus und Melancholie. Jeden Tag, ohne Ausnahme, speist Belle in eleganter Abendrobe gemeinsam mit dem Biest zu Abend. Jede Nacht wird sie von Träumen heimgesucht, die ihr die tragische Vergangenheit des Biestes enthüllen. Wir Zuschauer bewundern angesichts des schockierend häßlichen und gefährlichen Aussehens der Bestie das liebenswerte Verhalten der Schönen, die längst um die Tragik des Menschen hinter der furchterregenden Maske weiß.



Das Untier verspürt ein stärker werdendes Verlangen nach der schönen, jungen Frau. Die nimmt allen ihren Mut zusammen, um das Geheimnis des bösen Zaubers zu entdecken, unter dem ihr unheimlicher Bewunderer leidet und den sie durch ihre Liebe erlösen kann. Die gefundenen Bilder mitsamt der sie bewohnenden Zauberwelt kommen einem auf der Leinwand so bekannt wie unbekannt vor. Das liegt daran, daß wir einen typischen Märchenwald vor uns haben, voll von Bäumen, deren Zweige bis zum Boden hängen, nebelverschleiert und romantisch. Doch dann belebt sich diese Natur mit Zauberkräften. Die Bäume laufen davon, die Zweige umschließen die Brüder, die ins Schloß wollen, nicht so sehr, um die Schwester zu retten, sondern, um vom Reichtum etwas abzubekommen.

 

Es sind diese filmischen digitalen Mittel, die DIE SCHÖNE UND DAS BIEST sehenswert machen. Da gibt es auf einmal wie im Schluß von Don Giovanni einen Steinernen Riesen, der alle und alles niedertrampelt. Aber dann hört man im Hintergrund Wagner und denkt sich, ach ja, das sind die Riesen Fafner und Fasolt aus dem Rheingold. Der Regisseur spielt also mit unserer Phantasie und mit unseren Erfahrungen und zeigt, daß ein Märchenwald mindestens genauso viel Potential für Unvorhergesehenes hat wie der Weltraum, in dem sonst das Unwahrscheinliche passiert.

 

 

Wie die Geschichte ausgeht und welche Rolle dabei die Prinzessin spielt, das darf man nicht im Detail verraten. Daß Liebe belohnt wird, das aber darf man sagen und auch, daß die rachsüchtigen und egoistischen Menschen, zu denen auch die Geschwister der Schönen zählen, für ihre Gemeinheiten bestraft werden. Ende gut, alles gut.

 

INFO:

Frankreich / Deutschland 2014, 112 Min

Original Französisch

REGIE:

Christophe Gans

DARSTELLER:

Vincent Cassel
Léa Seydoux
André Dussollier

Yvonne Catterfeld