Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 1. Mai , Teil 2



Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Das ist ein Film, den man erst einmal merkwürdig findet. Wie eine Schachtel in der Schachtel in der Schachtel entschlüsselt sich dann aber vor den eigenen Augen, was passiert, wenn der Mensch denkt und ein anderer lenkt.



Die Erfindung der Liebe

Glaubwürdig kann Regisseurin Lola Randl versichern, daß die eigentliche recht melodramatische Filmgeschichte schon zuvor derart verrückt, im Sinne von die Dinge verrücken, gewesen sei und wir sehen die ersten Ergebnisse ihres ursprünglichen Films dann auch gleich. Denn mitten in den Dreharbeiten starb eine der beiden weiblichen Hauptrollen, just diejenige, die auch für das Verrückte in der Handlung zuständig war. Es ist Maria Kwiatkowsky, eine so schroffe wie liebenswürdige Person, die mit ihrer Lebendigkeit, ja Überdrehtheit und ihrem unbändigem Drang nach dem Außergewöhnlichen eine deutliche Marke im Filmgeschäft setzte. Was tun?



Regisseurin Randl, zugleich mit Philipp Pfeiffer auch Drehbuchautorin, nahm den Tod ihrer Schauspielerin nicht als Gottesurteil an, sondern machte den Himmlischen Vater oder das Schicksal dann gleich zum Mitautor. Auch im Film, den wir heute sehen, stirbt nun die junge Emily (Maria Kwiatkowsky), eine Schauspielschülerin. Damit beginnt nun der Anfang des jetzigen Films. Am Grabe von Emily trauert das verstörte Filmteam. Sie alle wissen, daß in dieser Trauer auch das Sterben des eigenen Films eingebunden ist. Doch aus Trauer kann auch Stärke entstehen. Die Filmleute begehren auf, daß das alles gewesen sein soll und überlegen, daß die Rolle der Emily einfach von der Praktikantin übernommen werden soll.



Die sehen wir also gleich doppelt: Marie Rosa Tietjen. Einmal als Praktikantin bei den Dreharbeiten und als kostümierte Emily bei den Aufnahmen von dem Film im Film. Dazu hat sie so merkwürdige Zeichen auf dem Gesicht. Denn der Trick ist, daß im fertigen Film dann digital das Gesicht der Verstorbenen zu sehen sein wird. Noch einmal: den fertigen Film sehen wir nie. Dieser Film DIE ERFINDUNG DER LIEBE zeigt die Dreharbeiten zum Film, wobei wir natürlich den Inhalt der Geschichte ständig mitbekommen. Und der geht so.



Da ist die vor Ideen und Kraft strotzende und Unternehmungslustige Emily mit ihrem Freund Daniel (Bastian Trost). Schnell merken wir, die beiden sind wirklich verliebt, aber da ist keine Aussicht auf eine materielle Grundlage für diese Liebe. Die zündende Idee hat Emily, ausführen muß es Daniel, nachdem er zufällig eine junge todkranke Unternehmerin kennenlernte. Er muß sich bei ihr auf eine ausgeschriebene freie Stelle bewerben. Von Amine von Kirsch (Sunnyi Melles hervorragend exzentrisch) wird er sofort wieder erkannt und wird als Gärtner eingestellt, wobei er schnell zum Lebensberater avanciert und dann sogar zum Heiratskandidaten wird. Problem für die, ihre Intrige genau verfolgende Emily ist dann nur, daß auch Daniel sich zurückverliebt.



Nein, wir wollen die Geschichte gar nicht weitererzählen, in der es darum geht, daß wir mit wachen Augen im Film verfolgen, wo wir uns jeweils befinden. Also im Film oder im Herstellen des Films. Aber auch sagenhafte Orte lernen wir kennen. Der neue Schwiegersohn wird der Familie nebst Honoratioren vorgestellt im väterlichen Jagdschloß, wo Amines Vater (Mario Adorf, ausgesprochen soigniert ) und ihre Mutter (wunderbar Irm Hermann wiederzusehen) große Mühen haben, sich an den Schwiegersohn zu gewöhnen, was uns einen Heidenspaß macht.

 

Foto:

Mario Adorf mit der 26jährig verstorbenen Maria Kwiatkowsky, die während der Dreharbeiten verstarb, woraufhin ein neues Drehbuch die alten Aufnahmen mit den neuen zu diesem beachtlichen Film machte.