die beidenSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Donnerstag, 6. Juli 2023, Teil 3

Rebecca Marder

Paris (Weltexpresso) - Im Alter von 20 Jahren wurde ich (im Foto links) Mitglied der Comédie-Française und blieb dort sieben Jahre. Das Theater war mein Leben. Nach dem Vorsprechen für MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN las ich das Drehbuch, das das Originalstück mit seiner Sprache, seinen geistreichen Dialogen und zeitgemäßen Themen aufgreift. Das war für mich eine vertraute Welt, aber mit einer neuen Dimension: Kino. Wie im Theater haben wir viel geprobt, manchmal direkt in den Kulissen. Die Kostüme wurden uns auf den Leib geschneidert. Alles wurde im Voraus durchdacht und geplant, so dass wir, wenn wir zum Dreh kamen, das nötige Selbstvertrauen und die Sicherheit hatten, um uns dem allmächtigen Akt der Schauspielerei hinzugeben.

Am Set herrschte eine große Aufregung, wir waren ständig in Bewegung. Die Dreharbeiten vergingen wie im Flug. Ich hatte das Gefühl, dass ich nie wirklich mit dem Schauspielen aufhörte – es fühlte sich ähnlich an wie die dramatische Kontinuität, die man auf der Bühne spürt, wenn man ein Stück aufführt. Und wir hatten den Zusammenhalt und den Geist einer Theatertruppe. Die großen, etablierten
Schauspieler und diejenigen von uns, die noch unerfahren waren, wurden alle ebenbürtig behandelt. Neben ihnen zu arbeiten, hat uns beflügelt. Wir waren wie spielende Kinder, die sich darin verloren. Es herrschte ein echter Enthusiasmus, wir waren alle so glücklich, gemeinsam Spaß an diesem Stoff zu haben. Und diese Freude haben wir auch mit der restlichen Crew geteilt, denn wir haben alle
gemeinsam daran gearbeitet, die Komödie zum Leben zu erwecken.

Meine Figur ist anfangs Madeleines beste Freundin, ihre Schulter zum Ausweinen, ihre Vertraute. Zu Beginn scheint sie die Stärkere von
beiden zu sein, aber hinter ihrer durchsetzungsfähigen Persönlichkeit erkennen wir, dass sie zerbrechlich ist, besonders in
Herzensangelegenheiten. Und doch ist sie nicht eifersüchtig auf Madeleine. Pauline und Madeleine sind beste Freundinnen. Ich habe mir
vorgestellt, dass Pauline eine Art symbiotische Liebe für Madeleine empfindet, eine Mischung aus romantischer Liebe und Bewunderung.
Der Film deutet dies nur an, nichts ist explizit. Und genau das macht Pauline sowohl stark als auch sympathisch. Wir nehmen ihre Gefühle
wahr und können sie interpretieren, wie wir wollen.


Über REBECCA MARDER
Rebecca Marder, geboren 1995 in Paris, ist Tochter der französischen Theaterjournalistin Mathilde La Bardonnie und des USamerikanischen Musikers Marc Marder. Sie begann ihre Schauspielkarriere im Alter von fünf Jahren in dem Film CECI EST MON CORPS von Rodolphe Marconi. 2007 folgte eine Rolle in KID POWER – DIE NERVENSÄGEN neben Pascal Légitimus und Sandrine Bonnaire. Von 2008
bis 2011 absolvierte sie eine Ausbildung am Conservatoire Municipal Maurice Ravel. Währenddessen war sie in DIE KINDER VON PARIS (2010) zusammen mit Jean Reno und Mélanie Laurent zu sehen.

2012 gewann sie den Preis als beste weibliche Newcomerin beim Festival de la fiction TV de La Rochelle für ihre Darbietung in Alain Tasmas „Emma“. Ab 2014 besuchte sie für zehn Monate die Schule des
Théâtre national de Strasbourg, bis sie von Éric Ruf entdeckt wurde und eine Festanstellung an der Comédie-Française erhielt. Dort stand sie bis 2022 regelmäßig in klassischen Rollen auf der Bühne.  Neben ihrer Theaterkarriere ist Marder eine gefragte Filmschauspielerin. Auf der Berlinale 2020 war sie im französischkambodschanischen Dokumentarfilm IRRADIÉS zu sehen. 2021 übernahm Marder die Hauptrolle in A RADIANT GIRL, unter der Regie von Sandrine Kiberlain. Der Film feierte auf den Filmfestspielen von Cannes Premiere und Marder wurde für ihre Performance sowohl für einen César als auch für einen Prix Lumière als Beste Nachwuchsschauspielerin nominiert.


FILMOGRAPHIE (Auswahl)

2023 MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN
2022 SIMONE VEIL – EIN LEBEN FÜR EUROPA
2021 A RADIANT GIRL
2020 IRRADIÉS
2020 EINE FRAU MIT BERAUSCHENDEN TALENTEN
2019 EINSAM ZWEISAM
2007 KID POWER – DIE NERVENSÄGEN!

Foto:
©Verleih

Info:
Schauspieler

Madeleine Verdier     Nadia TERESZKIEWICZ
Pauline Mauléon       Rebecca MARDER
Odette Chaumette    Isabelle HUPPERT
Palmarède                Dany BOON
Richter Rabusset     Fabrice LUCHINI
Monsieur Bonnard   André DUSSOLLIER
André Bonnard        Édouard SULPICE

Stab
Regie        François OZON
Drehbuch in Zusammenarbeit mit François OZON Philippe PIAZZO
Frei nach dem Theaterstück „Mon Crime“ (1934)

Abdruck aus dem Presseheft