Neu auf DVD, Blu-ray und als exklusives Mediabook ab dem 20. Juli 2023
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Viele Städte leiden unter einer Rattenplage. Sie verstecken sich überall, tanzen auf den Tischplatten oder klauen dem Konditor die Torten direkt unter seinen Augen. Da kommen der Kater Maurice (Stimme im Original: Hugh Laurie / deutsche Stimme: Bastian Pastewka) und der junge Flötenspieler Keith (Himesh Patel / Jerry Hoffmann) ins Spiel. Denn was braucht eine Stadt mit einer Rattenplage: natürlich einen geschickten Rattenfänger.
Der sprechende Kater Maurice preist seine Hilfe an, kassiert ab und dann tritt der naive Keith in Aktion und führt die Ratten aus der Stadt heraus zum nächsten Fluss, wo sie sich in die Fluten stürzen, während Maurice sich mit dem Geld aus dem Staub macht.
Doch die Ratten ertrinken nicht, denn der gewiefte Kater hat die perfekte Masche entdeckt, um den naiven Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Er reist zusammen mit Keith und einer bunten Truppe schlauer ebenfalls sprechender Ratten von Dorf zu Dorf und zieht überall die gleiche erfolgreiche Show ab.
Die intelligenten Ratten sind dadurch entstanden, dass sie die Abfälle der Unsichtbaren Universität gefressen haben. Ihre Namen haben sie von den Lebensmitteln durch die sie sich verändert haben. Jetzt heißen sie Sonnenbraun (David Thewlis), Pfirsiche (Gemma Arterton), Gefährliche Bohnen (David Tennant / Murali Perumal), Sardinen (Joe Sugg) oder Nahrhaft (Julie Atherton / Janin Ullmann). Wieso der Kater Maurice auch sprechen kann, erzählt er seinen Rattenfreunden erst sehr viel später.
Allerdings fangen die Ratten plötzlich an, eine Art von Gewissen zu entwickeln und wollen mit den Gaunereien aufhören. Vor allem Gefährliche Bohnen, der erste Rattenphilosoph, plädiert für eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen Menschen und Ratten, doch der etwas geldgierige Maurice überzeugt seine Freunde zu einem letzten Coup in einem Städtchen namens Bad Blintz.
In Bad Blintz sieht aber alles ganz anders aus, da gibt es erst einmal keinerlei Essen und alle Geschäfte sind geschlossen. Die Freunde merken recht bald, dass ihr Plan diesmal nicht so leicht aufgeht. Denn in den Kellern und Abwasserkanälen der Stadt wartet etwas ziemlich Düsteres und Geheimnisvolles auf sie.
Doch Maurice wäre nicht Maurice, wenn er nicht mit jeder Menge Tricks versuchen würde, zusammen mit seinen Ratten-Freunden das bedrohliche Geheimnis des Städtchens zu lüften. Zuerst einmal treffen sie auf Malicia (Emilia Clarke / Gabrielle Pietermann), die Tochter des Bürgermeisters, die zwar etwas viel und schnell spricht und die als passionierte Leserin endlich mal selbst ein paar der Abenteuer erleben will, von denen sie seit Jahren in ihren Büchern gelesen hat. Nebenbei hat sie auch noch ein Auge auf Keith geworfen (was der junge Mann auch gerne erwidert).
Zusammen stoßen sie nicht nur auf ein paar fiese Gestalten, sondern auch auf die Legende von einem mysteriösen Rattenkönig, der hier sein Unwesen treiben soll. Bald ist klar, dass das ganze Abenteuer viel gefährlicher ist als erwartet – möglicherweise sogar lebensgefährlich…
Maurice, der Kater (2001) (Englischer Titel: The Amazing Maurice and His Educated Rodents) ist ein Roman des britischen Autors Terry Pratchett (1948 - 2015). Es ist der 28. (von 41) Scheibenwelt-Roman, wurde aber zunächst als fantastisches Kinderbuch konzipiert. Pratchett gewann mit diesem Buch die jährlich verliehene Carnegie-Medaille des britischen Buchhandels für das beste Kinderbuch des Jahres.
In der hier besprochenen deutsch-englischen animierten Co-Produktion werden die beliebten Figuren aus Terry Pratchetts Roman zum Leben erweckt. Inspiriert vom Märchen über den Rattenfänger von Hameln entspinnt Pratchett eine charmante, fantasievolle und humorvolle Geschichte.
Regisseure von ″Maurice der Kater″ sind Toby Genkel und Florian Westermann. Toby Genkel ist ein erfahrener Regisseur von Animationsfilmen. So war er in den letzten Jahren bereits für "Ooops! Die Arche ist weg" (2015), "Überflieger - Kleine Vögel, großes Geklapper" (2016), ″Ooops! 2 – Land in Sicht″ (2020) und ″Die Olchis – Willkommen in Schmuddelfing″ (2021) verantwortlich. Das Drehbuch schrieb der für das Drehbuch zu ″Shrek″ (2001) Oscar-nominierte Terry Rossio, der auch an den Drehbüchern bei vier der fünf ″Pirates of the Caribbean″-Filmen mitgearbeitet hat.
Terry Rossio gelingt es wunderbar aus dem ewig flunkernden und vor allem auf seinen eigenen Vorteil bedachten Titelhelden Maurice einem charismatischen Sympathieträger zu formen. Die obligatorische langsame Veränderung zur Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft gerät plausibel, kurzweilig und auch frei von aufgesetzten Moralpredigten. Dabei kann man natürlich die vielen Wortspiele aus dem Roman nicht direkt in den Film übersetzten, denn da geht es vielmehr um Action und was den Charakteren passiert.
Besonders gelungen ist, dass der Film nicht nur mehrere Handlungsstränge hat, sondern er erzählt seine Story auch auf mehreren Ebenen. Denn es wird sozusagen eine Geschichte in einer Geschichte erzählt und darin gibt es auch noch eine weitere Geschichte. Zuerst ist da die Rahmenhandlung, in der Malicia die Erzählerin ist, dies wird mit dem Hauptstrang der Story verknüpft aber auch immer wieder durchbrochen, denn Malicia meint andauernd, dass sie sich selbst in ihren Märchenbüchern befindet. Dabei benutzt sie (als nette Persiflage auf blinden religiösen Gehorsam) Beatrix Potters ″Peter Hase″ Geschichte. Dieses Buch ist auch das Lieblingsbuch des Rattenclans und die halten es bibeltreu für die wahrhaftige Versprechung eines geweihten Landes, in das sie unbedingt kommen wollen. Es trifft sie dann auch hart als sie begreifen müssen, dass das Buch, das sie während ihren Abenteuern immer mit sich herumschleppen, nur eine nette Unterhaltung mit moralischem Hintergrund ist.
Natürlich ist der zentrale Plot es Films eine skurrile Abwandlung des Rattenfängers von Hameln. Das führt dann auch dazu, dass sich einige der Charaktere von den anderen absetzen, um die echte Flöte des Rattenfängers zu bekommen, und dadurch ein ganz eigenes Erlebnis haben, in dem zwei Märchen miteinander vermischt werden. Hier tritt in einer Nebenhandlung kurz ein weiterer Bösewicht auf.
Trotzdem ist natürlich die wichtigste Frage, wer und was ist eigentlich der legendäre Bösewicht des Films und mit welchen Mitteln kann er bekämpft werden.
Der Animationsfilm mag nicht Hollywood-Standard haben, aber er hat eine gelungene Animation, liebenswerte Figuren und eine spannende Geschichte. Vor allem die Mäuse-Charaktere sind sehenswert, denn jedes der Tierchen hat seine Eigenarten und seine Motivation, so dass man sie nach einiger Zeit auch sehr gut auseinander halten kann. Vor allem da sie auch immer wieder getrennt werden, hat man die Chance, die wichtigsten Individuen auch besser kennenzulernen.
In der englischen Originalfassung werden die Hauptrollen von bekannten englischen Schauspielern gesprochen, die bewusst teilweise in gebildetem Englisch sprechen. Die Hauptrollen werden dabei von Hugh Laurie als Maurice, Emilia Clarke als Malicia, Himesh Patel als Keith, David Tennant als Gefährliche Bohnen und Gemma Arterton als sein Love Interest Pfirsiche gesprochen.
Aber auch die deutsche Synchronisation ist gelungen, denn Bastian Pastewka gibt Maurice die nötige Gerissenheit. Die hibbelige Malicia wird von Gabrielle Pietermann gesprochen, Jerry Hoffmann gibt dem etwas einfach gestrickten Keith seine Stimme und Janin Ullmann ist als neugierige Ratte ″Nahrhaft″ in einer kleineren Rolle zu hören.
″Maurice der Kater″ wurde in die Vorauswahl der Kinderfilme für den Deutschen Filmpreis 2023 aufgenommen, schaffte es dann aber nicht in die Endauswahl der letzten zwei Filme. Die FBW Jugendfilm Jury vergibt 3 von 5 Sternen und meint, dass der Animationsfilmen gut für Kinder ab acht Jahren geeignet ist, weil er für kleinere Kinder etwas unverständlich ist.
Insgesamt werden Drehbuchautor Terry Rossio und die Regisseure Toby Genkel und Florian Westermann dem parodistischen Aspekt von Terry Pratchetts Kinderbuch gerecht, denn die gelungene Verschachtelung der verschiedenen Handlungs- und Erzählebenen sind eine Liebeserklärung an die Ideen des Autors. ″Maurice der Kater″ ist ein animierter Fantasy-Spaß, den man sich auch als Erwachsener unbedingt zu Hause ansehen sollte.
Zusatz: Im Film gibt es ein wunderbares Easter-Egg, denn im Raum des Rattenkönig steht ein Büste, die ganz eindeutig Terry Pratchett darstellt.
Foto 1: Cover der DVD © Eurovideo
Foto 2: Ein ungewöhnliches Team: Maurice der Kater und sein Weggefährte Keith © Telepool
Foto 3: Nahrhaft, Gefährliche Bohnen, Pfirsiche und ihre sprechende Rattenbande © Telepool
Foto 4: Malizia freundet sich mit der steppenden Ratte Sardinen an © Telepool
Info:
"Maurice der Kater" ist ab dem 20.07.2023 als DVD, Blu-ray sowie als exklusives Mediabook im Handel erhältlich. Das Mediabook beinhaltet DVD und Blu-ray, sowie ein 24seitiges Booklet. Digital ist der Animationsfilm bereits ab dem 13. Juli 2023 verfügbar. Die DVD enthält eine deutsche und eine englische Sprachfassung in Dolby Digital 5.1, die Blu-ray in Deutsch und Englisch in DTS-HD Master 5.1. Die Untertitel sind auf der DVD und der Blu-ray in Deutsch für Hörgeschädigte. Das Bildformat bei der DVD und der Blu-ray ist 1,85:1 (16:9). DVD und Blu-ray enthalten außerdem eine deutsche Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte in Dolby Digital 2.0.
Extras auf der DVD sind (teilweise in Deutsch, sonst in Englisch mit deutschen Untertiteln):
Making Of (6:05 Min.)
Mini Making-Of (10:02)
Das Rattenquiz mit Bastian Pastewka (2:38)
Rattenarten mit Bastian Pastewka (1:53)
Blick hinter die Kulissen
----- Bastian Pastewka als Maurice (7:14)
----- Janin Ullmann als Nahrhaft (8:20)
----- Jerry Hoffmann als Keith (8:10)
Bastian Pastewka über seine Rolle als Kater Maurice (13:20)
Janin Ullmann über ihre Rolle als Ratte Nahrhaft (5:38)
Deutscher Trailer (1:32)
Maurice der Kater (Großbritannien, Deutschland, USA 2022)
Originaltitel: The Amazing Maurice
Genre: Literaturverfilmung, Animation, Fantasy, Abenteuer, Komödie
Filmlänge: ca. 85 Min.
Regie: Toby Genkel, Florian Westermann
Drehbuch: Terry Rossio – nach dem Roman Maurice, der Kater von Terry Pratchett (2001)
Originalsprecher: Hugh Laurie, Emilia Clarke, David Thewlis, Himesh Patel, Gemma Arterton, Hugh Bonneville, David Tennant, Rob Brydon, Julie Atherton, Joe Sugg, Peter Serafinowicz u.a.
Deutsche Sprecher: Bastian Pastewka, Gabrielle Pietermann, Jerry Hoffmann, Murali Perumal, Janin Ullmann u.a.
Verleih: Telepool
Vertrieb: Eurovideo
FSK: ab 6 Jahren