Festival des italienischen Genrekinos von Mittwoch, 19., bis Sonntag, 23. Juli im DFF Frankfurt
Lena Lustig
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eine Reise durch die bunte und wilde Welt des italienischen Genrekinos: „Terza Visione“ bedeutet „Dritte Spielzeit“ und ist einer früher in Italien üblichen Bezeichnung für Nachspielkinos entlehnt. Im Fokus des Festivals steht das populäre italienische Kino der 1940er bis 1990er Jahre, das in seiner Blütezeit einen Großteil der nationalen Filmproduktion ausmachte. Das Resultat ist eine verblüffende Vielfalt an Subgenres und Handschriften, die das Programm in 35mm-Kopien und mit Einführungen facettenreich beleuchtet.
Der Auftaktabend am Mittwoch, 19. Juli, ist Regisseur Dario Argento anlässlich seiner Hommage im Kino des DFF gewidmet. Argento ist am 18. und 19. Juli persönlich zu Foyergesprächen zu Gast im DFF.
Donnerstag, 20. Juli:
Im schwungvollen Musikfilm URLATORI ALL SBARRA (1960) gehören unter anderem Adriano Celentano, Elke Sommer und Chet Baker zur bemerkenswerten Besetzung. Im elegant-abgründigen Konversationsstück METTI, UNA SERA A CENA (1969) mit Jean-Louis Trintignant wendet Dario Argento als Drehbuchautor Suspense-Mechanismen auf die Welt der sexuellen Libertinage an. Joe D'Amatos berüchtigter, lange verbotener Horror-Kultfilm BUIO OMEGA (1979) ist ein makabres Melodram und eine so melancholische wie vulgäre VERTIGO-Paraphrase mit pulsierendem Goblin-Soundtrack. Im Unikum EVA MAN (DUE SESSI IN UNO) (1980) wird die sowohl mit weiblichen als auch mit männlichen Geschlechtsmerkmalen ausgestattete Eva zur idealen Testperson für eine spektakuläre Erfindung zur Steigerung des Lustempfindens von Frauen wie Männern.
Freitag, 21. Juli:
LA CONTROFIGURA (1971) schildert zwischen römischen Tiefgaragen und marokkanischen Stränden ein Eifersuchtsdrama mit Giallo-Motiven, während UN AMORE (1965) in bestechendem Schwarz-Weiß von obsessiven Affären erzählt. Im Gangsterfilm PIZZA CONNECTION (1985) widmet sich Damiano Damiani, bekannt für seine wütenden Politthriller, ausgehend von einer Pizzeria den mafiösen Verflechtungen zwischen New York und Palermo. Das SciFi-Kuriosum STRIDULUM (1979) von Giulio Paradisi kreuzt mit illustrer US-Besetzung (Mel Ferrer, Glenn Ford, Lance Henriksen, Sam Peckinpah) die Okkulthorror-Klassiker EXORCIST, OMEN und ROSEMARIES BABY mit Elementen aus CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND und dem Mystizismus des Spätwerks von Philip K. Dick.
Samstag, 22. Juli:
Alessandro Blasettis LA CORONA DI FERRO (1941) ist eine der ungewöhnlichsten Produktionen der Mussolini-Ära, der mythologische, historische, fantastische und romantische Motive in ein opernhaftes Gesamtkunstwerk überführt. NEROSUBIANCO (1969) von Tinto Brass gestaltet die Erlebnisse und Wunschträume einer jungen Frau in London als filmisches Happening und audiovisuellen Trip zwischen Pop-Art-Bilderflut und Prog-Rock-Musical. Ferdinando Baldis BLINDMAN (1971) zeugt als Zatōichi-Variation von der gegenseitigen Beeinflussung von Samuraifilm und Italowestern. Co-Star von Tony Anthony als blinder Revolverheld ist Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr. Der Erotik-Thriller PROFUMO (1987) von Giuliana Gamba erzählt von einer Frau, die ein normales Verhältnis zu ihrer Körperlichkeit sucht, und versucht, dem Status Quo der Geschlechter eine neue Utopie abzuringen.
Sonntag, 23. Juli:
Am Festivalsonntag sind Genrefilme aus anderen Ländern bei Terza Visione zu sehen. Den Brückenschlag bildet Luigi Cozzis GODZILLA (1977): Der nachkolorierte Remix der US-amerikanischen Version des japanischen Klassikers von Ishirō Honda wirkt aus heutiger Sicht wie eine postmoderne Kreuzung aus Pop-Art, Mondo und Avantgarde. PANE, VY JSTE VDOVA! (1971) ist eine bonbonbunte Bodyswitch-Komödie von DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL-Regisseur Václav Vorlíček, voller Serienmörder, Bomben, gefährlichen Operationen und abgehackten Gliedmaßen – und trotzdem stets leichtfüßig und gut gelaunt. Eine wilde Mischung verschiedener Zutaten bietet auch das Rip-Off LADY TERMINATOR (1989), das angereichert mit indonesischer Folklore eine durchaus selbstbewusste und eigenständige Variation des Schwarzenegger-Welterfolgs liefert. Zum Abschluss bietet LE FRISSON DES VAMPIRES (1971) von Genre-Lyriker Jean Rollin einen schaurig-schönen Reigen erotischer Blutsauger-Poesie in allen Farben der Nacht.
Ticketinfo: Die Festival-Dauerkarte (80,- Euro), diesmal lediglich gültig vom 20.-23. Juli, ist vom 21. Juni, 15 Uhr, an online und an der Kasse als kostenfreies „Reservierungs-Ticket“ reservierbar (kann jedoch erst ab 18. Juli vor Ort abgeholt und bezahlt werden).
Foto:
Filmstill aus LA CONTROFIGURA (1971)
Dario Argento
©dff.film
Info:
Quelle: dff.film