Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. Juli 2023, Teil 6
Redaktion
Melbourne (Weltexpresso) - VFX Supervisor und Post-Produktions-Manager Marty Pepper erklärt: „Die Regisseure wollten, dass alles so echt wie möglich aussieht und die Stunts und Effekte ‚in-camera‘ ausgeführt werden. Angesichts ihrer Erfahrung mit brutal realistischen YouTube-Filmen wusste ich von der ersten Minute an, dass die ‚in-camera‘-Methode für die Erzählung der Geschichte entscheidend sein würde. In der Vorproduktion wurde der Einsatz von traditionellen Make-up-Effekten und physischen Stunts ausführlich besprochen, um den richtigen Look und das richtige Feeling hinzubekommen.
Mit digitalen VFX-Effekten konnten dann Drahtgestelle entfernt, Teile der verschiedenen Kulissen nachgebaut und das Erscheinungsbild subtil verändert werden. Die Kamera konnte sich frei bewegen und drehen; was immer nötig war, um die Geschichte zu erzählen. In der Postproduktion bearbeiteten wir es dann nach Bedarf.“ Eine der Prioritäten für VFX war, dass die Besessenheitsszenen so real wie möglich aussehen mussten. Mary erklärt: „Diese Szenen waren sehr wichtig für die Glaubwürdigkeit des Films und seiner Figuren. Wenn diese Momente nicht realistisch wären, würde der Film nicht funktionieren. Wie geplant spielten die digitalen Effekte bei der ersten Besessenheit eine Nebenrolle – nur ein leichter Handgriff oder eine Pupillenerweiterung. Bei der zweiten Besessenheit war das anders: Das Drehbuch sah vor, dass Daniel leidenschaftlich mit Jades Hund rummacht. In einem anderen Film wäre der Hund komplett CGI gewesen, aber unserer musste verdammt echt aussehen. Der handbetriebene Hundekopf
einer Puppe wurde eingesetzt, um den richtigen Kontakt während der Aufnahmen mit den Schauspielern herzustellen. Der erste Teil der Riley-Besessenheit wurde mit großartigen Prothesen und geringfügigen Verbesserungen durch die clevere Arbeit des Art Department bewerkstelligt. Als er dann (an Drähten) quer durch den Raum fliegt, kamen mehr digitale Effekte zum Einsatz.“
Diese Herangehensweise, alles möglichst authentisch dazustellen, ergab sich nicht nur aus dem langjährigen Engagement der Regisseure für Kameratechniken, sondern auch aus der Bedeutung der Erfahrung für die Figuren. Mia-Darstellerin Sophie erklärt: „Für Mia ist die Hand eine Flucht aus der Realität. Sie ist unzufrieden mit der Art und Weise, wie ihr Leben verläuft. Die Hand ist für sie eine Möglichkeit, all das loszulassen.“ Otis Dhanji, der Daniel spielt, fügt hinzu: „Die Hand selbst ist dieses übernatürliche, fast satanistische Ding, das Gegenteil von dem, woran Daniel zu glauben gelernt hat. Es ist also so, als würde er das komplette Gegenteil von dem tun, was man ihm beigebracht hat. Er fühlt sich wirklich unwohl mit dem, was er ist, und er versucht, den Leuten zu beweisen, dass er nicht nur ein behüteter christlicher Junge ist. Er versucht den Eindruck zu zerstören, dass er ein Musterknabe ist, und sich gegen das zu stellen, was seine Eltern ihm aufzwingen.“
Die Priorität, die Hand und diese Obsession realistisch wirken zu lassen, setzte sich bis in den Tonprozess fort. Sounddesignerin Emma Bortignon erklärt: „Die Hand selbst zieht sich auf der Sound-Ebene wie ein roter Faden durch den Film. Wir haben versucht, klanglich so strukturiert wie möglich zu sein. Wenn jemand die Hand berührt oder mit ihr interagiert, erzeugt das einen ganz bestimmten Sound. Ich habe eine Menge Experimente gemacht, um den richtigen Sound zu finden. Wenn die Hand herunterfällt und auf dem Boden aufschlägt, tut sie das mit einem gewaltigen Knall. An einer Stelle rutscht sie über den Boden. Ich habe das Geräusch eines Grabsteins verwendet, der über Beton geschleift wird. Ich habe mit vielen Leder- und Holzklängen und vielen anderen Klängen experimentiert, um dem Ganzen eine zusätzliche Textur zu geben.
Wenn jemand die Hand ergreift, musste das solide und schwer klingen. Sie musste Gewicht haben und gleichzeitig musste es ein sehr vielschichtiger Klang von Keramik sein. Es sollte eine sehr eindringliche Erfahrung sein. Bei dieser Geschichte konnten wir zwischen den alltäglichen Geräuschen unserer Figuren und den Geräuschen der Obsession wechseln. Sobald jemand von den Geistern besessen ist, haben wir viele Aspekte des Sounddesigns verändert. Wir haben das Fundament der alltäglichen Geräusche herausgenommen und eine ganz leichte Schicht des Schreckens hinzugefügt, die wie ein leises Rumpeln klingt. Und da sich die Besessenheit stufenweise aufbaut, werden langsam neue Elemente hinzugefügt, um dann zu dem Punkt zu gelangen, an dem wir im vollen Besessenheitsmodus sind und es mehr um Gefühle geht. Ich finde es interessant, das zu tun, denn Horror ist ein Genre des Risikos, aber wir waren auch sehr subtil. Wir haben nicht versucht, alles auf der Tonebene abzubilden. Wenn man den Film im Kino schaut, wird man diese Dinge aufgreifen. Manchmal zart, manchmal sehr plakativ.“
Für die von Geistern bewohnten Charaktere mussten auch veränderte Stimmen geschaffen werden. Dafür wurden neue Synchronsprecher in die Nachbearbeitung einbezogen. Emma erklärt: „Die Figuren sind von einem Geist besessen, und ihre Körperlichkeit verändert sich ebenso wie der Klang ihrer Stimme. Wenn sie also sprechen, sprechen sie mit der Stimme des Geistes. Wir brauchten Sprecher für die Geister, weil wir sie immer nur im Kontext des Films sehen, und sie nie wirklich sprechen hören, außer durch ihre Wirtsfiguren. Diese Geisterstimmen wurden auf der Basis ihres Klangs, ihrer Charakterisierung und ihrer Fähigkeit, Gefühle zu vermitteln, besetzt. Wir ließen die Schauspieler die Worte einer anderen Figur Takt für Takt nachahmen, so dass es, wenn man eine Stimme über eine andere legt, so klingt, als käme sie von derselben Person. Wir haben die Stimme des Schauspielers und die des Geistes übereinandergelegt und manchmal haben wir sie leicht beeinflusst, nur eine leichte Tonhöhe nach unten oder oben korrigiert. Dann haben wir langsam von der Stimme des Schauspielers zur Stimme des Geistes gewechselt. Das war sehr subtil, vor allem im Horrorgenre, in dem vieles oft sehr pompös ist.“
Emma war von diesem Prozess begeistert: „Michael und Danny sind klanglich sehr feinfühlig, so dass sie jeden kleinen Atemzug, jeden kleinen Moment, jeden kleinen Tonfall hören konnten und in der Lage waren, darauf auf kreative Weise zu reagieren. Wir haben uns die Stimmen der Geister sorgfältig angehört und versucht, einen nahtlosen Übergang von der Figur zum Geist und wieder zurück zu schaffen, wobei wir vor allem auf die Emotionen gesetzt haben. Sie haben sich nicht an Vorgaben gehalten, sondern wussten immer, was das Richtige war, sobald sie es gehört hatten. Michael und Danny sind sehr gut aufeinander eingespielt. Sie unterstützen sich gegenseitig und geben sich Rückendeckung. Sie hören sich auch sehr aufmerksam die Ideen des jeweils anderen an, denn als Zwillinge sind sie gleichzeitig sehr verschieden und sich doch auch sehr ähnlich. Und so gibt es dieses ständige Wechselspiel zwischen den beiden. Sie sind sich gegenseitig die größten Unterstützer, aber auch die größten Kritiker. In dieser Hinsicht war es also sehr dynamisch.“
Abschließend fügt Emma hinzu: „Ich finde, dass der Film wirklich gut ist, weil er das Genre des psychologischen Horrors nutzt, um wirklich wichtige Themen zu behandeln, mit denen junge Menschen heute konfrontiert sind. Er verwendet die Sprache junger Menschen, um Themen zu beleuchten, über die man meiner Meinung nach nur schwer sprechen kann. Es ist nicht offensichtlich und im Kontext des Films versteckt – man könnte sich diesen Film leicht ansehen und einfach nur sehr gut unterhalten werden. Tatsächlich aber spricht der Film Dinge an, mit denen nicht nur junge Menschen konfrontiert sind.“
Fortsetzung folgt
Foto:
©Verleih
Info:
Ein Film von Danny Philippou & Michael Philippou
mit Sophie Wilde, Alexandra Jensen, Joe Bird, Miranda Otto
Horrorfilm, Australien 2022, 94 Minuten
Besetzung
Mia SOPHIE WILDE
Jade ALEXANDRA JENSEN
Riley JOE BIRD
Daniel OTIS DHANJI
Sue MIRANDA OTTO
Hayley ZOE TERAKES
Joss CHRIS ALOSIO
Max MARCUS JOHNSON
Rhea ALEXANDRIA STEFFENSEN
Stab
Regie DANNY PHILIPPOU & MICHAEL PHILIPPOU
Drehbuch DANNY PHILIPPOU
Abdruck aus dem Presseheft